113 - Die Vampireule
Körper dem seinen an. Das war leicht zu bewerkstelligen, denn ich brauchte nur seinen leblosen Körper zu berühren.
Danach klappte ich den Vexierer zu und stand auf. Es dauerte immer einige Zeit, bis ich mich an einen neuen Körper gewöhnt hatte.
Wieder suchte ich nach der Eule. Als ich Schritte hörte, drehte ich mich rasch um. Erleichtert atmete ich auf. Coco kam auf mich zu.
Es wurde langsam hell. Im trüben Licht sah die Landschaft unwirklich aus.
„Ich bin es!" sagte ich rasch.
Coco blickte mich mißtrauisch an.
„Cosimo wurde von der Eule getötet", erzählte ich Coco. „Ich habe beschlossen, seine Gestalt anzunehmen. Hilf mir bitte! Zieh dem Toten die Kleider aus!"
„Und was versprichst du dir davon, Do… Cosimo?"
Ich hob die Schultern. „Es schadet auf keinen Fall, wenn Dorian Hunter mal wieder spurlos verschwunden ist. Wie sieht es im Lager aus?"
„Ein halbes Dutzend Männer sind schwer verletzt, aber sie werden überleben. Die Erdgeister haben auch einige Wagen beschädigt, aber wir können sagen, daß wir gut davongekommen sind. Wo ist die Bluteule?"
Ich erzählte Coco alles, während ich aus meinen Kleidern schlüpfte und Cosimos Kleidung anzog. Ein paar Minuten später trug der Tote meine Sachen.
„Wir erzählen den Tinkers, daß Hank Jamieson tot ist", meinte ich.
„Was machen wir mit den Tinkers?" erkundigte sich Coco.
„Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich fürchte, daß die Bluteule nicht tot ist. Sie wird einen neuen Angriff planen. Und wie wir gesehen haben, richtete sich ihr Angriff nicht nur gegen uns, sondern auch gegen die Tinkers."
„Das bedeutet, daß wir bei ihnen bleiben müssen."
„Ich will sie nicht allein lassen."
„Und wie finden wir Olivaro?"
Ich erzählte ihr von der Botschaft, die Cosimo kurz vor dem Überfall von Olivaro erhalten hatte.
Als wir das Lager der Tinkers betraten, kam uns Brian O'Reilly entgegen. Ich sah einige Männer, die das Gesicht und die Hände eingebunden hatten.
„Ohne Ihre Hilfe wären wir verloren gewesen", sagte Brian O'Reilly mit bebender Stimme. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen jemals danken kann."
„Sie brauchen uns nicht zu danken, O'Reilly", sagte ich. „Es ging auch um unser Leben. Hank Jamieson war nicht so glücklich wie wir. Die Bluteule tötete ihn."
„Das ist entsetzlich", flüsterte der Tinker-Anführer.
„Er liegt in der Nähe der Ruine", sprach ich weiter. „Schicken Sie ein paar Männer hin! Sie sollen ihn begraben."
„Ich werde das sofort veranlassen, Mr. Cosimo. Das ist das mindeste, was wir für den Toten tun können."
„Noch etwas, O'Reilly. Ich glaube nicht, daß die Eule tot ist. Sie und Ihre Sippe sind noch immer in Gefahr. Ich fürchte, daß die Bluteule nächste Nacht einen neuen Angriff starten wird. Möglicherweise greift sie auch tagsüber an."
Der Schnauzbart des Tinkers sträubte sich. „Und ich habe so gehofft, daß die Gefahr nun endgültig vorbei ist. Was sollen wir denn nun tun?"
„Kennen Sie Cranasloe?" fragte ich.
„Ja, es ist in der Nähe."
„Wir müssen dorthin. Und ich würde vorschlagen, daß Sie mitkommen."
„Das ist eine gute Idee." Er strahlte mich an. „Ein ganz ausgezeichneter Vorschlag. Sie bleiben bei uns. Das freut mich."
Das konnte ich mir denken. O'Reilly fühlte sich sichtlich höchst unbehaglich.
„Wann können wir in Cranasloe sein, wenn wir in einer halben Stunde aufbrechen?"
„Mit den Wagen kommen wir nur im Schrittempo voran. Gegen Abend könnten wir aber dort sein." Ich hatte gehofft, daß wir es in ein paar Stunden schaffen würden. Aber ich hatte noch immer die Möglichkeit, nach einem Magnetfeld zu suchen. Sollte ich eines finden, dann konnte ich hinspringen. Aber das half mir auch nicht weiter, da ich nicht genau wußte, wo sich Olivaro versteckte. Er hatte Cosimo gesagt, daß er ihm Zeichen geben würde, wo er zu finden sei. Ich konnte nur hoffen, daß diese Zeichen auch für mich sichtbar waren.
„O'Reilly, bereiten Sie alles zum Aufbruch vor!"
Der Schnauzbärtige sprach mit seiner Sippe in der mir völlig unverständlichen Sprache. Ein paar Männer verließen das Lager. Sie wollten den Toten holen.
Coco und ich bekamen ein einfaches Frühstück, bestehend aus Tee, Brot und Butter.
Die Zelte und alle Habseligkeiten wurden in den Wagen verstaut. Dann wurden die Pferde vorgespannt.
Die Männer hatten eine Grube ausgehoben. Den Toten hatten sie in eine alte Decke eingewickelt. Als alles zur Abfahrt bereit war,
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