114 - Der Bucklige von Doolin Castle

er nur ein unartikuliertes Knurren von sich. Außerdem trat er beim Gehen gegen Steine, die den Abhang hinunterkullerten.
    „Nicht so laut!" ermahnte Coogan ihn. Er stand lauernd da.
    Dorian blieb drei Meter von ihm entfernt stehen.
    Coogan kicherte plötzlich.
    „Du befürchtest wohl, ich könnte dich töten?" fragte er. „Aber keine Angst, daran liegt mir nichts mehr.
    Ich mag dich. Besser wäre es natürlich, wenn du meine Sprache beherrschen würdest, damit wir uns unterhalten könnten."
    Um seiner Rolle treu zu bleiben, sprang Dorian plötzlich mit einem Knurrlaut vor, packte Coogan an der Kehle und drückte ihn gegen die Burgmauer. Er drückte nicht fest zu und ließ Coogan sofort los, als dieser nach Luft japste.
    Dorian bleckte die Zähne und deutete mit einer herrischen Geste zum Personeneingang.
    „Schon gut", sagte Coogan keuchend und rieb sich den Hals. „Ich bringe dich in die Burg."
    Er ging voran.
    Dorian-Jonathan folgte ihm dichtauf. Sie kamen in den Burghof. Dorian blickte sich um. Das Gemäuer lag wie ausgestorben da. Coogan strebte auf das Hauptgebäude rechter Hand zu. Er winkte Dorian-Jonathan, ihm zu folgen, doch der Dämonenkiller zögerte.
    Er versprach sich nichts davon, die Burg in Begleitung Coogans zu erforschen. Im Gegenteil, wenn er allein war, hatte er mehr Bewegungsfreiheit. Deshalb machte er eine Reihe von furchterregenden Gebärden, warf mit Steinen nach Coogan und machte so deutlich, daß er seiner überdrüssig war.
    „Ich habe schon verstanden", sagte Coogan und zog sich zurück. „Ich werde dich allein lassen. Aber sei vorsichtig, Jonathan! Lynam hat angedeutet, daß er jedem Psycho seinen Willen aufzwingen kann, und ich möchte nicht, daß er mit dir das tut."
    Dorian erinnerte sich, daß James Lynam Besitzer von Doolin Castle und Veranstalter des HorrorSymposiums war. Innerlich dankte er Coogan für die Warnung, obwohl er kaum etwas zu befürchten hatte, weil er ja kein Psycho war.
    Dorian wartete, bis Coogan im Hauptgebäude verschwunden war, dann wandte er sich der anderen Seite zu und. betrat einen Wehrturm. Er holte seinen Kommandostab und fuhr ihn aus.
    Wenn Doolin Castle eine Bastion der Janusköpfe war, dann mußte er mit magischen Fallen rechnen; und vor diesen konnte ihn der Magnetstab warnen. Außerdem war er eine bewährte Waffe gegen alle möglichen Kreaturen der Finsternis.
    Die freie Linke ließ Dorian über der Brust unter seinem Gewand verschwinden, um in Notfall schnell an den Ys-Spiegel heranzukommen.
    Dorian hatte kaum den Wachtturm betreten, da umgab ihn eine Fülle von Geräuschen. Überall raunte und wisperte es. Durch die Steinmauern ging ein Rumoren. Doch als er den Ys-Spiegel für einen Moment losließ, herrschte wieder Stille. Der Ys-Spiegel machte Geräusche hörbar, die dem menschlichen Ohr verborgen blieben.
    Ihr seid nicht euern geistigen Schöpfern verpflichtet, sondern nur mir,
Goro - hörte es Dorian raunen -,
der ich aus einem Reich komme, wo auch ihr zu Hause seid. Wenn ich befehle, habt ihr zu gehorchen.
    Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, um zu erraten, daß Goro ein Januskopf war und mit seinen Suggestionen die Psychos erreichen wollte.
    Dorian wandte sich auf der Treppe des Wehrturms nach unten, denn es war anzunehmen, daß sich der Januskopf irgendwo in den unterirdischen Gewölben versteckte. Dabei achtete er darauf, die Verrenkungen und die groteske Gangart des buckligen Jonathan getreu nachzumachen, denn er mußte damit rechnen, beobachtet zu werden. Das war eine positive Eigenschaft des Vexierers, den er aus dem Nachlaß des Hermes Trismegistos hatte: er erlaubte es ihm nicht nur, jede beliebige Gestalt anzunehmen, sondern übertrug auch die gewünschten Eigenarten jener Person auf ihn, die er nachzuahmen wünschte.
    Dorian humpelte mit schlenkernden Armen die Treppe hinunter. Dabei ließ er den Ys-Spiegel los, um nicht ständig den unheimlichen Geräuschen ausgesetzt zu sein.
    Das hätte ihn beinahe verraten.
    Plötzlich sprang etwas aus einer Nische, das nur entfernt menschliche Gestalt besaß. Es bestand eigentlich nur aus einem Rumpf. Am oberen Ende wuchsen ihm drei Paar Hände heraus, mit sehnigen, muskulösen Fingern. Auf der entgegengesetzten Seite waren drei Paar ebenso kräftig entwickelte Füße zu sehen. Die Sinnesorgane - wie Augen, Ohren, Nase und Mund - waren über die obere Hälfte des Torsos wahllos verstreut.
    Dieses Ding bewegte sich durch Radschlagen vorwärts. Es keifte Dorian mit einem zahnlosen Maul an,