114 - Sylphidas Rachegeister
sieben Jahre üblich sei. Allerdings - so
massive Angriffe und Erkenntnisse über die Geisterwelt hätten die meisten noch
nie erlebt.
Lansing war zu hören, der wissen wollte, wie
sich diese Angriffe und Erscheinungen äußerten.
Die einen sprachen von fremdartig klingender
Musik, die die Sehnsucht wecke, zu nachtschlafender Zeit das Haus zu verlassen.
Man könne sich dieser in den Tod führenden Sehnsucht nur entziehen, wenn man
sich die Ohren mit Watte verstopfe oder sich am Bett festbinde.
»Die Reise«, so lautete eine Aussage, »geht
dann nicht nach Hy Breasil... das ist die größte und seltsamste Insel, die sich
alle sieben Jahre zeigt. Wo genau sie aus dem Meer kommt, weiß kein Mensch
vorher zu sagen. Sie läßt sich nicht lokalisieren .«
»Gibt es denn Menschen, die Hy Breasil schon
gesehen haben ?« war Fred Lansings Stimme zu hören.
»Ja«, antwortete die Gefragte, eine Frau
Mitte Vierzig und Mutter von drei Kindern. »Seefahrer zum Beispiel, die sich
bewußt und gezielt auf die Suche machten. Von ihnen wurde das eine oder andere
bekannt .«
»Wissen Sie zufällig, welche Beschreibungen
diese Leute gaben ?« wollte Lansing wissen.
»Nicht sehr genau«, erwiderte die
Frauenstimme, »ich kenne diese Dinge auch nur vom Hörensagen ... Durch meine
Mutter zum Beispiel, die einen solchen Seemann kennenlernte, der ihr von Hy
Breasil erzählte. Wasser- und Luftgeister leben dort, und es soll zahlreiche
Höhlen geben, die kostbare Schätze enthalten. Gold und Juwelen ... Manchmal, in
besonderer Laune, schenken die Luft- und Wassergeister den nach Hy Breasil oder
einer anderen Insel verschlagenen Menschen solche Schätze und schicken sie in
die Welt der Sterblichen zurück, wo sie bis an ihr Lebensende in Glück und
Reichtum leben.
Das ist ein echter Glücksfall. Es gibt auch
andere Beispiele .«
»Nennen Sie mir einige .«
»Auch derart Bescherte - erlebten zum Teil
bittere Enttäuschungen, Mister Lansing. Nicht immer war es Gold, das in den
Säcken oder Krügen glänzte, mit der die Heimkehrer auftauchten. Oft - war’s
auch nur Schein. Die Goldbrocken und Juwelen verwandelten sich in Wasser, und
nichts blieb zurück von der Herrlichkeit .«
Daß es Menschen gab, die Tirn Aill oder jene
Geister-Insel Hy Breasil kennengelernt hatten, ließ Fred Lansing keine Ruhe.
»Warum gibt es Menschen, die jene Orte zu
Gesicht bekommen, zurückkehren dürfen - und andere, die man nie wiedersieht ?«
»Keine Ahnung, Mister Lansing. So
widersprüchlich wie die Geschehnisse, ist die Welt der Geister, sind sie es
selbst... Den einen belohnen sie, den anderen halten sie fest, den einen
beschenken sie - den anderen schicken sie mit Krügen oder Säcken voll Gold und
Juwelen zurück, die schließlich zu Wasser werden. Das erinnert mich an die -
Sylphiden .«
»Wer sind die Sylphiden ?«
»Flüchtige Wasserwesen, Geisterfrauen von
ungewöhnlicher Schönheit, die jedem Mann den Kopf verdrehen. Wer sie sieht, ist
ihnen verfallen und kommt nicht mehr los von ihnen... Es gab Männer, die haben
sich auf die Lauer gelegt, um sie zu sehen und zu fangen. Einigen ist das auch
gelungen. Aber sobald ein Lichtstrahl sie trifft, verlieren sie ihre
menschliche Gestalt, und sie werden zu dem, was sie ursprünglich waren: zu
Wasser... Es bleibt nichts von ihnen übrig als eine Wasserlache ...»
●
Hier endete das Band.
Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C nahm
Notizblock und Diktiergerät an sich und verstaute es im Geheimfach ihres
eigenen Agenten-Koffers.
Dann suchte sie kurz ihr Zimmer auf. Auch sie
würde im »Royal Scout« in Drogheda logieren. Für Larry Brent und Peter
Pörtscher waren ebenfalls Zimmer reserviert.
Morna packte die notwendigsten Utensilien
aus, hängte ihre Kleider in den Schrank und gab dann einen kurzen
Situationsbericht nach New York.
Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen
trug ein X-GIRL der PSA keinen Ring, sondern einen goldenen Anhänger in Form einer
Weltkugel an einem Armkettchen.
Der Miniatur-Globus unterschied sich in
Aussehen und Aufbau jedoch nicht im geringsten von dem der Ringlösung. Auch er
enthielt eine vollwertige Miniatur-Sende- und -Empfangsanlage.
In New York war’s fünf Uhr morgens. Eine
Zeit, in der sich normalerweise noch kein Mensch im Büro aufhielt.
Auch X-RAY-1 war noch nicht anwesend, und
doch war er erreichbar. Die den Funkspruch entgegennehmenden Computer
analysierten und archivierten die Botschaft und gaben sie über das Funktelefon
weiter, das neben dem Bett
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