114 - Sylphidas Rachegeister
Arbeitskollege vom
Kopf bis zu den Schultern zugedeckt.
Der Unglückliche japste nach Luft und
grapschte die Masse von Nase und Mund. Der andere, der den »Unfall« verursacht
hatte, ließ seinen Schubkarren stehen, ging in die Hocke und war dem
Verschmutzten behilflich, das Gesicht von dem Mörtel zu befreien.
»Ist ja alles in Ordnung«, meinte der Helfer
beruhigend. »Das Zeug wird so schnell nicht hart .«
»Du bist wahnsinnig !« stieß der Betroffene hervor und spuckte gegen die Innenwand des Schachtes. »Wie
kannst du mir nur so die Augen verkleistern ?«
»Keine Aufregung, alter Junge! Das haben wir
gleich wieder. Und wenn du deinen Kopf weit genug vorstreckst, kannst du die
Offenbarung immer noch sehen .«
Aber das war nicht mehr der Fall.
Als der Arbeiter im Schacht Nase, Mund und
Augen vom Mörtel befreit hatte und zum Hoteleingang blickte, ließ er einen
zweiten Fluch folgen.
»Sie ist weg, verdammt noch mal !«
»Aber sie wird wiederkommen«, tröstete der
andere ihn. »Ein tolles Weib! Ich kann sie dir einstweilen beschreiben
...
●
Die attraktive Schwedin, die zum
»Stolperstein« und zum Gesprächsthema der Männer geworden war, ahnte nichts von
dem Vorfall, der sich hinter ihrem Rücken abgespielt hatte.
In der Zwischenzeit hatte sie die Hotelhalle
betreten und begab sich zur Rezeption.
Dort nannte sie ihren Namen.
Das reichte. Alles andere war bereits
vorbereitet.
Der Hotelangestellte händigte ihr den
Schlüssel zum Zimmer Fred Lansings aus.
Telefonisch war zuvor zwischen dem
geheimnisvollen Leiter der PSA und der Hotelleitung alles erledigt worden.
Sobald sich eine Frau mit Namen Morna Ulbrandson meldete, sollte ihr der
Zimmerschlüssel überreicht werden, damit sie Gelegenheit hatte, eventuelle
Aufzeichnungen Lansings in Augenschein zu nehmen.
Ursprünglich war damit gerechnet worden, daß
Larry Brent und Peter Pörtscher zuerst in Irland eintreffen würden.
Doch es war anders gekommen.
Die vorgesehene Maschine mußte wegen eines
Triebwerkschadens den Start unterbrechen und war zur Reparatur abgeschoben
worden. Voraussichtlicher Aufenthalt drei bis vier Stunden.
Morna Ulbrandson, die in Kopenhagen wegen des
mysteriösen Falles mit dem »Denkmalmord« nicht länger bleiben mußte, konnte
umgehend einen Platz in einer Linienmaschine bekommen.
Schnelligkeit und unkomplizierte Denkweise
waren die Stärke der Frauen und Männer, die im Dienst der PSA standen.
Morna hatte bei Hertz-Rent a Car in Dublin
einen Mercedes-Sportwagen übernommen und war direkt nach Drogheda gefahren.
Die Schwedin machte sich sofort an die
Arbeit.
Fred Lansings Zimmer war sauber und
aufgeräumt. Lansing hatte seine Koffer ausgepackt, und in einem Geheimfach, das
nur der entdeckte, der darüber informiert war, fand Morna sowohl ein Notizbuch
als auch ein handliches Miniatur-Diktiergerät, in das eine Kassette eingelegt
war.
X-GIRL-C blätterte zunächst die schriftlichen
Aufzeichnungen der letzten Tage durch.
Verschlüsselt und im Telegrammstil hatte
Lansing Vermerke gemacht.
Es war für Morna Ulbrandson, die den Code
kannte, ein leichtes, die Notizen zu entschlüsseln.
Lansing sprach von Jonathan op Gwellyn, einem
alten, allein lebenden Fischer, der als einziger bereit gewesen war, mit ihm
hinauszufahren und bei Dämmerung auf dem Meer zu bleiben.
Es waren Namen und Bezeichnungen von Inseln
angeführt, die angeblich von Zeit zu Zeit auftauchen würden oder unter der
Wasseroberfläche lägen und für Menschen nicht zugänglich wären. Sie gehörten -
den Geistern, die launisch und unberechenbar waren und gerade in letzter Zeit
wieder mit den Sterblichen allerlei Unfug trieben.
Unfug, der jedoch die Grenzen des Spaßes weit
überschritt. Es war nicht mehr spaßig, wenn Menschen spurlos verschwanden und
die Angehörigen nie wieder etwas von ihnen hörten ...
Jonathan op Gwellyns Adresse war in den
Notizen ebenfalls vermerkt.
Morna nahm die Aufzeichnungen an sich und ließ
das Tonband zurücklaufen.
Die Aufzeichnung enthielt eine Darlegung der
Gespräche, die Fred Lansing mit verschiedenen Personen geführt hatte. Auch die
Stimmen derer, die Lansing interviewt hatte, waren zu hören. Einfache,
naturverbundene Menschen, die fest an Geister glaubten und der Vermutung
Ausdruck gaben, daß im Moment eine Ausnahmesituation herrsche.
Offenbar - so meinten einige übereinstimmend,
obwohl ihre Aussagen unabhängig voneinander aufgenommen worden waren - sei ein
Zustand eingetreten, wie er alle
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