1131 - Terror in der Totenstadt
Golenkow sagte nichts. Sein Blick allerdings sagte mehr als Worte. Wäre es ihm möglich gewesen, er hätte Jaschin vernichtet.
»Oleg, die Falltür!«
Der Leibwächter bewegte sich. Während Jaschin mit seiner Waffe beide in Schach hielt, bückte sich der Mann und zerrte eine Klappe in die Höhe, die fast fugenlos in den Boden eingelassen worden war und kaum entdeckt werden konnte.
Die Luke war breit genug, um Menschen in die Tiefe steigen zu lassen. »Oleg wird euch bis zum Ziel begleiten. Eine Chance braucht ihr euch nicht auszurechnen, es gibt keine.«
Der Oberst machte ihnen durch Kopfbewegungen klar, daß sie sich zu erheben hatten, während er sitzenblieb und alles unter Kontrolle hielt.
Wladimir Golenkow mußte als erster auf die Tür zugehen. Er blickte zu Boden uns sah auch die Leiter, die in die Tiefe führte. Hinein in einen finsteren Gang, aus dem ihm ein muffiger und auch feuchter Geruch entgegenschlug.
»Geh mir aus den Augen. Feigling!«
Der Satz tat weh, und Wladimir zuckte zusammen. Er schloß die Augen für einen Moment und spürte den kalten Stahl des Messers über seine Nackenhaut gleiten. Dann drückte er sich zusammen und stieg auf die Leiter. Er hielt sich mit beiden Händen an den Rändern der Luke fest, während er Schritt für Schritt und Sprosse für Sprosse nach unten in die feuchte Tiefe glitt.
Karina Grischin folgte wenig später. Ihr Gesicht wirkte wie aus Stein gehauen. Sie schaute mit keinem Blick zurück, sondern nahm die Leiter vorsichtig in Angriff. Die Eisensprossen waren klebrig, als läge auf ihnen das Blut zahlreicher Opfer, die hier unten ihr menschliches Leben ausgehaucht hatten.
Die Tiefe schluckte Karina ebenso wie Wladimir. Es war wie eine finstere Höhle, in der es kaum Luft zum Atmen gab. Und es hätte beide nicht gewundert, wenn Oleg die Klappe der Falltür zugestoßen hätte. Das tat er jedoch nicht, denn er folgte ihnen und erfüllte so den Befehl seines Herrn und Meisters.
Licht gab es nicht. Auch als sie das Ende der Leiter erreicht hatten und mit ihren Füßen in feuchtem Schlamm standen, drang nur das Licht aus dem Raum über ihnen nach unten. Es versickerte vor ihnen in der Dunkelheit, in die sie hineingetrieben wurden.
»Geht weiter, immer weiter!«
»Und dann?« fragte Karina.
»Die Zombies warten auf euch!«
Ihre Schuhe klatschten durch die Feuchtigkeit. Schlamm spritzte in die Höhe. Er stank widerlich, denn hier unten faulte so einiges Organische vor sich hin.
Als es zu dunkel wurde, schaltete der hinter ihnen gehende Oleg eine Lampe ein. Der breite Lichtstrahl glitt an ihnen vorbei und hüpfte bei jedem Schritt auf und nieder. Wie ein geisterhaftes Gesicht schwamm er über den feuchten Boden hinweg und riß das Kleingetier aus der Dunkelheit.
Käfer, Spinnen, vielleicht auch Mäuse und Ratten hatten hier eine Heimat gefunden.
Der Gang war länger, als beide es sich vorgestellt hatten. Er verband zwei Gebäude miteinander.
Wenn Karina nicht alles täuschte, dann gingen sie auf den größten Bau zu, der hier stand. Eine Zentrale. Genau die starken Mauern, hinter denen sich das schreckliche Geheimnis von Zombieville verbarg.
Trotz allem Frust und Ärger war Karina irgendwie froh, relativ heil diesen ersten Part hinter sich gebracht zu haben. Sie war nicht wirklich verletzt worden, und die Restschmerzen in ihrem Kopf ignorierte sie einfach.
Vor ihr bewegte sich Wladimir Golenkow. Sie schämte sich, wenn sie an ihn dachte. Dabei war sie fest der Meinung gewesen, in ihm einen Verräter zu sehen. Es war auch alles verkehrt gelaufen, und so nahm sie sich vor, ihn zu fragen, weshalb er sie und ihre beiden Freunde so schmählich im Stich gelassen hatte.
Der Lichtstrahl tanzte ihnen voraus. Und er war es auch der als erster das Ziel erreichte. Als Punkt malte er sich auf einer Tür ab, die den Gang verschloß.
Golenkow erreichte sie als erster. Er brauchte sie nicht aufzuschließen, sondern mußte einen schräg angebrachten Eisenhebel nach unten legen, von dem die Nässe tropfte. Beim erstenmal hatte er nicht so fest zugegriffen, deshalb rutschte seine Hand auch ab. Beim zweiten Versuch klappte es. Er konnte die Tür aufziehen.
»Rein - sofort!«
Die Aufforderung unterstrich Oleg noch mit seiner Pump Gun, die er in Karinas Rücken drückte.
Sie stolperte vor und fiel gegen Golenkow, der damit nicht gerechnet hatte und in die neue Umgebung hineingeschoben wurde.
Hinter ihnen knallte Oleg die Tür zu.
Sie hörten den dumpfen Laut und hatten
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