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114 - Sylphidas Rachegeister

114 - Sylphidas Rachegeister

Titel: 114 - Sylphidas Rachegeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sich wie ein
Pennäler vorm ersten Kuß. Aber auch das war ihm egal.
    Wenn’s um Evalie ging, war er bereit, sich
auf alles einzulassen und sich notfalls auch lächerlich zu machen.
    Er hatte keine Erklärung für den Zauber, den
diese schöne junge Frau, die er auf Mitte Zwanzig schätzte, in ihm hinterlassen
hatte. Er wußte nur eines: er war völlig in ihrem Bann.
    Verwirrt, ruhelos, glücklich und ratlos
zugleich fuhr er nach Navan weiter.
    Inzwischen war der Tag angebrochen. Aber die
Wolkendecke, die über dem Land hing, war dick und ließ kaum die Sonnenstrahlen
durch. So richtig hell würde es wohl heute nicht werden, auch der Nebel löste
sich nur langsam auf.
    In Navan war das Leben erwacht.
    Die ersten Passanten waren auf den Straßen zu
sehen, Fahrzeuge waren unterwegs.
    Die Leute, die zur Arbeit mußten, standen
verfroren und blaß an den Haltestellen und starrten trübsinnig vor sich hin.
    Pater Patrick wohnte in einer kleinen dunklen
Gasse. Dort gab’s noch Gaslaternen, die Häuser stammten aus dem letzten
Jahrhundert.
    Sie waren klein und standen dicht beisammen.
Die Gasse hatte holpriges Kopfsteinpflaster.
    Etwa in der Mitte der Straße, in die Andy
Reef sein schwarzes Vehikel steuerte, parkte vor einem Haus ein Leichenwagen.
Dessen Tür stand offen, und auch die Tür zum Haus war geöffnet.
    Dort tauchten Menschen auf.
    Andy Reef bekam die Situation im ersten
Augenblick gar nicht mit, weil er mit seinen Gedanken woanders war ...
    Er fühlte sich schwach, als hätte er einen
stundenlangen, anstrengenden Marsch hinter sich.
    Der Schädel dröhnte wie nach übermäßigem
Whiskygenuß.
    Reef merkte, wie ihm heiß wurde.
    Hatte er etwa Fieber?
    Mit der Rechten fuhr er über die Stirn. Sie
war feucht und fühlte sich heiß an.
    Ihm war warm, und er fröstelte dennoch.
    Die beiden letzten Nächte, in denen er kaum
geschlafen hatte, und die Umstellung seines Lebensrhythmus gingen doch nicht so
spurlos an ihm vorüber. Er reagierte extrem langsam, als würden seine Sinne
nicht funktionieren.
    Erst als er an dem Leichenwagen vorüberfuhr,
drang ihm ins Bewußtsein, was hier vorging.
    Zwei schwarzgekleidete Männer trugen einen
Sarg aus dem Haus. Ihm voraus ging - in eine braune Kutte aus rauhem Stoff
gewandet - ein Pater.
    Pater Patrick.
    Andy Reef fuhr noch drei Meter weiter, zog
seinen Wagen dann an die linke Straßenseite und stoppte.
    Er stieg aus und lief die wenigen Schritte zu
dem Leichenwagen zurück.
    Mit gefalteten Händen und ernster Miene stand
Patrick auf dem Gehweg und beobachtete, wie der Sarg in das Auto geschoben
wurde.
    Andy Reef trat an Patrick heran.
    »Ich habe Sie vom Wagen aus gesehen, Pater«,
sagte er leise. »Ich wollte zu Ihnen. Wie ich sehe, beginnt für Sie der Morgen
schon mit einer traurigen Pflicht .«
    Pater Patrick wandte nur kurz dem Blick.
    Der Mann in der Kutte reichte den muskulösen
Reef gerade bis zum Kinn. Seine Haut war glatt und faltenlos, so daß man sein
wahres Alter schlecht schätzen konnte. Sein Blick war offen und gütig. Er war
ein Mensch, der einen ändern noch verstand und ihm zuhören konnte.
    »Ja, Reef, da haben Sie recht«, entgegnete er
leise. »Mit einer sehr traurigen sogar. Soeben bringt man Henry Flannagan aus
dem Haus. Gestern abend war er noch kerngesund. Kurz vor dem Morgengrauen fing
alles an. Flannagan war erst einundvierzig .«
    »Was hatte er, Pater? Einen Herzschlag?«
    »Nein, es war kein Herzschlag. Er ist langsam
und elend gestorben, ohne daß der Arzt hätte sagen können, woran es eigentlich
fehlte ... Er bekam plötzlich Fieber, und das hat seine Kräfte in wenigen
Stunden auf gezehrt .«
    »Das ist ja furchtbar .«
    Pater Patrick nickte abwesend. Die
zweiflügelige Tür des Leichenwagens wurde zugedrückt.
    »Hat es einen besonderen Grund, weshalb Sie
mich zu so ungewöhnlich früher Stunde aufsuchen, Reef ?« fuhr der Pater unvermittelt fort. »Gibt es Neuigkeiten ?«
    »Ja ... Ich habe Shawn Reef wiedergesehen .«
    Pater Patrick wirkte erschrocken. »Erzählen
Sie .«
    Während die beiden Männer des Bestattungsinstituts
sich ins Auto setzten und die in Schwarz gekleidete Frau auf dem Rücksitz Platz
nahm und noch auf das Zusteigen des Paters wartete, zog dieser den Maler zur
Seite und hörte zu, was man ihm zu berichten hatte.
    »Was mit Henry Flannagan passiert ist,
Pater«, schloß Reef seine Ausführungen, »erschreckt mich in höchstem Maß. Jeden
Tag - so der Geist - soll durch Sylphidas Rache jemand in dieser Region
sterben.

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