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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schief. »Sollte sich der große Kämpfer tatsächlich fürchten?«
    »Nein«
    »Ah, du lügst.« Sie kicherte. »Alle haben Angst vor dem Teufel.« Ihr Gesicht verzog sich und verwandelte sich dabei in eine Fratze. »Der Teufel will sie mit Haut und Haaren. Er schluckt ihre Seelen wie der Zecher den Wein. Auch von deiner Seele wird nicht mehr viel zurückbleiben, großer Held. Sie wird ebenfalls gefressen, und dein Körper wird im Feuer der Hölle geröstet.«
    »Vorher schicke ich dich dorthin!« versprach McMurdock. »Du schaffst es nicht. Du wirst mich nicht fertig machen können. Nicht du, verfluchte Hexe!«
    »Hexe?« höhnte sie kreischend. »Glaubst du jetzt, dass es Hexen gibt? Habe ich dich überzeugen können?« Sie wollte sich kugeln vor Lachen. »Wie gern hätte ich jetzt die hohen Herren der Inquisition hier an diesem Ort gesehen! Wie hätten sie sich aufgeführt, und was hätten sie getan, wenn sie dem Teufel persönlich begegnet wären. Sie hätten geschrieen, gejammert und ihren eigenen Gott verflucht, um nur nicht von ihm in Besitz genommen zu werden.«
    »Lass uns gehen!«
    »Gern, mein lieber Freund, gern.« Sie schaute ihn noch einmal an. »Dann lass uns in meiner Höhle verschwinden. Wir werden uns jetzt auf den Weg in meine Hölle machen.«
    Als wäre McMurdock völlig harmlos und auch nicht bewaffnet, so drehte sie ihm den Rücken zu und ging auf das Mauerwerk ihrer Burg zu, die jetzt, wo sich der Schotte im Innenhof befand, doch größer war als sei aus der Ferne gewirkt hatte. Am Mauerwerk hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Zwischen den Ritzen wuchsen Pflanzen, als wollten diese durch ihre Kräfte irgendwann einmal die Steine auseinanderbrechen. Zwischen zwei Türmen zog sich der Wehrgang entlang. Aus seinen Mauern waren einige Steine herausgebrochen.
    Das Gesicht des Schotten war zu einer Maske erstarrt, als er hinter Gesine herschritt. Sie ging auf eine breite Tür zu, die sie aufzerrte. Dabei stand sie auf den Stufen einer schiefen Treppe, auf der ebenfalls schon Gras wuchs.
    Hinter der Tür war es düster. Das konnte McMurdock sehen, als er einen Blick in den Gang warf. Es gab nur wenige Fenster in der Nähe. Durch sie drangen einige helle Streifen in das Halbdunkel.
    Es herrschte leichter Durchzug, und deshalb wurde auch der widerliche Gestank an die Nase des Kämpfers getrieben. Abfälle und menschliche Ausscheidungen lagen im düsteren Gang und waren ein Landeplatz für die Fliegen, die fett und in dicken Schwärmen darüber hinwegsummten.
    Die Decke lag hoch über ihnen. Wegen der Höhe wirkte die Gestalt der Hexe schmaler und kleiner.
    Sie schlurfte über den Boden hinweg und warf hin und wieder einen Blick über die Schulter, weil sie sicher sein wollte, dass McMurdock ihr folgte.
    Vorsichtig und unsicher setzte er Schritt für Schritt und war bemüht, nicht zu sehr in den Abfall hineinzutreten. Er fürchtete sich nicht, doch das Gefühl der Bedrückung konnte er nicht verleugnen. Es war eine völlig andere Welt. Eine derartige Burg hatte er noch nie in seinem Leben betreten.
    Gesine ging weiter. Sie verließ den Gang nicht, obwohl es Durchlässe in andere Räume gab, die nicht von irgendwelchen Türen versperrt wurden. Sie blieb da, kicherte manchmal und blieb erst neben einem Holzstapel an der Wand stehen. Dort drehte sie sich um und wartete auf McMurdock.
    »Bist du gespannt?«
    Er überhörte die höhnische Frage und antwortete: »Ich sehe keine Hölle und keinen Teufel. Ich rieche nur die Widerlichkeiten von Menschen.«
    Gesine legte den Kopf zurück und schickte ein Lachen gegen die hohe Decke. »Aber wir sind schon mittendrin!« sagte sie mit lauter Stimme, bevor sie mit den Fingern schnickte und sich plötzlich etwas Dunkles unter der Decke bewegte.
    Alles passierte so rasend schnell. McMurdock blieb nicht einmal die Zeit, nach seinem Schwert zu greifen. Da war das Unheil schon bei ihr und auch über ihm.
    Er hörte das Flattern der Schwingen, er nahm die krächzenden Schreie wahr und schützte seinen Kopf mit beiden Händen. Die dunklen Vögel huschten so dicht an ihm vorbei oder tanzten vor seinem Gesicht, dass sie mit ihren Schnäbeln zuhacken konnten, was einige von ihnen auch taten, ihn jedoch nicht so hart trafen, dass Wunden an seinen Händen zurückblieben. Mit wilden Bewegungen flatterten sie davon, als säße ihnen der Leibhaftige im Nacken.
    Gesine hatte sich gegen den Holzstoß gelehnt und lachte prustend. Tränen lösten sich aus ihren Augen, und

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