1129 - Der befehlende Kode
Liga Freier Terraner dienstverpflichtet worden und zogen nach Shisha Rorvic, einem kleinen Ort im tibetischen Hochland, wo die Anlagen des ehemaligen Psionic Training Centers (PSITRAC) auf sie warteten, die für ihre zukünftige Aufgabe wie geschaffen waren.
Dem PSI-TRUST fiel es zu, kosmische Kraftströme zu beeinflussen und sie mit den Mitteln des Geistes so zu lenken, daß sich die Raumkrümmung um das Doppelsystem Erde-Mond schloß. Terra und Luna würden auf diese Weise aus dem angestammten Universum verschwinden und in ihrem eigenen Mikrokosmos weiterexistieren. Die Hülle, die der PSI-TRUST schuf und die in Wirklichkeit gar keine Hülle war, sondern eine von außen her nicht wahrnehmbare Singularität, wurde von den Menschen „der Zeitdamm" genannt - weil der nichtanschauliche Zusammenhang zweier Paralleluniversen sich dem Laien am wirksamsten in der Form einer Zeitdifferenz erklären läßt. Man sagte, Erde und Mond befänden sich dem Rest des Sonnensystems gegenüber „ein paar Sekunden in der Zukunft" und sprach damit eine Halbwahrheit aus. Aber wen kümmerte das schon?
Hauptsache war, Erde und Mond blieben den Angreifern verborgen. Sie würden ihre Wut an Pseudo-Terra und Pseudo-Luna auslassen - wobei sie die Menschenleere der beiden Welten nicht wundern durfte. Es war klar, daß die Menschheit sich angesichts der drohenden Gefahr evakuiert hatte.
Solange die Bedrohung nicht akut war, stand die Erde mit ihrer Umwelt durch Strukturlücken innerhalb des Zeitdamms in Verbindung. Als die beiden Riesengebilde auftauchten und gegen das Solsystem vorgingen, wurden die Lücken geschlossen. Von da an gab es nur noch eine einzige Möglichkeit, den Kontakt zwischen Terra-Luna und den Rest des Alls aufrechtzuerhalten: die mit Mini-ATG ausgerüsteten Komponenten der Tsunami-Flotte.
Zunächst ging, was die Wirksamkeit des Zeitdamms anbelangte, alles gut. Die Liga hatte über Zweiterde und Zweitmond bedeutende Verteidigungskräfte massiert, um den Täuschungseffekt zu intensivieren. Beim Vorstoß der „Bruchstücke" waren den Verteidigern einige Erfolge gelungen. Mehrere gegnerische Fahrzeuge hatten beschädigt, ihre Besatzungen gefangengenommen werden können. Die Tsunami-Einheiten T-80 und T-82 hatten es unternommen, einen Teil der Gefangenen durch den Zeitdamm zur Erde zu bringen.
Just zu diesem Zeitpunkt hatte Vishna zugeschlagen. Es war unklar, wie sie den Trick der Terraner hatte durchschauen können, aber offenbar wußte sie, daß sie mit Hilfe zwei. er Pseudoweiten getäuscht werden solle. Sie kannte den wahren Standort der Erde und des Mondes und befahl ihren Hilfsvölkern, die fürchterlichste aller Waffen einzusetzen - eben jene, die Geoffry Waringer vor kurzem den Vakuum-Blitzer getauft hatte. Der Zeitdamm war aufs schwerste erschüttert worden, stellenweise zusammengebrochen. Auf der Erde brach das Chaos aus. Es gab Verwüstungen und Tote. Niemand wußte, warum der Angriff schließlich abgebrochen worden war. Hätte er noch eine Zeitlang angedauert, wären Terra und Luna mit Gewißheit vernichtet worden; denn die irdische Technik kannte kein Abwehrmittel gegen die entsetzliche Waffe. Man hypothetisierte, daß Vishna lediglich ein erstes Experiment hatte durchführen wollen, und rechnete für die nahe Zukunft mit dem Schlimmsten. Die T-80 war in den Wirren des aufgewühlten Raum-Zeit-Gefüges verschollen. Lediglich die T-82 mit ihrer Ladung von Gefangenen hatte es geschafft, auf dem Raumhafen Terrania zu landen.
Aber das war es nicht, was Galbraith Deighton in diesen Minuten beschäftigte. Als KH-Sicherheitschef war er unmittelbar mit dem Unternehmen PSI-TRUST verbunden. Er hatte ständigen Kontakt mit Ernst Ellert, der sich in Shisha Rorvic aufhielt und als eine Art Mentor des Trusts fungierte, und mit Stronker Keen, der den Trust leitete und selbst einer der mit besonders intensiven Mentalkräften begabten Menschen war.
Vishnas heimtückischer Angriff war nicht ohne Wirkung auf jene geblieben, die kraft ihrer geistigen Fähigkeiten sich bemühten, den Zeitdamm aufrechtzuerhalten. Ein Teil der Energie, die der Vakuum-Blitzer entlud, war durchgeschlagen und hatte sich in den Bewußtseinen der Psioniker entladen. Es war zu geistigen Schäden gekommen. Etliche Dutzend Mitglieder des PSI-TRUSTS waren unmittelbar nach dem Angriff, Stronker Keens Aussage zufolge, dem Wahnsinn nahe. Man hatte sie nach Terrania gebracht, wo ihnen die beste medotechnische Fürsorge zur Verfügung stand. Die Medo-Fachleute
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