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1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

Titel: 1133 - Der Mönch mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sah auch die Kleidung des Menschen, und die fiel ihm besonders auf. Der Mann trug eine Kutte.
    Er hatte die Kapuze hochgestreift, so daß nur sein Gesicht zu sehen war.
    Und dieses Gesicht faszinierte ihn. Plötzlich hatte Bill seine Umgebung vergessen. Im Stillen mußte er dem »Ohr« Abbitte leisten. Was der Mann fotografiert hatte und sich als Gestalt sehr schwach auf dem Bild abzeichnete, schien ein alter Mönch zu sein. Jedoch nur beim ersten Hinsehen.
    Beim zweiten, intensiveren Hinschauen, bekam der Reporter leichtes Magendrücken. Die Gestalt selbst war eigentlich nur durch die Kutte vorhanden, denn das sichtbare Gesicht zeichnete sich nicht klar ab. Es verschwamm, es war nur ein Fleck, der sich dagegen gewehrt zu haben schien, fotografiert zu werden.
    Trotzdem zeigte der Fleck etwas Besonderes. Es waren die Augen. Oder die nicht vorhandenen Augen, denn wo sie sich normalerweise hätten abzeichnen müssen, waren nur zwei weißgrüne Flecken zu sehen. Kalt, glatt, ohne Pupillen.
    Bill ließ sich Zeit. Er suchte die gesamte Gestalt ab und hatte seine Umgebung vergessen. Jetzt sah er auch besser, was die Person in der rechten Hand hielt. Es war keine Lanze oder kein Stock, auf den er sich stützte, sondern eine Sense, deren Blatt in kaltem, metallischem Glanz schimmerte und wie die dunkle Fläche einer halbmondförmigen Spiegelscherbe wirkte.
    Nur nebenbei bekam Bill mit, daß sich sein Besucher einen dritten Drink holte. Es war ihm auch egal, denn dieses Bild faszinierte ihn.
    »Na, Conolly, was sagst du?« Die Stimme klang leise und nicht mehr so fordernd.
    »Es ist in der Tat seltsam.«
    »Seltsam? Hör auf. Das ist der Schocker. Das ist das Grauen.« Er faßte Bill an der Schulter an und zerrte ihn aus seiner gebückten Haltung in die Höhe. »Das ist ein Monstrum. Das ist sogar der Horror. Frankensteins Monster im ausgehenden Millennium. Und ich habe es fotografiert.«
    Bill gab keinen Kommentar ab. Er wollte es zunächst einmal dahingestellt sein lassen. »Wie hast du es geschafft, diesen Typen zu fotografieren?«
    Das »Ohr« duckte sich, als es Bills Blick auf sich gerichtet sah. »Glotz mich nicht so an. Ich schiebe dir schon nichts unter die Weste. Es entspricht den Tatsachen. Das ist auch keine Fotomontage. Es gibt ihn tatsächlich. Er ist der wandelnde Tod. Du brauchst dir doch nur seine Sense anzuschauen.«
    »Das habe ich auch nicht damit gemeint. Ich will wissen, wo du ihn erwischt hast.«
    »Zufall. Reiner Zufall.«
    »Das ist keine Antwort, verdammt.«
    Herby Looks trank einen Schluck. »Wenn du dir den Hintergrund anschaust, wirst du erkennen, daß die Aufnahme auf einem Güterbahnhof gemacht worden ist. Hier in London. Ziemlich einsam und mitten in der Nacht.«
    »Rede nicht um den heißen Brei herum. Was hast du auf dem Bahnhof zu suchen gehabt?«
    »Bestimmt nicht das Monster.«
    »Kann ich mir denken. Was dann?«
    »Ist meine Privatsache, Conolly. Es ging nicht um das Foto. Ich war auf der Suche nach Beweisen. Es ging da um eine Bande, die Waggons leerräumte. Das ist gegessen, denn das Monstrum ist wichtiger. Ich konnte es fotografieren. Es war ein Wunder, und es ist echt, Conolly. So verdammt echt.«
    »Daran zweifle ich auch nicht.«
    »Danke.«
    Er lachte bissig. »Was willst du noch wissen?«
    »Nichts mehr. Es reicht. Wie ich dich kenne, wirst du mir nichts sagen, Herby.«
    »Ich kann nichts dazu sagen. Ich habe ihn gesehen, ich habe ihn abgelichtet, ich kenne dich, und ich weiß, daß du immer verdammt scharf auf solche Aufnahmen bist. Du hängst dich doch überall rein. Du machst aus der Mücke einen Elefanten und…«
    »Ja, ja, schon gut. Du hast also nicht weiter nachgeforscht, woher die Gestalt kommt?«
    »Bin ich du?«
    Bill grinste ihn an. »Zum Glück nicht. Aber davon abgesehen, ich muß dir ein Kompliment machen, und ich bin froh, daß du zu mir gekommen bist.«
    »Super. Dann kannst du ja noch was drauflegen.«
    »Sei nicht so gierig.«
    »War nur ein Versuch.«
    Bill schob die Aufnahmen zusammen. »Ich denke, daß das Material im Preis mit eingeschlossen ist.«
    »Klar, für dich immer.«
    »Jetzt mußt du mir nur noch sagen, an welcher Stelle des Güterbahnhofs du die Aufnahmen geschossen hast.«
    Das »Ohr« ging schon zur Tür. »Kann ich dir nicht genau sagen. Jedenfalls in einem Teil, in dem in der Nacht nicht gearbeitet wird. Er ist um diese Zeit stillgelegt. Da werden auch nur die Waggons abgestellt, ist schon 'ne komische Gegend. Ich habe mich dort auch nicht wohl

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