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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rechnen."
    In Terrania atmete man auf, aber es mischte sich in die Erleichterung ein gerüttelt Maß an Mißtrauen. Was hatte Vishna dazu veranlaßt, den Beschuß einzustellen? Warum hatte sie den Fluß tödlicher Energien nicht aufrechterhalten, bis Terra und Luna vernichtet waren, die Menschheit nicht mehr existierte? War das nicht ihr Ziel? War der soeben überstandene Alptraum nur ein Experiment gewesen, mit dem Vishna ihre Waffe hatte erproben wollen? Oder gab es eine freundlichere Deutung? Hatte Vishna aufhören müssen, weil ihr die Energie ausgegangen war? Hatte sich der Zeitdamm den Waffen der Rachsüchtigen als gewachsen erwiesen? Julian Tifflor wußte es nicht. Jede der Möglichkeiten mußte in Betracht gezogen werden. Solange keine Klarheit herrschte, war damit zu rechnen, daß sich Vishnas Vorstoß in jeder Sekunde wiederholen konnte.
    Von den Schadensmeldungen, die aus allen Teilen der Erde einliefen, erregte eine die besondere Aufmerksamkeit des Ersten Terraners. Es hatte offenbar eine Rückkopplung zwischen den beim Angriff freigesetzten Energien und den Mental. strömen des PSI-TRUSTS gegeben. Stronker Keen meldete aus Shisha Rorvic, daß etliche hundert Psioniker ausgefallen seien - zum Teil aufgrund schwerer geistiger Störungen. Julian Tifflor veranlaßte, daß die Betroffenen auf dem schnellsten Weg nach Terrania gebracht würden. Es war nicht mehr als recht, daß ihnen die beste medizinische Pflege, die die Erde zu bieten hatte, zuteil wurde. Außerdem hoffte Julian, aus der Diagnose der Psychophysiker werde sich ein Hinweis auf die Wirkungsweise der Waffe ergeben, die Vishna eingesetzt hatte.
    Kurze Zeit später erhielt er einen Anruf von Geoffry Waringer. Eine gewisse Ratlosigkeit spiegelte sich in der Miene des Wissenschaftlers. Er musterte Julian eine Zeitlang, ohne ein Wort zu sagen, als sei er nicht sicher, auf welche Weise er seine Nachricht an den Mann bringen solle.
    „Du siehst, mir fehlen die Worte", begann er schließlich. „Du erinnerst dich an die letzte Erschütterung - vor rund zwanzig Minuten?"
    „Ja."
    Geoffry schüttelte den Kopf.
    „Es gibt keine vierdimensionale Interpretation des Vorgangs. Der Zeitdamm wurde nicht erschüttert, der Himmel riß nicht auf, es gab keine Verzerrung des Raum-Zeit-Gefüges.
    Mit ändern Worten: Es ist mir völlig unklar, was sich da abspielte. Wir können nur warten und die Augen offen halten."
    Geoffrys wenig optimistische Darstellung gab Julian zu denken. Aber schon nach wenigen Minuten wurde er erneut abgelenkt. Die Tsunami-82 hatte sich gemeldet. Sie war mit wichtigen Nachrichten und einer Ladung von kritischer Bedeutung auf dem Weg zum Raumhafen Terrania.
    „Mein Gott!" staunte Julian. „Wo war sie, als Vishna das Feuer eröffnete?"
     
    *
     
    Rido Narbonne schloß mit dem Leben ab.
    Vor weniger als vier Minuten waren die beiden Tsunamis T-80 und T-82 Seite an Seite in der Hülle ihres ATG-Felds verschwunden. An Bord befanden sich die gefangenen Roboter, die über Titan erbeutet worden waren. Laut der Berechnung des Autopiloten sollte der ATG-Flug 210 Sekunden dauern. Wenn die beiden Fahrzeuge materialisierten, befanden sie sich bereits innerhalb des Zeitdamms, und Terra hat vor ihnen in Flugrichtung zu stehen, einen halben Mondbahnradius entfernt.
    Ein hallender Schlag traf die Hülle der T-82 unmittelbar nach dem Auftauchen und ließ sie wie eine Glocke schallen. Rido schoß in seinem Sessel nach vorne, bis ihm die Gurte schmerzhaft ins Fleisch schnitten. Auf dem Bildschirm waberte lohendes Feuer, aber es kam nicht, wie Rido erwartet hatte, aus den energetischen Schirmfeldern, sondern weit voraus aus dem Raum, etwa von der Stelle, an der sich die Erde hätte befinden sollen.
    Die T-82 stand nicht unter Beschuß: Das Raum-Zeit-Gefüge war in Unordnung geraten.
    Vishna schlagt zu, fuhr es Rido durch den Sinn. Sie hat die Erde gefunden!
    Rido, soweit es ihm überhaupt noch möglich war, logisch zu denken, war nicht verwundert. Es hatte so kommen müssen. Es gab zuviel Hinweise darauf, daß im Solsystem nicht alles so war, wie es hätte sein sollen. Kleine, kaum bemerkbare, unterschwellige Hinweise, zugegebenermaßen - aber man hätte damit rechnen müssen, daß Vishna den Trick durchschaute.
    Das alles war jetzt nur noch akademisches Geschwätz. Die T-82 bockte, stampfte, rollte und schlingerte. Der Autopilot weigerte sich, eine weitere ATG-Phase vorzulegen. Die Raumzeit war in Aufruhr. Dort, wo die Erde hätte sein sollen, leuchtete

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