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113 - Bote der Nacht

113 - Bote der Nacht

Titel: 113 - Bote der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sagte Esslin. »Ich nahm an, die Bezeichnung Lebensquell wäre im übertragenen Sinn gemeint.«
    »Jeneod ist ein Wesen«, behauptete Senira.
    »Ich sehe nur Wasser.«
    »Ein besonderes Wasser. Lebendes Wasser. Ich beziehe davon meine magischen Kräfte«, erklärte die Hexe. »Wir müssen es nähren, sonst würde der Lebensquell versiegen. Jeneod ist unersättlich. Je mehr Herzen er bekommt, desto mehr möchte er haben. Wenn sie lange genug dort unten liegen, lösen sie sich völlig auf. Wir trachten, daß der Boden immer bedeckt ist. Wenn du von diesem Wasser trinkst, wird sich die Wirkung des magischen Pfeilgifts verflüchtigen.«
    Frank Esslin sah die Herzen und scheute sich davor, die Hände einzutauchen und Wasser herauszuschöpfen und zu trinken.
    Aber er mußte es tun, um wieder zu Kräften zu kommen. Es kostete ihn einige Überwindung, die Hände vorzustrecken und zu einer Schöpfkelle zusammenzuschließen.
    Das glasklare Wasser war warm, hatte Körpertemperatur !
    Jeneod… dachte Frank Esslin nervös. Meine Hände befinden sich in diesem Wesen. Ich werde einen Teil von ihm in mir aufnehmen. Hoffentlich nehme ich daran nicht Schaden.
    Vielleicht stößt mein Körper Jeneod ab…
    Er schöpfte das körperwarme Wasser heraus, schloß die Augen, um die Herzen nicht zu sehen, und führte die hohlen Hände an seinen Mund.
    Er rechnete nicht damit, daß das Wasser nach irgend etwas schmeckte, aber es schmeckte süßlich.
    Süßlich wie Blut!
    Abermals mußte er sich überwinden. Er schluckte, obwohl er sich davor ekelte.
    Langsam richtete er sich auf und ließ die Hände sinken. Er wußte, daß er der Hexe zeigen mußte, wie sehr er sich geehrt fühlte, und es gelang ihm, seinem Gesicht einen strahlenden Ausdruck zu verleihen.
    Senira musterte ihn abwartend.
    »Ich spüre nichts«, sagte Frank Esslin. Er konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. Mußte er mehr von Jeneods Wasser trinken? Noch einen Schluck hätte er wahrscheinlich nicht hinuntergekriegt. Man mußte ein Amuca sein, wenn einem dieses Wasser schmecken sollte. Oder ein Vampir. Die liebten auch den süßlichen Geschmack von Blut.
    »Richtig«, sagte die Hexe. »Du spürst nichts, aber die Kraft ist wieder in dir. Und nun wirst du mir zeigen, was du damit alles anzustellen vermagst.«
    Die Hexe griff nach Frank Esslins Hand. Sie gingen den Gang ein Stück zurück. Vor einer Felsenöffnung hing ein großes, geflecktes Fell. Dieses schlug Senira zur Seite, und Frank Esslin erblickte ein breites, fellbedecktes Lager.
    Noch nie war es wichtiger für ihn gewesen zu beweisen, daß er ein richtiger Mann war; ein Mann in den besten Jahren, mit der richtigen Spannkraft und der Ausdauer und Erfahrung eines geübten Liebhabers.
    Diesmal hing sein Leben davon ab… Wenn er dieses Amuca-Mädchen nicht zufriedenstellte, lag sein Herz spätestens morgen auf dem Grund des Lebensquells.
    ***
    Dale Robbins hatte diesen markerschütternden Schrei ausgestoßen, als Rick Davenport ihn hart gepackt, an sich gerissen und mit beiden Armen fest an sich gepreßt hatte.
    Der junge Mann hatte das Gefühl, in eine Schraubzwinge geraten zu sein. Verzweifelt versuchte er freizukommen, doch Davenport ließ ihn nicht los.
    Robbins schlug mit den Fäusten auf den Totenschädel ein.
    Auf einen Totenschädel! Dale Robbins konnte das nicht begreifen. Aber er spürte den blanken, glatten Knochen. Das war keine Einbildung.
    Zu seiner furchtbaren Angst gesellte sich auch noch das Grauen.
    Er glaubte, er würde gleich überschnappen. Dieses Totenkopf-Monster hatte Estelle Lumsden ermordet, und nun war es drauf und dran, seinen nächsten Mord zu begehen.
    Robbins’ Rippen knackten. Er konnte kaum noch atmen. Panik stieg in ihm hoch, und er bemühte sich immer verzweifelter freizukommen.
    Wie er es schaffte, wußte er nicht. Plötzlich gaben ihn die starken Arme frei, und er taumelte schwer keuchend zur Seite.
    Ausgerechnet jetzt kam Pippa Guard die Treppe heruntergestolpert. »Dale!« rief sie.
    »Zurück!« brüllte Robbins. »Verschwinde nach oben, Pippa! Bring dich in Sicherheit!«
    Davenport schien ein weibliches Opfer lieber zu sein. Vermutlich hatte er deshalb von Robbins abgelassen.
    Jetzt drehte er sich um.
    »Er ist ein Monster!« schrie Robbins. »Er hat einen Totenschädel!«
    Das Mädchen berührte mit der Hand zufällig den Lichtschalter.
    Sie drehte ihn, und dann sah sie, daß Dale Robbins die grausige Wahrheit gesagt hatte.
    Verstört schüttelte sie den Kopf, während sie

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