114 - Sylphidas Rachegeister
Lautlos ging dies nicht vonstatten. Der Türriegel klackte.
Aber die sich Entfernenden - Morna hörte
deren Schritte auf der Treppe über sich - bekamen das Geräusch glücklicherweise
nicht mit.
Morna verhielt noch einige Sekunden in der
Bewegung und wartete, bis ihre Augen sich an das Halbdunkel im Innern des
Turmes gewöhnt hatten.
Gloghtonny-Castle ...
der Herrensitz der Lords and Ladies of Gloghtonny ...
Der Begriff war ihr nicht fremd.
Auch Fred Lansing alias X-RAY-10 hatte den
Namen Gloghtonny-Castle im Notizbuch stehen. Auf Gloghtonny-Castle hatte er den
Fischer Jonathan op Gwellyn kennengelernt, der die Lordfamilie regelmäßig mit Fischen
versorgte.
Damit war Gloghtonny-Castle unabsichtlich
oder bewußt zum Ausgangspunkt für Fred Lansings Verschwinden geworden.
Erst mit dem seltsamen Verhalten Andy Reefs
und dem nicht minder merkwürdigen Empfang, der dem eingefleischten Junggesellen
bereitet wurde, sah X-GIRL-C die Dinge in einem anderen Licht.
Auch über die schöne junge Frau machte sie
sich ihre Gedanken.
Wer war sie?
War sie eine Menschenfrau aus Fleisch und
Blut - oder ein Geistwesen, wie Andy Reef sie so beeindruckend auf seinen Bildern
darzustellen vermochte?
●
Er war auf Gefahr eingestellt und bereitete
sich entsprechend vor.
Larry Brent alias X-RAY-3 nahm seine Smith
& Wesson Laser aus der Schulterhalfter. Sollte er es mit einem oder
mehreren Gegnern aus Fleisch und Blut zu tun haben, würde diese Waffe ihm im
Fall eines Angriffs gute Dienste leisten.
Anders sah es aus, wenn ätherische Geschöpfe
aus der Geisterwelt ihn attackierten.
Für diesen Fall war er auch eingerichtet,
trug ein entsprechendes Amulett bei sich und ein geweihtes Kreuz. Das half, wie
in vielen Fällen unter Beweis gestellt, nicht nur gegen Vampire und Blutsauger,
sondern gelegentlich auch gegen Angehörige aus der Geisterwelt. Meistens jedoch
nur dann, wenn hinter dem Auftauchen der betreffenden Erscheinung ein Fluch
steckte, der den ruhelosen Geist an die Welt der Menschen bannte, mit der er
jedoch eigentlich nichts mehr zu tun hatte.
Und noch etwas trug er bei sich, einen
kleinen, kalkweißen und unscheinbar aussehenden Stab, der mit zahlreichen Runen
bedeckt war. Magische Zeichen ...
Sie wirkten nur auf einen ganz bestimmten
Gegner, auf die Angehörigen der Familie Crowden, die schon einige Male in
Erscheinung getreten war.
Die Crowdens waren eigentlich keine Menschen
mehr, sondern durch die Dämonensonne Veränderte, die anderen Menschen den Tod
brachten.
X-RAY-3 bezweifelte ernsthaft, daß in dem
Fall, der sie zur Zeit in Irland festhielt, ein Crowden eine Rolle spielte.
Ganz andere Aktivitäten waren entfaltet worden, ganz andere Schwerpunkte
zeigten sich, die mit der Wesensart der Crowdens nichts zu tun hatten.
Jeder neue Fall war so für jeden PSA- Agenten
ein unbekanntes und gefahrvolles Abenteuer, denn es gab keine sichere Gewähr
dafür, daß ein Abwehrmechanismus auch funktionierte. Stets waren Geschick,
Einfühlungsvermögen und - das Gehirn der betreffenden Agentin oder des
betreffenden Agenten erforderlich.
Der Tunnel war kahl und feucht. Von den
Wänden strahlte unangenehme Kälte aus. In diesen fensterlosen Schacht war nie
ein Sonnenstrahl gedrungen.
Nach drei Schritten mündete der Stollen in
eine bizarre Höhle. Unzählige Nischen, Mauervorsprünge und Spalten in der
Felswand gab es, die ideale Versteckmöglichkeiten boten.
»Peter ?« fragte
Larry mit klarer Stimme und ließ seinen Blick in die Runde schweifen.
Wieder erfolgte keine Antwort.
X-RAY-3 leuchtete mit der Taschenlampe in
Ecken und Spalten und vertrieb die ewige Finsternis.
Die Höhle war im vorderen Bereich so etwas
wie die Speisekammer Jonathan op Gwellyns. Einige Nischen waren als Regale
eingerichtet und enthielten Eingemachtes, getrocknetes Fleisch und getrockneten
Fisch. Der Vorrat war nicht gewaltig, reichte für zwei oder drei Wochen und
zeigte, das Gwellyn ein Freund von frischen Lebensmitteln war, der nur für
soviel Tage vorsorgte, daß er bei Krankheit das Haus nicht verlassen mußte.
Die Höhle, die sich vor Larry Brent
ausbreitete, war uralt. Offensichtlich war sie in früheren Zeiten ein beliebter
Zufluchtsort und hervorragendes Versteck für Piraten gewesen.
Von den Dingen, die noch herumlagen, stammten
die meisten aus dieser Zeit. Verrottete Seemannskisten, faulende Kleider,
rostige Säbel und Gewehre lagen in Ecken und Nischen. Sie waren nicht mehr
brauchbar, von den Piraten vergessen
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