1140 - Der Rächer des Engels
Macht deutlich. Sie zwang ihn, zu bleiben, und er hörte auch die nächsten Worte und spürte zugleich, dass ihn der Engel berührte. Wo das passierte, war nicht festzustellen, er merkte nur den warmen Strom der Kraft, der durch seinen Körper rann.
»Schau mich an, Dean McMurdock, denn ich muss dir etwas sagen…«
Nie im Leben wäre dem Schotten eingefallen, der Aufforderung nicht nachzukommen. Aus seiner gebückten Haltung hervor hob er den Kopf so weit an, dass er in das Gesicht des Engels blicken konnte. Dann schloss er die Augen, denn er konnte den Anblick nicht ertragen.
Dort stand ein Sieger, er aber war der Verlierer. Doch der Sieger zeigte Größe, denn er verdammte den Menschen nicht, der seine Aufgabe nicht hatte erfüllen können.
Nach einer gewissen Zeit hatte sich McMurdock an den Anblick des anderen gewöhnt. Engel waren die Boten Gottes. Es gab Legionen von ihnen, aber es gab nur wenige, die so mächtig wie Michael waren. Er hatte sich nicht verändert und war noch immer das Licht im Licht oder ein Geist in der Helligkeit, doch von ihm ging etwas aus, das Dean schlecht in Worte fassen konnte.
Es war eine Beruhigung. Ein Gefühl, dass ihm nichts mehr passieren konnte. Der Erzengel hatte ihm bewiesen, wie mächtig er war.
Schon zweimal hatte ihn der Erzengel gerettet, und mittlerweile sah ihn Dean schon als seinen persönlichen Schutzengel an. Von ihm wurde er wieder angesprochen.
Eine weiche Stimme beruhigte ihn, und die Worte sorgten ebenfalls dafür. »Du hast getan, was dir möglich war, mein Freund. Kein Wort des Vorwurfs wird meinen Mund verlassen. Du bist bereit gewesen, dein Leben für das Herz der Jungfrau einzusetzen. Aber es gibt Mächte, die viel stärker sind als ihr Menschen. Um so mehr ehrt es dich, dass du trotzdem hast kämpfen und das Herz verteidigen wollen.«
Diese Worte taten dem Schotten gut. Und er fühlte sich stark genug, selbst eine Frage zu stellen.
Seinen Mut nahm er zusammen, bevor er flüsterte: »Wer ist diese Gestalt gewesen? War sie wirklich der Teufel? Hat der Satan die Hölle nun verlassen?«
»Nein, mein Freund. Es war nicht der Leibhaftige. Doch der Teufel hat zahlreiche Diener, die ihm zur Seite stehen. Nicht nur Menschen, sondern auch schreckliche Gestalten aus anderen Reichen. Sie buhlen ebenfalls um seine Gunst, und der Teufel nimmt es gern entgegen. Um das Herz zu rauben, hat er einen seiner mächtigsten Diener geschickt, die es in seinem Umfeld gibt. Es ist ein Dämon, nicht der Herrscher der Hölle.«
»Du kennst ihn?«
»Ja. Ich kenne die Gegenwelten schon seit Beginn der Zeiten, als ich den Kampf eröffnete. Dir wurde der Schwarze Tod geschickt. Ein dämonisches Monstrum, das nur darauf aus ist, zu töten. Er will die Vernichtung, und er hasst alles menschliche Leben. Er kennt das Grauen, weil er es selbst bringt. Mit seiner Sense spießt er die Menschen auf. Er will das Chaos bringen, und niemand hat ihn bisher stoppen können. Auch ich nicht.«
»Aber… was wollte er mit dem Herz der Jungfrau?«
Lächelte der Engel? Lächelte er nicht? So genau konnte Dean es nicht erkennen. »Das Herz der Johanna wäre für ihn eine Trophäe gewesen. Ein Zeichen des Sieges, denn er weiß genau, auf wen sie vertraut hat. Er hat danach gesucht, und der Satan persönlich hat es ihm überlassen. Er hätte es der Person gestohlen, in deren Obhut es gegeben war. Ich wusste nicht, dass er eingreifen würde, aber ich habe dich auf deinem Weg zur Burg beobachtet. Die Hexe hast du vernichten können, den Schwarzen Tod leider nicht. Und du hättest auch gegen seine Helfer einen sehr schwachen Stand gehabt.«
McMurdock schüttelte den Kopf. »Einer wie ich zählt zu den Versagern«, ging er mit sich selbst ins Gericht. »Ich bin einfach nicht würdig, auf das Herz zu achten.«
Er hatte Zustimmung erwartet, doch er irrte sich, denn der Engel erklärte ihm das glatte Gegenteil.
»Nein, das stimmt nicht, mein Freund. So darfst du es nicht sehen. Ich habe mir schon den richtigen Zeitpunkt ausgesucht und auch den richtigen Mann. Ich bin ein Bote, und du wirst ein Bote sein. Ich setze dich zum Hüter des Herzens ein und auch zu meinem Rächer. Du wirst es bewachen. Nicht nur heute, nicht nur morgen, nicht nur in den nächsten Jahren, sondern für alle Zeiten…«
McMurdock hatte genau zugehört. Fassen konnte er das Versprochene nicht. »Für alle Zeiten?« hauchte er. »Das… das… geht nicht. Menschen sind nicht unsterblich …«
»Das weiß ich. Aber es gibt
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