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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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McMurdock hatte das Gefühl, dass sie sogar dunkel waren.
    Er drehte durch. Er riss das Schwert aus der Scheide, schlug damit einen Bogen, und plötzlich befand sich die Spitze dicht vor dem Gesicht der Hexe.
    Gesine sagte nichts. Sie bewegte sich auch nicht. Aus ihren Augen rannen keine Lachtränen mehr, sie schielte nur auf die blanke Klinge, die mit einem Stoß ihr Gesicht zerteilen konnte. Dahinter sah sie McMurdocks Gesicht, in dem sich die wechselnden Gefühle widerspiegelten. Sie vertraute voll und ganz auf ihre Kraft und verhöhnte ihn weiter.
    »Los, stoß zu. Zerstöre mich. Zertrümmere mein Gesicht. Worauf wartest du noch?«
    »Ich sollte es tun!« keuchte er.
    »Klar, mein Freund. Und dann? Was passiert dann? Dann bist du allein. Du findest dich hier nicht zurecht. Aber du willst das Herz der Johanna, doch du weißt nicht, wo es sich befindet. Das ist nur mir bekannt. Du hättest es suchen müssen. Aber wie du dir denken kannst, lasse ich es nicht frei hier herumliegen. Du musst mir schon weiter vertrauen, wenn du an dein Ziel gelangen willst.«
    »Dann«, keuchte er, »dann möchte ich nicht mehr länger warten. Ich will zu ihm.« Er zog das Schwert zurück. Er hatte nicht vergessen, was Gesine über den Teufel gesagt hatte. Bevor der es in seinen Besitz bekam, musste er es an sich nehmen. »Wo ist es?«
    Gesine drückte sich wieder vor. Sie rieb ihre Hände am Kleid, das ebenfalls schmutzig war. Außerdem strahlte von ihr ein Geruch ab, den er nicht einschätzen konnte. Es roch so feucht. Nach Moder und alten, verbrauchten Steinen.
    Sie ging wieder weiter und blieb dicht an der Wand. McMurdock hatte sein Schwert nicht mehr zurück in die Scheide gesteckt. Er behielt es in der Hand, um sich sofort verteidigen zu können, wenn es nötig war.
    Bis zum Ziel hatten beide es nicht mehr weit. Das war weniger zu sehen, dafür zu riechen. Eine widerliche stinkende Luft drang McMurdock entgegen. Sie strömte nicht aus der Wand, sondern aus einer Öffnung darin, vor der die Hexe stehen blieb und sich nach rechts hin drehte.
    Sie stand vor einem mannshohen Loch. Dahinter war es finster und unheimlich. McMurdock fiel ein Vergleich ein. Er dachte an das Maul eines großen Ungeheuers, aus dem stinkender Brodem strömte.
    Er fühlte sich alles andere als wohl in seiner Rolle. Für ihn war diese Welt zu fremd. Er hätte sie sich anders vorgestellt. Es war keine Burg, in der er leben konnte. Überhaupt wollte er nicht daran glauben, dass es hier noch jemand außer der Hexe gab.
    Gesine war eine Frau, die das Böse kannte. Dafür stand sie auch ein. Sie würde sich nie davon trennen. Alles was sie war, verdankte sie dem Teufel. Sicherlich hatte er ihr auch den Weg zum Herz der Johanna geebnet. Gut, sie hatte es an sich genommen, doch - und diese Frage stellte sich McMurdock besonders intensiv - warum hatte er das Herz nicht geraubt? Es wäre für ihn doch einfach gewesen. Warum hatte er Gesine benutzt?
    Der Schotte konnte sich zahlreiche Gründe dafür vorstellen. Unter anderem konnte es auch so etwas wie eine Prüfung für die Frau gewesen sein. Ob sie tatsächlich in den Reigen der Höllendiener hinein passte.
    Wieder zerrte sie ihre Lippen in die Breite. Dann deutete sie auf die Öffnung. »Wir müssen dort hinein«, flüsterte sie. »Da beginnt die Treppe. Du wirst in die Vorhölle gehen müssen, denn sie ist sein Paradies.«
    Dean fühlte sich von den Worten unangenehm berührt. Über seine Haut rann wieder ein kalter Schauer. Er konnte nicht verstehen, dass die Hexe von einem Paradies sprach. Dieser Begriff war mit dem des Teufels nicht zu vereinbaren. Jemand wie McMurdock hatte davon seine eigenen Vorstellungen. Deshalb widersprach er auch.
    »Wie kannst du nur von einem Paradies reden! So etwas gibt es für den Satan nicht. Die Hölle kann kein Paradies sein, verstehst du? Das ist nicht möglich.«
    »Für dich nicht, aber für ihn und auch für mich. Jeder sieht das Paradies anders, mein Freund.«
    McMurdock wollte nicht mehr darüber sprechen. Er fühlte sich unwohl und schüttelte den Kopf. »Ein Paradies ist für mich hell. Das da ist dunkel. Gibt es denn kein Licht?«
    »Ich kann es dir schaffen!«
    »Du?« flüsterte er erstaunt.
    »Ja, ich. Warum auch nicht? Es geht sehr einfach. Oder traust du meinen Hexenkräften nicht?«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Du wirst es sehen.« Sie wandte sich von ihm ab. Dean schaute auf ihren Rücken. An den Geruch hatte er sich gewöhnt, nicht aber an das Paradies des

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