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1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

Titel: 1133 - Der Mönch mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Griffbereit standen auch die Flaschen, denn mit einem Drink ließen sich die Gespräche oft lockerer angehen. Eine gut verteilte Beleuchtung sorgte dafür, daß es nicht zu hell und auch nicht zu dunkel war. In diesem Zimmer ließ es sich nicht nur arbeiten, sondern auch leben. Und zwei Fenster sorgten für einen guten Blick in den Garten, der jetzt sein herbstliches Kleid angelegt hatte. Viel war in der Dunkelheit nicht zu sehen, aber in den Lichtinseln der Lampen hatte das abgefallene Laub eine andere Farbe angenommen und glänzte manchmal wie mit Goldstaub übermalt.
    Es gibt viele Menschen, die einen Monat wie den November nicht mochten. Bei Bill verhielt es sich anders. Er konnte ihm schon positive Seiten abgewinnen. Er mochte die Stille, die manchmal auch melancholische Traurigkeit, die sich über die Welt gelegt hatte, als wollte sie die Natur mit einem unsichtbaren Tuch bedecken, das erst jenseits des Winters wieder angehoben wurde.
    Herby Looks hatte den Reporter angerufen. Bill hatte das Gespräch gespeichert und hörte es sich jetzt noch einmal an.
    Herbys Stimme klang hektisch. »He, Conolly, ich habe hier eine verdammt heiße Sache für dich. Du wirst dich wundern. Es ist unerklärbar, eine Gestalt wie aus einem alten Hammer-Film. Ich habe sie nicht nur sehen können. Ich habe auch Fotos geschossen. Du wirst dich echt wundern. Aber es muß schnell gehen. Ich denke, daß ich zu dir komme. Da können wir alles erledigen.«
    Bill hatte Zwischenfragen gestellt, doch Herby, das Ohr, hatte sich darauf nicht eingelassen. Er rückte mit keinen Details heraus, und so blieb dem Reporter nichts anderes übrig, als auf die Bedingungen des Mannes einzugehen, wenn er etwas erfahren wollte.
    Looks war jemand, der sich recht und schlecht durchs Leben schlug. Er verkaufte Informationen. Er schlich durch London wie ein Schatten, er hatte wirklich das große Ohr und bekam so einiges mit, was normalen Leuten verborgen blieb.
    Er arbeitete für die Polizei, aber auch für die Gegenseite, und mit der Presse stand er ebenfalls auf gutem Fuß. Bill Conolly kannte er schon länger, und er hatte ihm auch so manchen Tip zukommen lassen. Nicht immer hatte der dabei ins Schwarze getroffen, doch Bill war mit seinen Informationen in der Regel zufrieden. Zudem war das Ohr jemand, der nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war. Bei diesem Anruf hatte sich seine Stimme recht hektisch angehört. Er mußte demnach etwas Unheimliches und Ungewöhnliches entdeckt haben.
    Bill hatte die Tür zum Arbeitszimmer nicht geschlossen. Deshalb hörte er auch die Glocke. Er ging selbst, um zu öffnen. Auf dem kleinen Monitor neben der Eingangstür malte sich Herbys Gestalt ab.
    Der Mann war nervös. Er war von seinem Roller abgestiegen und trat von einem Fuß auf den anderen.
    Der Roller gehörte zu ihm wie die Kutte zum Mönch. Mit dem Roller war er beweglicher wie mit dem Auto. Da schlängelte er sich überall durch. Diese Fahrerei war wie das Sinnbild seines Lebens.
    Bill öffnete das Tor, so daß Herby Looks hochfahren konnte. Sheila kam auch. Sie hielt ein Buch in der Hand und hatte sich noch einige Zeitschriften unter den Arm geklemmt. »Ich ziehe mich zurück und werde etwas lesen.«
    »Okay, tu das.«
    »Viel Spaß mit Herby.«
    »Es wird nicht lange dauern, denke ich.«
    »Hoffentlich.«
    Bevor Bill die Haustür öffnete, war seine Frau verschwunden. Fünf Sekunden später stand Herby vor dem Reporter. Wie immer grinste er etwas schief und hatte auch seinen Kopf leicht schräg gelegt. »Hi, Conolly, toll wohnst du hier.«
    »Komm rein.«
    »Klar.«
    Bill schloß die Tür hinter ihm. Herby Looks war jemand, der seine untere Gesichtshälfte durch einen Bart verdeckt hatte. Auch die Haare wuchsen lang und dicht, und die trafen sich an den Seiten mit dem Bartgestrüpp. Er hatte kleine, listige Augen, die nie ruhig sein konnten. Er war dem Wetter entsprechend gekleidet, trug eine wetterfeste Jacke und knöchelhohe Turnschuhe. Die dunkle Hose sah aus wie eine Röhre, die Falten geschlagen hatte. Die Kappe hatte er abgenommen, sagte nichts und schaute sich im Flur um.
    »Komm in mein Arbeitszimmer.«
    »Klar doch.«
    Bill hatte das Licht eingeschaltet, und Herby übertrat beinahe ehrfurchtsvoll die Schwelle. »Wow«, sagte er. »Das lobe ich mir. Klar, wer Star-Reporter ist…«
    »Red keinen Unsinn.«
    »Kann ich die Jacke ausziehen?«
    »Klar.«
    Herby legte sie auf einen freien Sessel. Sein Pullover hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Er

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