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1137 - Madame Tarock

1137 - Madame Tarock

Titel: 1137 - Madame Tarock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Weg weisen kann.«
    »Was malen Sie denn so?« fragte Harry.
    Die Worte hatten Otto E. nicht gefallen, und er schüttelte den Kopf. »Sie sprechen despektierlich von meiner Arbeit, die sie noch nicht kennen. Sie müssen sich schon auf meine Werke einlassen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja, natürlich. Das können wir nur, wenn wir sie gesehen haben. Wollen Sie uns Ihre Werke zeigen?«
    Der Maler überlegte. Wir rechneten schon mit einer Ablehnung, als er es sich noch einmal überlegte. »Ja, warum eigentlich nicht?« fragte er. »Das ist einfach wunderbar. Möglicherweise lernen Sie dann auch, eine gewisse Zingara besser zu verstehen. Bei Menschen, die nur daran glauben, was sie anfassen und begreifen können, ist das nicht einfach.«
    »Woher wollen Sie denn wissen, dass wir dazu gehören?« fragte ich.
    »Sie werden es kaum glauben, aber ich befinde mich im Zweifel. Es ist nur einer gestorben, dieser widerliche Gangster. Die beiden anderen haben einfach nur Glück gehabt, weil sich Zingara nicht für sie interessierte. Doch bei euch ist das etwas anderes. Sie hätte euch leicht vernichten können. Sie hat es nicht getan. Also muss sie gespürt haben, dass ihr vielleicht anders seid.«
    »Sie hat uns sogar einen Termin eingeräumt!« rief ich zu Otto E. hinüber.
    »Gut. Ich habe mich nicht in euch geirrt.« Er deutete eine linkische Verbeugung an. »Kommt an Bord.«
    Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, doch die Probleme waren damit nicht geringer geworden.
    So wie ich dachte auch Harry. Er flüsterte mir zu: »Kann sein, daß wir herausfinden, wie es möglich ist, dass sie ihren Kopf drehen kann. Das habe ich bisher nur gesehen. Und auch Victor Koss. Es muss ihn so erschüttert haben, dass er geschossen hat. Deshalb die beiden Kugeln im Kopf. Ich frage mich, was sie zerstört haben. Oder ob sie überhaupt etwas zerstört haben?«
    »Wir werden es herausfinden.«
    Die Planke war ebenso glatt wie die des Nachbarboots. Wir gingen sehr vorsichtig und hatten das Deck kaum betreten, als uns der Geruch auffiel. Die Frische war zwar nicht verschwunden, doch der Geruch von Farbe konnte einfach nicht unterdrückt werden. Wir sahen auch, dass der Kittel des Malers nicht so grau war. Auf ihm zeichneten sich einige bunte Flecken ab.
    Aus der Ferne hatte er auch älter ausgesehen. Jetzt sahen wir, dass sein Gesicht noch recht junge Züge aufwies, die auch der Bart nicht verdecken konnte.
    »Sie leben hier?« fragte Harry.
    »Ja, und ich lebe hier gut. Ich habe meine Ruhe. Ich kann malen. Ich werde nicht gestört.«
    »Ganz allein?«
    »Nein, mit einer Freundin. Aber Lucy hat einen Job. Sie kommt meistens erst am Abend zurück.«
    Das Deck war nicht eben leergefegt und hätte auch einen Anstrich vertragen können. Statt dessen benutzte Otto E. seine Farbe lieber für andere Dinge. Wir mussten achtgeben, nicht über leere, von innen mit Farbe beklebte Eimer zu stolpern und ließen Otto E. vorgehen, der uns am Aufbau vorbeiführte und uns erklärte, dass dies nur seine beiden Wohnräume waren.
    »Arbeiten Sie unter Deck?«
    Er grinste mir zu. »Klar.«
    »Und sie haben dort genügend Licht?«
    »Es gibt hier Strom.«
    Eine breite Luke stand offen. Lichtschein fiel zu uns hoch, und wir sahen auch eine nach unten führende, stabile Holzleiter, die sogar einen Handlauf besaß.
    Dieser Weg führte geradewegs in sein Atelier, das die Größe eines Laderaums besaß. Früher hatte dieses Boot sicherlich alles mögliche an Waren transportiert, heute war es das Reich des Otto E. das zwar nicht strahlend hell war, doch für ihn reichte es, denn er hatte seine Staffelei in die Mitte des Ateliers gestellt. Der Geruch nach Farbe war hier intensiver. Er arbeitete nicht nur von einer mit Farben bestückten Palette aus, es standen auch überall die gleichen Eimer herum, die wir schon oben gesehen hatten.
    Otto E. setzte sich auf einen Hocker, holte eine Selbstgedrehte hervor und zündete sie an. »Ihr könnt euch ruhig umschauen und mir dann sagen, was ihr von meiner Kunst haltet.«
    Mir kamen Zweifel, ob wir den richtigen Weg eingeschritten hatten. Es war auch möglich, dass sich hier nur jemand profilieren wollte, um seine Werke zu präsentieren, die sich ansonsten niemand anschaute. Man musste schon sehr offen für Kunst sein, um das zu goutieren, was sich uns hier unten bot.
    Harry verdrehte die Augen. Zu sagen brauchte er nichts, denn er würde sich bestimmt keines der Bilder in seine Wohnung hängen. Sie waren sehr bunt und

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