1131 - Planet der Deportierten
Carzel Boon, zumindest behauptet das der Computer.
Er rief sich ins Gedächtnis zurück, daß die Bilder auf den Monitoren nicht wirklich waren; sie stellten eine elektronische Simulation dar. Aus allen Informationen, die das Ortungssystem der JUURIG lieferte, erschuf der Bordrechner ein analoges Bild.
Um ein Realbild der Großen Sinne zu empfangen, mußte Boon eine Kamerasonde ausschleusen. „Eine Sonde gewährt Sicherheit über die Sicherheit hinaus", antworte Cwon bedächtig, als ihn Boon um seinen Rat fragte. „Kein Computer ist perfekt, und das analoge Bild kann in Details der Realität widersprechen. Aber eine Sonde kostet Zeit, und du wirst ohnehin auf Marrschen landen. Die Kamera kann dir nur die Dinge zeigen, die du so oder so sehen wirst. Ist dieser Vorteil das Warten wert?"
Boon zögerte.
Nach wie vor nagte an ihm die diffuse Furcht vor dem Grauen, das jeder Sooldock mit Marrschen verband, die Angst vor den verrückten, irregulär funktionierenden Bernons und Cheercys, die irgendwo dort unten in dieser Hölle aus Staub und Wüste herumschleichen mußten. „Die Zeit eilt dahin", drängte Cwon. „Ist der Bote wirklich der Bote, den wir brauchen? Viele Sooldocks werden sich diese Frage stellen; vielleicht nicht heute, aber morgen oder übermorgen. Die Freude wird Zweifel weichen, und Zweifel ist Gift. Nur Seth-Apophis selbst kennt die Wahrheit."
„Du hast recht", zischelte der alte Raummeister. „Die Großen Sinne müssen so schnell wie möglich instand gesetzt werden. Wenn Zweifel an der Identität des Boten auftauchen, droht ein neues Aufflackern des Bürgerkriegs. Das darf nicht geschehen!"
Cwons Sensorzapfen vibrierten heftig. „Dann, Carzel Boon", forderte er den Raummeister auf, „dann zögere nicht länger. Lande, betrete die Große Pyramide und nimm die Arbeit an dem kosmischen Puls auf, damit die Sooldocks Seth-Apophis rufen können, wenn die Zeit kommt."
Für einen Moment erschien es Boon seltsam, daß der Mannberater so sehr darauf drängte, auf Marrschen zu landen. Schließlich bot der Deportationsplanet für einen Bernon oder eine Cheercy noch weit mehr Schrecken als für einen Sooldock. Aber Cwon schien sich mit dem Unvermeidlichen abgefunden zu haben und Boons Unternehmen voll zu unterstützen.
Jedenfalls hatte der Mannberater recht. .Er durfte keine Zeit verschwenden.
Per Knopfdruck aktivierte er den Interkom. „Carzel Boon an alle Besatzungsmitglieder der JUURIG", sagte er in das Mikrofon. „Ich werde in fünf Minuten das Landemanöver einleiten. Unser Landeplatz liegt zwei Kilometer nördlich der Großen Sinne. Bereitet euch darauf vor, sofort nach unserer Ankunft eine Expedition zum Talkessel durchzuführen. Wer nicht rechtzeitig in voller Extremwelten-Montur an der Schleuse wartet, hat sein Leben verspielt. Ich warne euch! Das ist keine leere Drohung!"
Mit einem zufriedenen Krächzen schaltete er den Interkom wieder aus. „Das wird diesen Faulpelzen Beine machen", knurrte der alte Raummeister. „Ich fürchte", gab Cwon zurück, „deine Worte werden sie nicht im mindesten beeindrucken."
Wie um seine Bemerkung zu bestätigen, flammte der Bordkom-Monitor auf. Der grüngefiederte Kopf des Raummeisters Teeber Lavareste wurde sichtbar. „Ich wußte doch", sagte Lavareste grimmig, „daß dich der Altersschwachsinn nicht verschont hat. Oder du leidest unter einem Raumkoller."
Boons Sprechmembrane erzeugte ein spöttisch klingendes Zwitschern. „Ah, Meuterei", erwiderte er. „Ein derartiges Vergehen wird mit der Deportation nach Marrschen bestraft. Und zwar sofort." Er betätigte einen Schalter und aktivierte den Autopiloten. „Landemanöver eingeleitet. Der Deportation steht nichts mehr im Wege."
„Dein Größenwahn, bester Carzel, verstellt dir den Blick auf die Wirklichkeit des Lebens", sagte Lavareste trocken. „Sonst wäre dir schon längst aufgefallen, daß die tapfere Besatzung der JUURIG seit Stunden ungeduldig vor der Schleusenkammer auf dich wartet. In voller Montur und bis zum äußersten entschlossen. Es gibt keinen unter uns, der nicht darauf versessen ist, Ruhm und Reichtum auf Marrschen zu erringen."
Im Hintergrund erklang protestierendes Krächzen und Zischen.
Die Besatzung der JUURIG schien weniger von Ruhm und Reichtum zu halten als der Raummeister. „Ich bin gerührt", spottete Boon. „Ich hatte schon damit gerechnet, jeden einzelnen hinausprügeln zu müssen - dich an erster Stelle, Teeber."
Lavarestes Gallertorgan verfärbte sich
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