1134 - Alissas Vater
schwöre dir, daß ich ein Monster gesehen habe.«
Der Wirt stieß ein Lachen aus. »Und das hängt mit meiner Frau zusammen?«
»Indirekt. Deshalb sind ja auch Conolly und Sinclair gekommen. Ich würde dir raten, nichts zu tun, was immer auch passiert. Du kannst ihnen vertrauen.«
»Das mußt du mir überlassen, Herby. Ich werde mich nicht mehr an der Nase herumführen lassen. Du kannst noch hier hocken bleiben und dich vollaufen lassen. Ich aber gehe nach oben. Da werde ich mir deine Freunde und meine Frau mal vornehmen.«
Das »Ohr« hatte zwar zugehört, aber Rudy nicht mehr angeschaut. Statt dessen blickte er an ihm vorbei zur Eingangstür.
»Das darf doch nicht wahr sein!«
»Was meinst du?«
»Dreh dich mal um, Rudy!«
Der Wirt sah noch einmal Looks an, dann drehte er sich so auf dem Stuhl, daß er die Tür sah.
Etwa einen Schritt vor ihr stand eine junge Frau und schaute sich um. Sie war noch nicht vielen Gästen aufgefallen, denn dann hätten sie schon entsprechend durch Pfiffe und anmachende Worte reagiert. Die Leute waren einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt, und die hübsche dunkelhaarige Frau, die einen Hausanzug trug, der ähnlich geschnitten war wie ein Jogging-Kleidungsstück, drehte langsam den Kopf und verschaffte sich einen Überblick. Sie suchte anscheinend nach einem freien Platz.
»Hat sie sich verlaufen« fragte Rudy.
»Keine Ahnung. Kennst du sie denn?«
»Nein, die habe ich noch nie gesehen.«
»Komisch.«
»Was ist komisch?«
Herby grinste verlegen. »Heute kommt wirklich viel zusammen, muß ich gestehen.«
Die junge Frau hatte sich entschlossen. Sie wandte sich nach rechts und ging damit auch in die Richtung der beiden Männer. Wahrscheinlich hatte sie die leeren Stühle am Tisch gesehen.
Rudy stand auf.
»He, was willst du denn?«
»Sie zu uns holen. Ich… ich… bin überfragt. Ich weiß nicht, zu wem sie gehört, aber ich glaube nicht, daß sie sich verlaufen hat. Die will etwas Bestimmtes.«
»Frag sie.«
»Mach ich auch.«
Es war gut, daß sich Rudy erhoben hatte, denn mittlerweile war die neue Besucherin, die so gar nicht zu den üblichen Gästen paßte, den anderen aufgefallen. Jetzt flogen die ersten Bemerkungen hin und her. Hände versuchten nach ihr zu greifen, doch Alissa wich mit geschickten Bewegungen aus.
Rudy ging schneller - und stand plötzlich vor ihr. »Laßt sie los!« fuhr er die Männer an.
»Hä, Rudy, was ist denn? du bist doch sonst nicht so ein Moralapostel. Die Kleine hat was. Da malen sich tolle Titten unter dem Stoff ab.«
Rudy wurde sauer. Er packte zu und riß den Mann von seinem Stuhl hoch. Dann schleuderte er ihn zu Boden. »Da, du kannst Staub fressen.«
»Meine Güte, was ist denn?«
Rudy kümmerte sich nicht um den Protestierer. Er brachte die Frau zu seinem Tisch und bot ihr einen Platz an.
Herby Looks sagte nichts. Er schaute der jungen Frau schweigend ins Gesicht. Nichts regte sich bei ihm, und auch seine Augen blieben starr.
Rudy bemerkte davon nichts. Er erkundigte sich, ob sein Gast etwas trinken wolle.
»Ja, ein Wasser.«
Rudy holte es persönlich.
Alissa und Herby blieben allein am Tisch zurück. »Warum schauen Sie mich so an? Kennen wir uns?«
»Das ist die Frage…«
»Ich habe Sie noch nie gesehen.«
»Kann schon sein.« Er blickte schräg nach vorn und suchte den Wirt. Rudy stand noch an der Theke. So bald würde er auch nicht am Tisch sein.
»Was ist denn?«
»Du heißt Alissa, wie?«
Sie erstarrte. Dann atmete sie scharf ein. »Ja«, gab sie zu. »Ja, ich heiße Alissa. Woher wissen Sie das?«
»Du bist bekannt.«
»Wieso?«
»Man hat über dich gesprochen. Ein Mann, den ich kenne. Zwar nicht gut, aber immerhin.«
»Wer ist es?« flüsterte sie über den Tisch hinweg. »Wer hat dir von mir erzählt?«
»Ein gewisser John Sinclair.«
Alissa schrak zusammen. Jetzt war Herby klar, daß er voll ins Schwarze getroffen hatte. Die dunkelhaarige Frau war nicht in der Lage, ein Wort zu sagen. Sie senkte den Blick und schaute auf die Tischplatte.
»Kennst du ihn auch?«
Sie nickte.
»Toll, wirklich. Jetzt frage ich mich, wieso du plötzlich hier bist. Soviel ich weiß, bist du in einer bestimmten Wohnung oder hättest dort sein müssen.«
»Da bin ich aber nicht mehr.«
»Und was willst du hier?« fragte er lauernd und grinste sie wieder an. »Sag es.«
»Nein!«
»Soll ich es dir sagen?«
»Übernimm dich nicht«, erwiderte sie. »Du kannst es nicht wissen. Du bist fremd und…«
»Hör
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