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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegten wie Nebel-Gespenster, die auf ein bestimmtes Ziel hingeweht wurden. Sie waren zu sehen, aber nicht zu hören, und sie sahen nicht aus, als bestünden sie aus normalen Körpern. So seicht wie draußen der Dunst malten sie sich in ihm ab und schienen mal darin zu verschwinden, um wenig später wieder zu erscheinen.
    Bisher kannte ich die Gestalten nur von den Bildern, aber es gab sie tatsächlich, und sie wichen auch in nichts von den gemalten ab. Die gleichen Kutten, die gleichen spitzen Hüte und auch die gleichen grauen Gesichter, die sich darunter abzeichneten. Sie waren farblos, sie bewegten sich kaum, und der Nebel trieb in dünnen Schwaden an ihnen vorbei wie Tücher, die sie stets berührten.
    »Jetzt holen sie mich«, flüsterte Michelle. »Sie haben es mir gesagt. Und nun halten sie ihr Versprechen. Es gibt kein Entkommen mehr für mich. Ich danke dir«, sagte sie plötzlich.
    »Wofür?«
    »Für das, was du für mich getan hast.«
    »Das hört sich nach Abschied an.«
    »So soll es auch sein, John«, sagte sie schnell. »Es soll ein Abschied sein. Ich möchte, daß du jetzt gehst. Du hast schon genug für mich getan. Du wirst auch noch mehr tun wollen. Für mich sieht es anders aus. Ich kann meinem Schicksal nicht entrinnen. Zu lange habe ich meinem Bruder vertraut. Alain will auch im Tod nicht allein bleiben. Er holt mich, und ich werde mich gegen sein Blutmesser nicht wehren, wenn es denn einmal an meiner Kehle sitzt.«
    Ich war davon überzeugt, daß sie die Worte ernst gemeint hatte. Nur konnte sie mir damit nicht kommen, denn geflohen war ich vor einer Gefahr noch nie. Vor allen Dingen dann nicht, wenn ich überzeugt war, sie besiegen zu können.
    »Ich werde bei dir bleiben, Michelle. Tut mir leid, aber ich bin so ein Typ.«
    »Willst du auch das Blutmesser spüren?«
    »Abwarten. Es steht nicht fest, daß mich dein Bruder auch töten kann. Bisher habe ich alles überstanden.«
    »Aber nicht so etwas.«
    »Das stimmt. Dafür schlimmere Dinge. Ich habe dich doch darüber aufgeklärt, daß ich kein normaler Polizist bin. Ich beschäftige mich mit diesen Phänomenen, und möglicherweise war es auch Schicksal, das für unser Treffen gesorgt hat. Wenn eben möglich möchte ich verhindern, daß du den gleichen Weg gehst wie dein Bruder.«
    Michelle erschauerte. Sie drückte meine Hand noch fester. »Ich hätte mir nie vorstellen können, daß ein Mann bereit ist, für mich zu sterben, John.«
    »Das habe ich auch nicht vor.«
    »Du kommst nicht gegen sie an.«
    »Ich wäre da nicht so überzeugt. Schließlich habe ich auch deinen Selbstmord verhindert.«
    »Ja«, gab sie zu. »Und das ist mir auch ein Rätsel. Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast.«
    »Es gibt da einige Tricks. Nur so viel, Michelle. Man sollte nie aufgeben, so lange man noch lebt.«
    Sie schwieg, und der Druck ihrer Hand lockerte sich etwas. Wenig später rutschte sie ab, und der Arm sank nach unten. Wir berührten uns jetzt nicht mehr und starrten nur noch durch die breite Scheibe nach draußen.
    Der Nebel hatte die seltsamen Gestalten näher zu uns herangetrieben.
    Noch hielten sie sich am Boden auf, und die grauen Tücher umschwammen sie manchmal wie Wogen. Sie würden nicht mehr unten bleiben. Ich konnte mir gut vorstellen, daß der Nebel oder welche Kraft auch immer, sie in die Höhe trieb.
    Es mochten vielleicht acht Kuttenträger sein, die den Weg zum Haus gefunden hatten. Sie blieben stehen, faßten sich dann an den Händen und bildeten so etwas wie eine Kette.
    »Was haben die vor?« flüsterte Michelle.
    Ich sah keinen Grund, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten.
    »Wahrscheinlich werden sie zu uns kommen. Hochschweben. Dazu sind sie in der Lage.«
    »Und was passiert dann?«
    »Werden wir sehen.«
    »Hast du keine Angst, John?«
    Gewisse Befürchtungen hatte ich schon, aber die teilte ich Michelle nicht mit. Ich wollte, daß sie sich nicht noch stärker fürchtete. Sie hatte genug hinter sich.
    Von den Wiesen her trieb ein noch dichterer Dunst heran. Es war jetzt mit einer Schicht zu vergleichen, die das Tageslicht fraß. Noch war es Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Bis dahin würden sie kaum warten.
    »Wir hätten fliehen sollen, Michelle.«
    »Es bringt nichts.«
    »Keine Ahnung, aber…«
    »Sie würden uns überall finden. Das habe ich dir gesagt. Ich kenne mich da aus.«
    Der Dunst rollte in lautlosen Wellen auf das Haus zu. Er drückte sich auch hinein in die Mauer der unheimlichen Gestalten, und es

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