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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Herz zu fassen und damit die Flucht zu ergreifen.
    Es war schon jetzt sinnlos. Der andere würde immer schneller sein. Von einem Menschen ließ sich dieses Geschöpf nicht aufhalten. Vor den Kämpfen hatte er des öfteren zusammen mit Johanna im kleinen Kreis gebetet. Auch jetzt hatte er vor, ein Gebet zu sprechen, nur fiel ihm in diesen Momenten kein Text ein. Nicht die einfachsten Worte kamen ihm in den Sinn, die Angst hatte ihn gelähmt.
    Dann bewegte sich die Sense. Diesmal schwang sie nicht von vorn auf ihn zu. Sie war zur Seite gedreht und plötzlich prallte das glänzende Metall gegen seinen Kopf.
    Der Schmerz stach durch den Schädel. Funken jagte vor ihm hoch wie explodierende Sterne. Er wusste zunächst nicht, was mit ihm geschehen war. Als er wieder besser denken und auch sehen konnte, da fand er sich auf dem Boden liegend wieder. Lebend, denn die Sense hatte seinen Kopf nicht zerteilt.
    Das Schwert war ihm aus den Händen gerutscht. Die Wirklichkeit hatte sich von ihm entfernt, und als er wieder einigermaßen klar sehen konnte, trotz seiner Schmerzen, da bekam er auch etwas von der Veränderung mit.
    Die Gestalt war noch weiter nach vorn gegangen. Sie hatte ein bestimmtes Ziel. Zuletzt war sie über die Reste der Hexe hinweg gestiegen und stand nun vor dem Kamin.
    Sollte McMurdock bisher noch Zweifel gehabt haben, so wusste er nun Bescheid. Es ging der Gestalt um das Herz. Schutzlos lag es in der kalten Asche wie in einem weichen Bett. Das Monstrum konnte es aufpicken oder mit der Klaue an sich nehmen. Jedenfalls war es für die Menschheit und natürlich auch für Dean McMurdock verloren.
    Am Boden liegend stöhnte er auf. In seinem Kopf drehte sich noch alles, denn der Schwindel war auch in der liegenden Haltung nicht vergangen. Er war ein Kämpfer und hatte geschworen, nie aufzugeben. Daran wollte er sich auch jetzt orientieren, und es bereitete ihm eine wahnsinnige Mühe, sich aus seiner liegenden Haltung zu erheben und sitzen zu bleiben.
    Er musste sich abstützen. Er war auch nicht in der Lage, sein Schwert anzuheben, weil die Waffe einfach zu schwer und er zu schwach war. Die Gestalt konnte durch nichts mehr von ihrem Vorhaben abgehalten werden.
    Sie war wieder etwas vom Kamin zurückgetreten, um Platz zum Ausholen mit der Sense zu haben.
    Von der Spitze her wollte sie die Waffe in den Kamin einführen und das Herz der Jungfrau damit herauspicken.
    Sie hatte es noch nicht getan, aber der Schotte sah alles überdeutlich. Jede Bewegung verfolgte er mit. Alles lief für ihn viel langsamer ab, als es in Wirklichkeit der Fall war. Schon drückte sich das geschwungene Sensenblatt über den Rand des Kamins hinweg.
    Da McMurdock saß, war es ihm möglich, den Weg zu verfolgen. Von der Seite her näherte sich die Spitze dem Herz der Jungfrau.
    Dean McMurdock schrie!
    Nein, er schrie nicht. Er glaubte nur, einen Schrei ausgestoßen zu haben. Tatsächlich aber war nicht mehr als ein Krächzen über seine Lippen gedrungen.
    Für einen winzigen Augenblick zuckte der schwarze Schädel des lebenden Skeletts herum. Es fühlte sich wohl in seiner Aufgabe gestört, aber es tat nichts.
    Mit der rechten Hand winkte ihm McMurdock verzweifelt zu. Eine Geste, die den Unheimlichen davon abhalten sollte, das Herz an sich zu nehmen. Es hatte keinen Sinn. Er tat es nicht. Er kümmerte sich auch weiterhin darum und brauchte die Spitze der Sense nur ein Stück nach vorn zu drücken, dann hatte er es geschafft.
    Genau in diesem Augenblick erstrahlte das Licht! Und damit wurde alles anders…
    ***
    Dean McMurdock hatte nicht mit einer derartigen Wendung gerechnet, deshalb war er im ersten Augenblick wie gelähmt.
    Zudem war er durch den hellen Schein geblendet, aber er hatte herausgefunden, wo die Quelle des Lichts war. Hinter dem Herz und zugleich in seiner Umgebung. Also im Kamin, in dem nichts Dunkles mehr war, sondern nur die Helligkeit, die von oben herabfiel, wobei sie das Herz und seine Umgebung anleuchtete.
    Das schwarze Skelett zuckte zurück. Nicht nur es allein, auch die Sense machte die Bewegung mit, ohne das Herz der Jungfrau dabei nur gestreift zu haben. Es war wie ein kleines Wunder, das sich der Schotte nicht erklären konnte.
    Es blieb nicht bei der Helligkeit, denn daraus löste sich eine Gestalt.
    Schon wenige Herzschläge zuvor hatte Dean McMurdock etwas Bestimmtes gespürt, das ihm nicht fremd war. Er hatte es bereits erlebt, als ihm der Engel zum erstenmal erschienen war. Nun war er abermals gekommen.

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