114 - Sylphidas Rachegeister
etwas
darauf zu erkennen war.
Eine bäuerlich gekleidete Frau mit einem
"kleinen Jungen, der einen Matrosenanzug trug, war auf einem der Bilder zu
sehen. Wahrscheinlich handelte es sich um ein Kinderbild, das Jonathan op
Gwellyn mit seiner Mutter zeigte.
Andere Fotos präsentierten Gruppenaufnahmen
von ganzen Familien.
Auch Fotos neueren Datums waren zu sehen.
Sie zeigten den kräftigen Gwellyn mit rotem Haarschopf
und rotem Vollbart. Ein echter irischer Dickschädel, ein Mann, breit wie ein
Kleiderschrank und mit einem Lachen wie ein großer Junge.
Dieser Mann nahm niemand etwas krumm und das
Leben auf die leichte Schulter, obwohl es sicher nicht einfach für ihn war.
Aber in der Armut, in der er lebte, fühlte er sich wohl und war zufrieden und -
frei.
Einige der neueren Aufnahmen ließen erkennen,
daß Gwellyn auch Umgang in sogenannten »besseren« Kreisen pflegte.
Man sah ihn - in wetterfester Kleidung - vor
den Stufen eines Schlosses, wie er Fische anlieferte. Auf einem anderen Bild -
im eleganten dunklen Anzug - saß er an einer Tafel mit festlich gekleideten
Männern und Frauen. Auf dem Tisch waren verschiedene Meerestiere serviert,
deren Lieferant offensichtlich Gwellyn war.
Dann folgte noch mal Gwellyn mit einem adlig
wirkenden Paar, einer sehr elegant wirkende Frau und einem Mann, der einen
Stock verschluckt zu haben schien.
Im Hintergrund war das Schloß, düster und
trutzig, mit auffallend vielen Türmen.
Larry Brent sah sich weiter um, ohne jedoch
etwas Bemerkenswertes zu entdecken.
Seit dem Betreten des Hauses waren einige
Minuten vergangen, und X-RAY- 3 fiel plötzlich auf, daß er von Peter Pörtscher
nichts mehr hörte.
War es draußen hinter dem Haus so interessant,
daß der Kollege so lange fortblieb?
X-RAY-3 durchquerte den handtuch schmalen
Flur. Die Tür nach hinten stand noch offen.
»Peter ?« fragte
Brent in die Stille.
Im Hof vor der zerklüfteten, schwarzen, feuchtschimmernden
Felswand, an der blaßgrünes Moos wuchs, waberten Nebelschleier. Ein trüber
Himmel spannte sich über Meer und Land und ließ kaum einen Sonnenstrahl durch.
Im Wind bewegte sich klappernd die Tür in den
Schuppen, die von einem Lederriemen gehalten worden war.
Auf Sicherheit schien Gwellyn keinen
besonderen Wert zu legen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb er -
wenn er sein Haus verließ - nicht mal die Eingangstür verschloß. Die war so
leicht, daß sie von jemand, der sich mit Gewalt Eintritt ins Haus verschaffen
wollte, problemlos überwunden wurde.
Ein Fußtritt genügte, und die Tür flog nach
innen.
Also verzichtete Gwellyn ganz auf Schloß und
Schlüssel. In seinem Haus gab es eh nichts zu holen, wofür ein Einbruch sich
rentiert hätte.
Der Lichtkegel von Larrys Lampe wanderte über
Gerümpel, der Schein entdeckte zahlreiche Spinnweben in den Ecken und an der
Decke.
Einen Schritt nach rechts gab es eine weitere
Tür.
Sie führte aus dem windschiefen Schuppen
direkt in die Felswand.
Mit schnellen Schritten war Brent dort und
leuchtete in einen Stollen, der niedrig war und sich serpentinenartig in die
Tiefe erweiterte.
»Hallo, Peter! Bist du hier ?«
Das Echo hallte schaurig aus der Dunkelheit
und der Tiefe.
Dieser Schacht in den Felsen war mit seiner
Akustik hervorragend, der Ruf trug weit, so daß Pörtscher die Stimme seines
Freundes hätte hören müssen.
Aber Pörtscher alias X-RAY-11 reagierte
nicht.
Das Echo von Larry Brents Stimme verhallte,
bis wieder Grabesruhe herrschte.
Da wußte X-RAY-3, daß seinem Begleiter etwas
Unerwartetes zugestoßen war...
●
Morna Ulbrandson hatte die andere Seite der
Küstenstraße benutzt, so daß es zwischen ihr und den beiden Kollegen aus
Richtung Dublin zu keiner Begegnung kam.
Die Straße, die X-GIRL-C fuhr, war kaum
befahren.
Etwa eine halbe Meile von der Küste und dem
Punkt entfernt, wo Andy Reefs Haus lag, traf sie ihn auf der Straße.
Er hatte sein schwarzes Vehikel aufgebockt
und lag halb unter dem Kühler.
Morna Ulbrandson fuhr an die linke
Straßenseite und bremste.
Der Mann reckte den Kopf und sah zuerst zwei
wohlgeformte, lange Beine, die auf ihn zukamen.
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Größere
Schwierigkeiten ?« fragte Morna Ulbrandson und ging
neben dem am Boden liegenden Mann in die Hocke.
»Ich hatte geglaubt, von allein fertig zu
werden ... Aber ich krieg’s nicht hin. Der Teufel weiß, was mit dem Ding los
ist... Bisher hat es mich noch nie im Stich gelassen. Aber heute hat es
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