1132 - Hexenfalle Bamberg
Vorschlag der Horror-Oma gefolgt, die wollte, daß wir in einem Restaurant mit dem Namen Moskau aßen. Die Beziehung zu dem erledigten Fall sollte schließlich vorhanden sein.
Der Tisch war bestellt, und nur Sir James, den wir ebenfalls mitnehmen wollten, hatte leider einen Termin, den er nicht aufschieben konnte.
Glenda Perkins machte an diesem Nachmittag mehr als pünktlich Feierabend. »Wir sehen uns dann später«, sagte sie zum Abschied und hatte nur ihren Kopf durch die offene Tür gestreckt. »Sollte Wladimir Golenkow anrufen, dann grüßt ihn von mir.«
»Machen wir«, sagte ich. »Aber was ist, wenn Karina Grischin mit uns sprechen will?«
»Bis nachher!« rief sie und zog sich zurück.
Suko und ich grinsten gegen die geschlossene Tür des Vorzimmers. »Da hast du es mal wieder«, sagte mein Freund.
Eigentlich hätten wir auch verschwinden können, aber wir warteten tatsächlich auf den Anruf aus Rußland. Die Zombiemasse innerhalb des Bottichs war nicht vernichtet worden, und wir konnten nur hoffen, daß keine neuen Wesen aus ihr entstanden.
Draußen war der Tag nie richtig hell geworden. Eine trübe Brühe, vermischt mit Dunstwolken, ließ uns wissen, daß wir uns bereits mitten im Herbst befanden. Der November war nicht mehr weit weg, aber ein Goldener Oktober lag lange hinter uns. Viele Bäume trugen noch ihr Kleid aus Laub, aber das würden sie auch bald ablegen.
»Was grinst du so?« fragte Suko.
»Es tut mal gut, nichts zu tun. Einfach nur hier zu sitzen, die Beine hochgelegt und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Ich finde, das hat etwas für sich.«
»Wäre das was auf Dauer?«
»Nein.«
»Dann sei es dir gegönnt.«
Ich schaute auf meine Uhr. Zwar hatten wir keine genaue Zeit ausgemacht, mir aber kam der Anruf aus Rußland schon überfällig vor. Wir wollten noch bis zum Anbruch des Abends im Büro bleiben und dann zum Lokal fahren.
Das Telefon meldete sich auch. Nur war es nicht der Anruf aus Moskau. Er stammte aus einer anderen Stadt, die ich gut kannte, und die mir sehr gefallen hatte, trotz des mordenden Sensenmannes.
»Hinz hier.«
»Uwe, du! Ha, ha… an dich habe ich wirklich nicht gedacht. Nimm es mir nicht übel.«
»Schon klar.«
»Dumme Frage, aber immer gestellt. Wie geht es dir denn?«
»Nicht gut.«
Ja, das entnahm ich auch seiner Stimme. Er schien Probleme zu haben, und ich zog auch die richtigen Schlüsse. »Du meinst doch mehr beruflich und nicht privat?«
»Diesmal überschneidet es sich.«
»Ärger mit Frau und Tochter?«
»Überhaupt nicht. Es ist eine dienstliche Sache. Ich sage dir schon vorweg, daß ich dich gern hier haben möchte. Und zwar morgen schon, wenn es möglich ist.«
»In Bamberg, meinst du?«
»Davon rede ich.«
»Dann rück mal raus, was dir so große Probleme bereitet. Ich habe dich als einen ruhigen und besonnenen Mann kennengelernt. Wenn du hier anrufst, brennt der Busch.«
»Das kann man sagen.«
»Ist der Sensenmann wieder aufgetaucht?«
»Nein. Das hätte ich noch verkraftet. Hier geht es um andere Dinge, John. Um sechs Leichen. Die drei Männer und die drei Frauen sind alles von der gleichen Person umgebracht worden. Von einer Loretta Lugner, die heute morgen zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe abgeurteilt wurde und die ich damals verhaftet habe.«
»Ja, dann erzähle mal«, sagte ich mit leiser Stimme und verließ meine bequeme Haltung, um mich normal an den Schreibtisch zu setzen. Suko hörte mit. Auch bei ihm war jede Lässigkeit verschwunden.
In den folgenden Minuten ließen wir den Kommissar reden. Was wir erfuhren, war nicht dazu angetan, unsere Laune zu heben, und es gab auch für mich keinen Zweifel, daß ich nach Deutschland fliegen würde. Direkt morgen mit der ersten Maschine nach Frankfurt.
Als Uwe Hinz das hörte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. »Gut, danke, John. Auf dich kann man sich wirklich verlassen.«
»Du hast auch Glück gehabt. Gestern abend sind wir erst aus Rußland zurückgekehrt. Aber klar, ich lasse dich nicht im Stich. Ich werde das Ticket bestellen und einen Leihwagen nehmen. Du brauchst mich nicht vom Flughafen abzuholen.«
»In Nürnberg kannst du auch landen.«
»Mal die Verbindung checken. Du hörst von mir, und gibt verdammt gut auf dich acht.«
»Keine Sorge. Bis dann.«
Ich legte auf und schaute Suko an, der die Achseln zuckte. »Dann werde ich in London mal die Stellung halten, wie schon gehabt.«
»Du kannst auch mitkommen.«
»Nein, ich glaube nicht. Shao ist
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