1131 - Planet der Deportierten
beleidigt.
Giftig zischelte er: „Anstatt deine besten Freunde zu demütigen, solltest du dir besser Gedanken über die Lage auf Vrugg machen. Du weißt, was Sprinklon gesagt hat. Die Betreuer haben das Kugelschiff festsetzen lassen und eine Delegation der Fremden gefangengenommen. Sie sollen am Schweigen Seth-Apophis' Schuld sein.
Ich frage mich, ob unsere Bemühungen nicht umsonst sind. Wenn diese Fremden tatsächlich - wie der Bote es behauptet - eine Art Abschirmung um das Vier-Sonnen-Reich errichtet haben, dann wird auch der kosmische Puls die Barriere nicht durchdringen können.
Wäre es da nicht klüger, abzuwarten?"
„Feigling!" donnerte Boon. „Du hast Angst, Marrschens Boden zu betreten. Das ist alles. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, und wir werden sie erfüllen."
„Ein Hoch dem Helden", murmelte Lavareste und schaltete ab.
Die JUURIG verließ langsam den Orbit und tauchte in die obersten Atmosphäreausläufer ein.
Das Allroundraumschiff erbebte leicht. Schnell sank es tiefer. Als die Atmosphäre dichter wurde und die ersten Staubteilchen über die Hülle des Schiffes schleiften, aktivierte der Autopilot das Prallfeld.
Einen Moment lang blieb Carzel Boon noch sitzen und kontrollierte die Instrumente. Alles war in Ordnung. Der Autopilot machte seine Arbeit perfekt. Boon erhob sich, trat hinter den Schwingsessel und öffnete eine Bodenklappe. Aus der Vertiefung holte er die schwere Schutzmontur hervor und streifte sie über.
Cwon rührte sich nicht.
Der Raummeister warf dem Bernon einen forschenden Blick zu. Dachte der biotronische Mannberater an seine defekten Brüder und Schwestern, die auf Marrschen hausten? Oder waren Cwon diese Dinge gleichgültig?
Was ging in einem Bernon eigentlich vor?
Boon zischelte.
Wieder diese sonderbaren Gedanken. Wieso zerbrach er sich den Kopf über die Berater? Ein Berater war der beste Freund eines Sooldocks. Bernons und Cheercys boten Hilfe bei der Lösung privater Probleme und der Meisterung des Lebens, wurden vor jeder wichtigen Entscheidung konsultiert, und wer vernünftig war, der befolgte ihre Ratschläge.
Der Rat eines Beraters ist weise, hieß es.
Und so war es auch. „Glaubst du, daß die Betreuer mit ihrem Verdacht recht haben?" fragte er Cwon.
Der Mannberater bewegte träge den Kopf hin und her, wie ein mächtiges Pendel, das langsam ausschwang. Auch Cwon war alt geworden, so wie jeder Berater mit seinem Mündel alterte. „Es ist der Verdacht des Boten", korrigierte Cwon. „Ist der Bote echt, stimmt auch der Verdacht. Ist der Bote ein Betrüger, dann ist der Verdacht falsch. Gewißheit kann nur Seth-Apophis geben. Deshalb landen wir. Deshalb werden wir die Großen Sinne instand setzen."
Carzel Boon mußte ihm zustimmen.
Alles hing davon ab, ob es ihnen gelang, den kosmischen Puls funktionsbereit zu machen Dann konnten die Betreuer entscheiden. Aber Boon glaubte die Entscheidung der Betreuer bereits zu kennen.
Auch sie litten unter der Leere der Seele, dem Schweigen der Mentorin. Sie wollten so brennend wie alle anderen Sooldocks Seth-Apophis' Stimme hören und das Glück ihrer psychischen Gegenwart genießen.
Der Raummeister ließ sich wieder vor dem Steuerpult nieder.
Die JUURIG hatte inzwischen die staubgeschwängerten Wolken aus Wasserdampf durchstoßen. Die Wolkendecke war nur dünn gewesen, doch auch unter ihr war die Sicht verschwommen.
Staubschwaden hingen wie Nebel zwischen Himmel und Erde.
Die analoge Computersimulation auf einem der Bildschirme verriet, daß das Allroundschiff die südliche Stadtgrenze von Kuzzel-Gey überflogen hatte und in tausend Metern Höhe Kurs auf die Großen Sinne nahm.
Nur noch Minuten, und sie würden auf Marrschen landen.
Die Erregung färbte Boons Gallertorgan ocker.
Pyramiden schössen unter dem Schiff hinweg; dort ein Doppel türm am Ufer eines ausgetrockneten, jetzt mit Sand gefüllten Sees.
Die JURRIG gab Gegenschub, als sie in die Nordviertel Kuzzel-Geys gelangte. Das Schiff wurde langsamer. Der Talkessel tauchte am Horizont auf. „Weißt du, Cwon", murmelte Carzel Boon versonnen, „es ist ein seltsames Gefühl auf..."
Der Raummeister kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden.
Eine heftige Erschütterung durchlief das Allroundschiff. Es schien sich unter Boon aufzubäumen, und nur die panzerartige Starre seiner Montur, deren Sohlen magnetisch am Boden hafteten, bewahrten ihn vor einem Sturz.
Das Licht flackerte, wurde dunkler und erlosch ganz, als eine zweite Erschütterung die
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