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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an dem die eingetrockneten Rest der letzten Speise klebten. Nichts war mehr da, was ihn erhitzte, denn direkt unter ihm breitete sich die kalte Asche aus.
    Sie war grau und fein. An ihren Rändern gab es noch einige Holzstücke, die nicht völlig verbrannt waren und deshalb so wirkten wie kurze, schwarze, abgehackte Finger.
    In der Mitte des kalten Aschehaufens lag etwas Dunkles. Es bildete einen Klumpen und hätte von der Größe her in die ausgestreckte Hand des Schotten gepasst.
    Aus dessen Mund löste sich unwillkürlich ein seufzend klingender Laut. Aber er kannte die Regeln. Er hatte dieses Ziel selbst sehen wollen und durfte sich nicht beschweren, wenn er nun mit dem Schrecken konfrontiert wurde. Ein Schrecken, der auch Wahrheit bedeutete.
    Dean McMurdock ging in die Knie, denn er wollte es jetzt genau sehen. Seine Lippen pressten sich zusammen. Das Herz klopfte in diesen Augenblicken noch schneller, und nur seine Augen wurden groß und größer. Die Hexe hatte er vergessen, während er den rechten Arm bewegte, um die Flamme näher an die Kochstelle heran zu führen, damit ihr Feuer über den Ascherest tanzen konnte.
    Der Gegenstand lag ziemlich in der Mitte. Er hatte die lose Asche etwas eingedrückt, um sie als Bett zu benutzen.
    Seine Augen weiteten sich noch mehr. Das Zittern wurde stärker. Er, keuchte und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Noch nie zuvor hatte er ein menschliches Herz gesehen. Es gab Zeichnungen. Bei Badern hatte er sie sich angeschaut, aber ein Herz so zu sehen, war für ihn neu. Eines mochte wie das andere aussehen, aber dieses hier war ein besonderes Herz.
    Es gehörte Johanna von Orléans!
    Allein das Wissen überwältigte ihn. Ein plötzlicher Orkan von Gefühlen hatte ihn gepackt. Die Vergangenheit drückte sich wieder in ihm hoch. Sie zeigte ihm die Bilder, die in rascher Folge vor seinen Augen abliefen. Er glaubte, die Schreie der Kämpfenden zu hören. Er sah Johanna auf ihrem Pferd an der Spitze des kleinen Heeres reiten. Er sah sich, er sah das Leuchten in den Augen. Jedes Mitglied der schottischen Garde hatte dieses Leuchten gespürt. Sie waren auf diese junge Frau eingeschworen, sie wären für sie nicht nur in die Schlacht, sondern auch in den Tod gezogen.
    Das Heer gehorchte ihr. Zusammen mit dem jungen Bauernmädchen sprengte es den Ring aus Engländern und befreite die Stadt. Auf Grund dieses Sieges konnte endlich König Karl VII in Reims gekrönt werden, denn auch diese Stadt stand nicht mehr unter dem Einfluss der Engländer.
    Wie hatte ihr das Volk zugejubelt! Für viele war Johanna schon zu dieser Zeit eine Heilige gewesen.
    Auf Gott, auf den Engel und auf ihre Verbündeten hatte sie vertraut und dank dieser Allianz die Kraft gefunden, diesen mächtigen Sieg zu feiern.
    Was später folgte war grauenhaft genug. In Burgund geriet Johanna in die Gefangenschaft der Engländer, die ihr den Prozess machten. Sie starb dann auf dem Scheiterhaufen und war so ein Opfer der politischen Wirren und Intrigen geworden.
    Nur ihr Herz nicht. Es war verschwunden. Es war nicht verbrannt. Es konnte nicht verbrennen, und jetzt lag es vor ihm.
    Dean McMurdock stöhnte auf. Allmählich verschwammen die Bilder der Erinnerung, und er wurde wieder mit der grausamen Wahrheit konfrontiert. Über das Herz hinweg huschte das Spiel aus Feuerschein und Schatten. Es gab ihm eine gewisse Unruhe, und Dean glaubte plötzlich daran, dass es noch lebte.
    Gesine hatte er vergessen. Für ihn war nur das Herz wichtig. Er wollte es noch besser sehen und wenn möglich an sich nehmen. Verwahren. Einen würdigen Platz dafür aussuchen, und es nicht in diesem Gemisch aus kalter Asche liegen lassen. Das hatte das Herz nicht verdient, das hatte die Jungfrau nicht verdient.
    Äußerlich war es nur ein Klumpen, aber es war für ihn mehr, viel mehr. Er stöhnte wieder und beugte sein Gesicht noch mehr der Asche entgegen. Jetzt, wo die ersten Tränen getrocknet waren und er wieder besser sehen konnte, das sah er auch das Herz deutlicher und stellte fest, dass dieser Klumpen doch nicht so glatt war wie es beim ersten Hinsehen den Anschein gehabt hatte.
    Darauf malte sich etwas ab. Zuerst dachte er an Schatten. Die waren es jedoch nicht. Er sah deutlich die dunklen Linien, die nach außen hin vortraten und sich auf der Oberfläche abzeichneten. Es waren Adern. Recht dicke sogar, die das Herz wie Bänder umschlossen. Sie gehörten dazu, aber sie waren nicht ruhig.
    Zuerst glaubte er, sich geirrt zu haben, aber ein

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