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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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besuchen wird.«
    »Wir befürchten es.«
    Sie lachte schrill. Dann drehte sie sich mir zu. »Wie haben Sie sich meinen Schutz denn vorgestellt, Mr. Sinclair? Es ist doch lächerlich, denn auch Alissa konnte nicht von Ihren Freunden beschützt werden. Aslan ist uns über.«
    »Das kann man nicht so behaupten«, widersprach ich. »Schon einmal hat er versucht, mich zu töten. Es ist ihm nicht gelungen.«
    »Und darauf setzen Sie?« höhnte Franca. »Nein, das kann ich nicht verstehen. Einer wie er wird es schlauer anfangen, der findet andere Möglichkeiten.«
    »Das streite ich nicht ab.«
    »Aber Sie bleiben hier?«
    »Das auf jeden Fall«, sagte Bill. »Und was sollen wir jetzt unternehmen?« wollte Franca wissen.
    »Hier oben bleiben?«
    »Nein«, sagte ich. »Wenn er erscheint, sollten wir es ihm so schwer wie möglich machen. Wir gehen wieder nach unten in die Gaststätte.«
    Franca atmete auf. »Ja, das denke ich auch. Aber was sage ich meinem Mann?«
    »Am besten gar nichts«, riet ich ihr. »Niemand sollte etwas wissen, Franca. So ist es am besten.«
    »Ja, hoffen wir es…«
    ***
    Alissa wußte nicht, wie ihr geschehen war. Der Vater hatte sie zu sich geholt. Er war mit ihr einfach gegangen. Er hatte sie an der Hand genommen wie ein kleines Kind. Das Fremde war plötzlich so normal geworden, und sie konnte sich nicht erklären, daß sie sich mit dieser Lage auch so gut zurechtfand.
    Die junge Frau hatte den Eindruck, durch ihren Vater in eine andere Welt geführt worden zu sein.
    Sie hatte nur den Druck seiner Hand verspürt und den Halt angenommen, aber die Umgebung war so verändert gewesen, obwohl sie noch einen Teil der Normalität behalten hatte. Sie sah Wände, Häuser, Autos, sie sah auch Menschen, aber sie nahm sie nicht so konkret wahr wie sonst. Alissa hatte das Gefühl, zwischen ihnen durch zu gehen. Sie war zum Teil zu einem Geist geworden, und das nur unter dem Eindruck ihres Vaters, dessen Kräfte die eines normalen Menschen bei weitem überstiegen.
    Er nahm sie mit, und sie ging mit ihm.
    Bis sie am Ziel angelangt waren. Es lag in der Nähe des Wassers. Sie hörte das Rauschen der Wellen und glitt allmählich wieder zurück in den normalen Zustand.
    Alissa schaute sich um und stellte fest, daß sie im Freien und in der Einsamkeit saßen. Um sie herum war es fast dunkel. Die Schatten stammten von hohen Mauern, die sie umgaben, aber der Blick nach vorn hin war frei. Er fiel auf leicht glänzendes Pflaster, das vom Schein einer fern stehenden Lampe getroffen wurde. Weiter vorn gurgelte Wasser durch einen schmalen Kanal. Das Geräusch hörte sich an, als wären Tiere dabei, ihr Essen schmatzend zu verschlingen.
    Alissa drehte den Kopf nach links.
    Neben ihr saß Aslan. Er war größer als sie und überragte sie auch im Sitzen. Beide hatten ihre Plätze auf einer alten und breiten Kiste gefunden. Sie blickten sich an, und die junge Frau sah das Lächeln auf dem Gesicht ihres Vaters.
    Sie fürchtete sich nicht vor seiner Erscheinung. Nicht vor der auch im Dunkeln leicht grünlich leuchtenden Haut. Nicht vor der weißen Masse in seinen blinden Augen. Nicht vor den Händen mit den langen Nägeln und vor seiner Kraft.
    Sie liebte ihn…
    Er spürte es und streckte ihr die Hände entgegen. Alissa verstand die Geste. Sie schloß für einen Moment die Augen und fiel danach ihrem Vater entgegen.
    Er fing sie auf.
    Alissa berührte seinen sehr harten Körper. Er kam ihr holzig vor. Es gab keine weichen Stellen. Sie spürte weder Muskeln noch Mulden, die Haut schien eine völlig andere geworden zu sein. Ihre Hände wanderten hoch zu seinem Gesicht. Sie streichelte es, und all ihre Angst, die sie auch in Italien erlebt hatte, war dahin.
    Es war ihr Vater!
    Endlich hatte sie ihn gefunden. Oder er hatte sie gefunden. Egal, wie es dazu gekommen war. Es war schon einmal wichtig, daß sie mit einem Elternteil Kontakt hatte. Dabei war es für sie unwichtig, wie er aussah. Man konnte sich die Menschen nicht malen. Alissa vergaß auch die Sense, das Sinnbild des Todes, und sie störte sich auch nicht am Geruch dieser Gestalt, der aus einer tiefen Höhle zu stammen schien.
    Ich bin nicht mehr allein auf der Welt, dachte sie. Ich habe jemand, der zu mir hält. Das hatte sie in Father Ignatius zwar auch. Bei Aslan war es anders. Sie war ein Teil von ihm, ebenso wie ein Teil ihrer Mutter, die sie leider nicht kannte. Wobei sie allerdings die Hoffnung hatte, daß sich dies ändern würde.
    Sie blieb sitzen und genoß es,

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