1128 - Erbe des Fluchs
war.
Das war ausgerechnet Johnny Conolly passiert, meinem Patensohn. Auf einer Klassenfahrt hatten er und ein Freund sich abgesetzt, um den Turm einer alten Schloßruine zu durchsuchen. Johnny war dann in ein Verlies eingedrungen und hatte sich dort umgeschaut.
Er war auf das große Skelett einer Fledermaus gestoßen. Daß er sich beim Klettern eine Wunde zugezogen hatte, daran hatte er nicht mehr gedacht. Der Zufall wollte es, daß Johnnys Blut mit dem Skelett in Berührung gekommen war, und so hatten die uralten und unheiligen Gesetze der Finsternis greifen können. [1]
Das Böse war wiedererweckt worden. Es gab den Vampir, der auf den Namen Jacques Montfour hörte, und er würde wieder auf die Suche gehen, wie schon einmal zu einer Zeit, die mehr als 200 Jahre zurücklag. Deshalb war ich da. Und da sich alles in der Nähe von Alet-les-Bains abgespielt hatte, war es ganz natürlich, daß ich mir hier ein Quartier gesucht hatte.
Hinzu kam noch etwas.
Dieser Jacques Montfour war ein entfernter Verwandter eines Mannes gewesen, der auf den Namen Hector de Valois hörte. Und genau als Hector de Valois hatte ich schon einmal gelebt. Er war damals auch der Besitzer meines Kreuzes gewesen. Über die genauen verwandtschaftlichen Verhältnisse war ich nicht informiert. Allein die Tatsache, daß dieses Verhältnis bestand, hatte den Fall für mich zu einer persönlichen Sache werden lassen. Ich mußte einfach wissen, was da gespielt wurde und damals gespielt worden war.
Hector de Valois lebte nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu seinem Feind, der wieder existierte und sich so verhalten würde wie früher.
Auf die Jagd nach Blut gehen, sich satt trinken, denn genau das hatte er bereits bei dem Ehepaar Petit versucht. Doch den beiden war es im letzten Augenblick gelungen, in ihrem Fahrzeug zu entkommen.
Sie hatten bestimmt auch deshalb Glück gehabt, weil sich der Blutsauger erst noch zurechtfinden mußte.
Ich hatte mein Quartier bei den Templern bezogen. Durch die hatte ich auch den Namen Petit erfahren. Die beiden waren Landwirte und versorgten die Mönche mit frischem Gemüse. Sie waren zu ihnen gefahren und hatten sich ihnen offenbart. So waren also auch die Templer auf diesem indirekten Weg mit dem Blutsauger in Berührung gekommen.
Es würde sicherlich nicht leicht werden, ihn zu stellen. Einer wie er war schlau. Er hatte auch aus der Vergangenheit gelernt, aber er würde seine Gier nach Blut nicht ablegen können. Genau das war unsere Chance. Darauf hofften wir. Man konnte ihn eigentlich nur finden und stellen, wenn er in Aktion war. Es stellte sich zudem die Frage, ob dieser Montfour alles dem Zufall überlassen wollte oder methodisch vorging. Ich vermutete letzteres.
Er hatte ihm wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt, und er war vermutlich auf den Geschmack gekommen, daß er davon nicht mehr loskonnte. Es war eine Theorie, wie alles bisher, doch diese und ähnliche Gedankenspiele hatten sich schon oft als praxisnah erwiesen.
Auch ein Blutsauger suchte nach irgendwelchen Bezugspunkten, und einen davon hatte er mit den Petits bekommen.
Allein wollte man mich nicht losziehen lassen. Abbé Bloch, Anführer der hier ansässigen Templer und ein guter Freund von mir, hatte mir einen Helfer zur Seite gestellt. Gewissermaßen seinen besten Mann.
Es war Godwin de Salier, ebenfalls ein Templer, den ich bei einer Zeitreise in das Mittelalter aus dieser Periode hervorgeholt und in meine Zeit hineingeschafft hatte.
Er war ein Mann, der schnell lernte. Er war jemand, der nicht nur kämpfen und sich durchsetzen konnte, er verfügte auch über Führungsqualitäten, und er war auch im Gespräch, der Nachfolger des Abbé zu werden.
Daß nicht weit von Alet-les-Bains entfernt ein Vampir sein Unwesen trieb, konnte die Templer eigentlich nicht kalt lassen, und es ließ sie auch nicht kalt. Deshalb hatten sie mir jegliche Unterstützung zugesagt, über die ich natürlich sehr froh war.
Der Blutsauger war gefährlich. Das hatte er schon in der Vergangenheit bewiesen. Er war zugleich ein Verführer, und man konnte ihn durchaus als einen romantischen Blutsauger ansehen, der Typ Gothic-Vampir. Das war auf keinen Fall etwas Positives, denn hinter dem normalen Gesicht lauerte stets die Fratze der Bestie.
Es gab eine Verbindung zwischen Hector de Valois und ihm. Wie eng das verwandtschaftliche Verhältnis war, davon hatte ich keine Ahnung. Ich wußte auch nicht, ob die Templer besser informiert waren. Sich mir gegenüber geöffnet
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