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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er sich vom Pferd, das aufwieherte, sich auf der Stelle drehte und zurückgaloppierte, weil es unbedingt die Flucht antreten wollte.
    Es kam nicht weit, denn das Tor war geschlossen. Das Tier stellte sich auf seine Hinterhand und trommelte mit der Vorderhand gegen das Holz der Tür, das es nicht eintreten konnte.
    Dean McMurdock wusste sehr genau, was den Falben so verändert hatte. Es war einfach das Vorhandensein der Hexe. Das Tier spürte die gefährliche Ausstrahlung, die von dieser Person ausging, weil sie mit dem Bösen im Bunde stand.
    Der Schotte versuchte, das Pferd zu beruhigen, was er nur unvollkommen schaffte. Es drängte sich mit der Flanke gegen das geschlossene Tor und begann zu zittern.
    Plötzlich hasste er Gesine und hatte Mühe, nicht mit dem Schwert auf die Hexe zuzustürzen. Er musste, um alles in der Welt, besonnen bleiben. Jedes überstürzte Handeln hätte seinen Auf trag gefährdet.
    Gesine hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Sie stand noch immer da wie die Herrscherin der Burg, die auf den Gast wartete. Tatsächlich wartete sie auf ihn und sprach ihn erst wieder an, als er auf sie zukam.
    »Was willst du jetzt tun? Hast du nicht gehört, wem das Herz der Jungfrau versprochen worden ist?«
    »Doch, ich weiß es. Du hast es mir laut genug entgegengeschrieen.«
    »Ja, der Teufel will es haben. Und der Teufel wird es sich holen. Das Herz der Jungfrau. Eines Mädchens noch, das sich so stark gefühlt und seine Feinde besiegt hat, als es das Heer der Getreuen anführte. Aber es gibt einen Feind, den es nicht besiegen kann, weil er selbst immer siegen wird - der Teufel!«
    McMurdock blieb stehen. Er hätte Gesine jetzt mit einem Schwertstreich töten können, doch auch jetzt ließ er die Waffe stecken. Er wollte erst das Herz sehen.
    Es war wieder ein sehr heißer Tag geworden. Hoch am Himmel stand die Sonne. Ihre Strahlen dörrten die Erde aus. Sie nahmen ihr das Wasser. Sie ließen Bäche verdunsten, und sie brannten auch auf die Menschen nieder.
    McMurdock spürte die Sonne im Nacken, doch er merkte auch das Gegenteil der Hitze. Eine nie gekannte Kälte, die auf ihn zukroch. Sie konnte nur von der Hexe stammen, die einfach nichts mehr sagte, den Mund geschlossen hielt und ihn mit funkelnden Augen anschaute.
    »Du würdest mich gern töten, nicht?« höhnte sie und spuckte dabei dicken Speichel aus.
    McMurdock schüttelte den Kopf. »Ich töte nicht gern. Nur in Notwehr, wenn ich mich verteidigen muss. Ich habe auch nie daran geglaubt, dass es Hexen gibt, doch nun, wo ich dich sehe, muss ich einfach anders darüber denken.«
    »Warum?«
    Er lachte, obwohl ihm danach nicht zumute war. »Ich brauche dich nur anzuschauen, denn ich spüre genau, dass etwas Böses von dir ausstrahlt. Du bist nicht gut. Du bist grausam. Du dienst dem falschen Herrn. Der Satan kann nicht gewinnen. Das Kreuz ist stärker. Viele Ritter haben es bewiesen und sind für das Kreuz gestorben im fernen Morgenland, als sie das Heilige Grab verteidigten. Auch da hat der Satan die Welt nicht in seinen Klauen gehabt und…«
    Sie unterbrach ihn mit einem Lachen. »Es sind die kleinen Dinge, edler Ritter. Man merkt sie nicht so. Die Hölle kommt schleichend zu uns. Sie ist schlecht zu sehen, aber der Teufel gibt ihr eine wahnsinnige Kraft mit auf den Weg. Deshalb kann sie jeden Menschen erreichen, der dies nicht merkt.«
    »Steckt der Teufel in dir?«
    Sie reckte ihr knochiges Kinn vor, über dem sich die Haut hell und leicht bläulich spannte. »Auch, denn ich habe ihm schon lange gedient. Hier in meiner Burg. Unter der Erde und in den Verliesen hat die Hölle Kraft, um sich ausbreiten zu können. Und ich liebe sie. Ich habe ihr vieles geopfert. Bald wird sie das größte überhaupt bekommen, das Herz der Jungfrau von Orléans.«
    Dean McMurdock wunderte sich über sich selbst, wie ruhig er bei diesen Worten geblieben war. Nicht einmal die Hand zuckte zum Schwertgriff. Er stand vor Gesine wie eine Statue, und nur in seinen Augen funkelte noch Leben.
    »Ich will es sehen!«
    Gesine kicherte ihn an. »Ja, dagegen habe ich nichts. Ich werde dich hinführen.«
    Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, machte sie ihm sogar Angst. Er suchte nach Heimtücke in den Worten und auch im Gesicht der Gesine und sah nur ihr falsches und lauerndes Lächeln, als sie auf seine Antwort wartete.
    Gesine verhöhnte ihn. »Was ist? Sehe ich dich zittern? Hast du Angst, großer Held?« Sie legte den Kopf

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