Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ganzem Herzen. Er hätte sie am liebsten getötet, doch er brachte es nicht fertig. Außerdem hätte ihn das nicht weitergebracht.
    McMurdock wechselte sein Schwert von der rechten in die linke Hand, um nach der Fackel zu greifen.
    Er gehörte zu den Menschen, die beidhändig kämpfen konnten, auch wenn er mit der Rechten etwas besser war. Die Hexe sagte nichts. Sie schaute ihm nur zu, und sie lächelte wieder. Es war das Lächeln, das zu einer gewissen Vorfreude gehörte, und es war zugleich wissend, denn ihr war klar, was McMurdock unten erwartete. Im Gegensatz zu Dean, der auch nicht wollte, dass sich Gesine hinter seinem Rücken befand und ihr deshalb barsch erklärte, dass sie vorgehen sollte.
    Sie bewegte sich noch nicht. Beinahe strahlten ihn ihre Augen schon an. Das konnte auch an der Veränderung durch das Feuer liegen, das nie für einen ruhigen Augenblick sorgte.
    Aber sie tat ihm den Gefallen und drehte sich schwerfällig herum. Sie ging mit einem Nicken voran.
    Dann verloren ihre Bewegungen die Schwerfälligkeit. Beinahe tänzerisch leicht nahm sie den Weg über die unebenen Stufen. Der Gegenwind drückte dabei die Flammen nach hinten.
    McMurdock wartete noch. Das Licht tat ihm gut. Er konnte jetzt sehen, wohin sich die Frau bewegte.
    Bald hatte sie die Treppe hinter sich gelassen. Sie blieb stehen, drehte sich um und schwenkte ihm das Feuer entgegen.
    »Willst du nicht?«
    »Doch, ich komme.« McMurdock ärgerte sich darüber, dass seine Stimme so rauh und kratzig geklungen hatte. Da war nichts mehr von der Sicherheit zu hören gewesen.
    Er lief vorsichtig. Nur nicht dem Frieden trauen. Dazu war er zu trügerisch. Es passierte nichts auf dem Weg in die Tiefe, da hatte Gesine schon Wort gehalten. Nur der Gestank hatte sich verändert. Er nahm ihn noch intensiver wahr.
    Die Hexe war dort stehen geblieben, wo die Treppe aufhörte. Es war der Beginn eines recht großen Kellergewölbes. McMurdock wusste nicht, wozu es diente. Es konnte ebenso eine Folterkammer sein wie die Schlossküche, denn er merkte auch den kühleren Hauch, der an seinem Gesicht vorbeiwehte.
    Vielleicht stammte er von einem offenen Kamin, der über der Feuerstelle hing.
    Gesine hielt ihre Fackel so weit entfernt, dass das Feuer in das Gewölbe hineinleuchtete. Der schmutzige Boden. Das alte Gemäuer, über das die Schatten tanzten. Das unruhige Licht erhellte die Umgebung nicht ganz. Es konnte sein, dass sich gewisse Folterinstrumente in der Dunkelheit verbargen.
    Das war nicht wichtig für Gesine, denn sie blieb nicht mehr länger stehen und winkte ihm mit einer Hand, um Dean klarzumachen, dass er ihr folgen sollte.
    McMurdock blieb nichts anderes übrig, als ihr Folge zu leisten. So sehr er sich auch danach sehnte, das Rätsel zu lösen, so stark ärgerte es ihn, dass er ausgerechnet dieser Person ausgeliefert war, aber nur sie kannte sich hier aus. Außerdem wollte er nicht kurz vor dem Ziel umkehren. Das hatte er nie getan.
    Sie hatte sich nach links gewandt. Aus dieser Richtung hatte ihn auch der Luftzug erreicht. Es waren nur wenige Schritte, dann blieb sie stehen und streckte ihren Arm nach vorn. Plötzlich veränderte sich ihre Haltung. Gesine erinnerte jetzt an eine Königin, die über dieses Gewölbe zu bestimmen hatte.
    »Schau hin!« sagte sie nur.
    Dean war vorsichtig. Er ahnte, dass er am Ziel war. Sein Gefühl sagte es ihm. Die Unruhe in ihm war stärker geworden, und auf der Haut spürte er ein Kribbeln. Den Blick hatte er auf ihre vorgestreckte Hand gerichtet. Er konnte noch nicht erkennen, wohin sie genau deutete, doch ein gewisse Aufbau war nicht zu übersehen. Es war Kamin und Kochstelle zugleich, die man in die Felswand hier unten hineingeschlagen hatte. Der Geruch der kalten Asche hatte sich verstärkt.
    Ich bin da, dachte McMurdock. Ich sehe alles. Ich erlebe keinen Traum. Aber ich komme mir vor wie weit entfernt. Ich sehe es nah und doch so fern. Es steht still und bewegte sich doch. Er selbst schwankte nicht - oder doch?
    Von der Seite her beobachtete ihn die Hexe. Wieder hatte sie ihr Gesicht verändert. Der Mund war in die Breite gezogen. Sie sah aus, als würde sie lächeln, aber sie lächelte nicht. Es war mehr ein Lauern, das sich in ihr Gesicht eingegraben hatte. Und sie stand sprungbereit da. Es fehlte nur noch, dass sie die Arme ausgestreckt und die Hände zu Krallen geformt hätte.
    Ein eherner Topf hing über der Feuerstelle. Er war bauchig und dick. Über seine Ränder hinweg war ein Wulst gequollen,

Weitere Kostenlose Bücher