1127 - Die Ewigen Diener
jetzt befand, solche Ablagerungen bilden konnten?
Sie war durch diese Frage überfordert und wandte ihre Aufmerksamkeit Lucius und den drei Schatt-Armarong zu. Es schien, als hätte sie bisher nichts versäumt. Sie lauschte einige Sekunden lang und kam zu dem Schluß, daß bisher nur nichtssagende Phrasen ausgetauscht worden waren.
„Wir kommen zu euch im Auftrag unserer Herrin, die auch eure Herrin ist", hörte sie Lucius sagen. „Wir haben den Auftrag, festzustellen, ob ihr imstande seid, das zu tun, was unsere gemeinsame Herrin von euch erwartet."
Eine raue, bellende Stimme klang in Sychos Lautsprechern auf, und sie erschrak. Dann sagte sie sich, daß die Stimme eines Schatt-Armarong geradezu zwangsläufig fremdartig und bedrohlich klingen mußte. Sie zwang sich, nicht auf den Klang, sondern auf den Sinn der Antwort zu hören.
„Wir heißen euch willkommen", sagte der Schatt-Armarong, und sie hatte den unbestimmten Eindruck, daß es sich um eine Phrase handelte, die er schon oft wiederholt hatte.
Und gleichzeitig keimte in ihr ein Gefühl, das ihr unbekannt war. Sie sah Lucius an, der vor diesen Robotern stand, und sie fühlte sich ihm auf eine nie gekannte Art verwandt.
Lucius war jung. Er war - genau wie Sycho - erst vor wenigen Wochen existent geworden.
Die Roboter wirkten nicht alt im eigentlichen Sinn. Ihre Körper waren makellos.
Sie glänzten silbrig, und der schwebende Ring leuchtete und strahlte in roten, blauen und gelben Farben. Und doch hatte Sycho das sichere Gefühl, daß diese Roboter ebenso uralt waren wie diese riesige Halle, auf deren Grund sie standen.
Sie spürte, daß diese Roboter das, was Lucius ihnen sagen konnte, schon unzählige Male gehört hatten, und sie spürte auch, daß Lucius das nicht erkannte und darum hilflos war. Gleichzeitig stellte sich bei ihr das Gefühl ein, älter als Lucius zu sein. Sie wußte, daß das objektiv falsch war. Sie existierten beide erst seit wenigen Wochen. Aber sie hatte diese Wochen gefühlsbetonter als Lucius verbracht. Sie war fähig, zu lachen und zu weinen, und sie hatte Erfahrungen gemacht. Zugegeben, diese Erfahrungen waren unwichtig im Vergleich zu dem, was diese uralten und dennoch neu aussehenden Roboter erlebt haben mochten - aber sie war zumindest Lucius in dieser Beziehung ein klein wenig überlegen. Sie spürte kein Verlangen danach, ihn das spüren zu lassen. Aber sie hatte das Gefühl, daß Lucius in großer Gefahr schwebte, in einer Gefahr, aus der nur sie ihm heraushelfen konnte.
Sie trat neben ihren Partner, und sie bemerkte den hilfesuchenden Blick, den Lucius ihr zuwarf. Dieser Blick tat ihr beinahe weh. Seit sie sich ihrer Existenz bewußt geworden war, hatte Lucius neben ihr gestanden, und wenn einer von ihnen den anderen hilfesuchend angesehen hatte, dann war eigentlich immer sie das gewesen. Es erfüllte sie keineswegs mit Zufriedenheit, daß es diesmal anders war. Im Gegenteil: Es beunruhigte sie. Sie war sich voll und ganz der Tatsache bewußt, daß sie mehr Gefühl besaß als Lucius und daß das diesen Robotern gegenüber eher ein Handikap als ein Vorteil war.
Aber sie wußte auch, daß sie im Begriff war; Lucius zu verlieren, und daß sie das nicht ertragen würde. Darum trat sie wider besseres Wissen näher an die drei Roboter heran.
Sie wünschte sich, die Schatt-Armarong hätten Augen besessen - Augen wie die, die Lucius und sie hatten. Belice nahm sie dabei aus. Deren Augen waren wie schwarzes Feuer, in dem man ertrank.
Sie sah die drei Schatt-Armarong an. Der, der in der Mitte stand, war ihr von Grund auf unsympathisch. Sie hätte nicht sagen können, woher dieser Eindruck stammte, denn alle drei sahen in jeder Beziehung gleich aus. Sogar die Farbe der schwerelosen Ringe glich sich - sie leuchteten alle drei goldgelb.
Nach kurzem Zögern wandte Sycho sich an den, von ihr aus gesehen, rechts stehenden Schatt-Armarong.
„Wer bist du?" fragte sie.
„Wächterchen", antwortete eine bellende Stimme, die sich in nichts von der unterschied, die sie bereits gehört hatte.
„Wir haben eine lange Reise hinter uns, Wächterchen", sagte Sycho. „Wir sind keine Roboter wie ihr, sondern organische Wesen mit allen dazugehörigen Schwächen. Bringe uns an einen Ort, an dem wir ausruhen können."
Wächterchens Ring wechselte hektisch die Farbe, und Sycho ahnte, daß die drei Schatt-Armarong miteinander kommunizierten, ohne daß sie etwas von diesem Gespräch mitbekam.
„Folgt mir", sagte Wächterchen Augenblicke
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