114 - Der Bucklige von Doolin Castle
James Lynam weilte unterdessen wahrscheinlich längst nicht mehr unter den Lebenden.
Die Aura um Goros Knochengesicht leuchtete vor Wut weißblau. Die dicken, wurmartigen Haare standen ihm vom Kopf ab und ringelten sich wie die Schlangen der Medusa. Goro mußte sehr an sich halten, um den ungehorsamen Psycho nicht zu maßregeln. Vielleicht holte er das noch nach, aber zuerst wollte er ihn zu Wort kommen lassen.
Goros grausamer Mund war verkniffen. „Wieso bist du nicht schnellstens nach Doolin Castle gekommen? Und warum hast du Olivaro in Cranasloe zurückgelassen? Was ist vorgefallen? Berichte!" Goro fiel auf, daß der Bucklige darauf bedacht war, ihm nicht zu nahe zu kommen. Überhaupt war seine Haltung alles andere als unterwürfig. Er hatte etwas von einem Rebellen an sich. Wäre er, der Meister der Magie, drüben in seiner Welt in diese Situation gekommen - er hätte mit dem Psycho kurzen Prozeß gemacht, ihn zu Pulver zerstampft und daraus alles Wissenswerte gelesen. Doch auf der Erde konnte er seine magischen Künste nicht voll ausspielen; hier herrschten andere Gesetze.
„Berichte endlich!" verlangte Goro.
„Es hat einige unvorhergesehene Zwischenfälle gegeben", sagte der Bucklige mit einer irgendwie verfremdeten Stimme.
Hatte ihn der Aufenthalt auf dieser Welt verändert?
Der Psycho fuhr fort: „Wir trafen mit Olivaro am vereinbarten Ort zusammen. Es ging alles glatt. Olivaro kam freiwillig mit. Aber dann kam es zu Zwischenfällen mit den Dämonen dieser Welt. Mein Begleiter kam im Kampf um. Später erwischte es auch Olivaro. Er gebärdete sich auf einmal wie wahnsinnig."
„Das hatte mit den Dämonen dieser Welt nichts zu tun", unterbrach Goro ihn unwirsch. „Ich war es, der Olivaro manipulierte, weil ich einfach nicht mehr länger warten wollte. Doch, ich frage dich, wie kam es, daß ich ihn wieder aus meiner Gewalt verlor?"
„Das muß die Magie der irdischen Dämonen bewerkstelligt haben", erklärte der bucklige Jonathan. „In diesem Augenblick benahm sich Olivaro noch wie ein Rasender - und im nächsten wurde er auf einmal völlig apathisch. Er befindet sich noch immer in diesem Zustand und scheint den Verstand verloren zu haben. Er kann sein Scheingesicht nicht mehr kontrollieren."
„Du hättest ihn dennoch sofort hierher bringen sollen", sagte Goro streng.
Aber er war nicht mehr so wütend auf den Psycho, weil er in der Tat gegen eine Reihe widriger Umstände zu kämpfen gehabt hatte.
„Das wagte ich nicht", beteuerte der Bucklige. „Ich wußte nicht, wie mächtig die Dämonen sind, die uns verfolgten. Ich stellte alle möglichen Dinge an, um sie abzuschütteln. Aber da ich nicht sicher sein konnte, daß mir das auch gelungen war, stieg ich mit ihm in Cranasloe ab, um der Dinge zu harren, die auf uns zukommen würden. Ich wagte es nicht einmal, Verbindung mit dir aufzunehmen."
Goro fand die Geschichte des Psychos plausibel; es könnte so gewesen sein, aber er glaubte sie ihm nicht bedingungslos. Dieser bucklige Jonathan war nicht mehr ganz derselbe, den Goro ausgeschickt hatte. Er hatte sich verändert. Goro ließ sich aber von seinem Mißtrauen nichts anmerken.
„Und warum hast du die Frau, die sich bei dir befindet, bisher mit keinem Wort erwähnt?" fragte Goro.
„Ich wollte es bei nächster Gelegenheit tun", versicherte der Bucklige. „Sie heißt Coco Zamis und ist eine Verbündete von Olivaro. Er wollte nicht ohne sie gehen. Deshalb nahm ich sie mit. War das ein schweres Vergehen?"
„Das wird sich noch herausstellen", sagte Goro. „Wir nehmen sie auf jeden Fall nach drüben mit." „Und Olivaro" fragte der Bucklige. „Glaubst du, daß er dir in seinem Zustand überhaupt noch nützlich sein kann?"
„Vielleicht ist er noch zu retten. Er kommt auf jeden Fall mit. Aber das soll deine Sorge nicht sein. Du bleibst vorerst auf Doolin Castle und wirst für Ruhe und Ordnung unter diesen entarteten Psychos sorgen. Olivaro und seine Verbündete holen wir später."
„Gut - wenn es dein Wille ist, Goro." Der Bucklige bekam einen lauernden Blick. „Und was wird aus den Menschen auf Doolin Castle?"
„Die Überlebenden nehmen wir mit nach drüben", erklärte Goro. „Die Experimente mit ihnen werden uns bestimmt interessante Ergebnisse vermitteln. Und jetzt verschwinde! Ich muß mich um die beiden Männer kümmern, bevor sie Verdacht schöpfen."
Goro verließ den buckligen Psycho ohne ein weiteres Wort. Es war unter seiner Würde, ihn ausdrücklich darauf aufmerksam zu
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