1142 - Piraten-Terror
konnte lange dauern, bis er wieder erwachte. Es war ihr egal.
Wichtig war das Bild.
Und noch wichtiger war das Feuer, das dieses verdammte Bild zerstören sollte…
***
Wir waren noch länger in Glastonbury geblieben und hatten auch dafür gesorgt, dass man sich um die tote alte Frau kümmerte, die so sinnlos gestorben war. Und das in einem Fall, der eigentlich nur mich etwas anging. Ich hatte erlebt, dass sich auch Erzengel manchmal menschlich verhalten, und ich hatte mitbekommen, wie mächtig sie trotzdem waren, denn der Erzengel Michael hatte einen Teil seiner Kraft an mich abgegeben. Wäre das nicht passiert, hätte mein Freund Suko mich hier in Glastonbury begraben können.
So aber lag ein Fall hinter uns, bei dem uns wieder einmal die Grenzen des menschlichen Könnens aufgezeigt worden waren. Aber das Herz der Heiligen Johanna war nicht geraubt worden und lag nun für alle Zeiten so hofften wir - an seinem Platz auf der Nebelinsel Avalon.
Wir hatten Verräter erlebt, aber auch einen Mann kennen gelernt, der schon Jahrhunderte lebte und sich als Beschützer und Rächer des Engels herausgestellt hatte. Ein Schotte namens Dean McMurdock, der nun nicht mehr existierte und eingegangen war in das Reich der Geister, die über Avalon wachten. [1]
In London hatte ich Bericht erstattet. Man konnte dort nicht soviel damit anfangen. Dafür aber in Alet-les-Bains, wo der Abbé Bloch saß und ebenfalls froh darüber war, dass es die Templer-Verräter, die sich in den Geheimdienst des Vatikans eingeschlichen hatten, nicht mehr gab.
Wir sahen keinen Grund mehr, in Glastonbury zu bleiben. Ich allerdings wollte nicht auf direktem Weg zurück nach London. Ich brauchte noch etwas Zeit, um alles zu verdauen. Deshalb hatte ich Suko vorgeschlagen, in Richtung Norden zur Küste zu fahren und dort die nächste Nacht zu verbringen, um mit den Gedanken allein sein und sie auch ordnen zu können.
Suko hatte zwar gebrummt und sich etwas störrisch gezeigt, doch er hatte zugestimmt, nachdem auch Shao, seine Partnerin informiert worden war. Sie war ebenfalls froh, dass alles glimpflich abgelaufen war.
Am Tag nach den Vorgängen verließen wir Glastonbury, das englische Jerusalem und auch das Tor auf dem Hügel, das wir bis zum Schluss noch sahen, weil es die höchste Stelle in der Umgebung markierte.
Da Suko fuhr, schaute ich hin. Es war ein etwas sehnsüchtiger Blick, den ich dem Tor zum Abschied schenkte. Durch diesen Turm konnte man auf die Nebelinsel gelangen, und dort hatte ich auch Nadine Berger getroffen, die so etwas wie eine Königin von Avalon geworden war.
»Weißt du denn, wohin du genau willst?«, fragte Suko. »An die Küste, das ist keine Antwort.«
»Ach, da gibt es genug Orte.«
»Okay.«
»Es ist auch nicht lange. Ich möchte mal nichts sehen und hören. Du kannst mich auch absetzen und nach London fahren, wenn du keine Lust hast. Ich habe nichts dagegen.«
»Ist das dein Ernst?«
»Ja.«
Er zuckte mit den Schultern. »Und wie willst du wieder zurück nach London kommen? Ich meine, du hast dann keinen Wagen. Es sei denn, ich verzichte darauf und…«
»Nein, auf keinen Fall. Behalte ihn nur. Denk daran, dass Bristol nicht weit entfernt liegt. Es gibt Busverbindungen, denn diese Gegend ist auch bei Touristen sehr gefragt. Da hat man die Infrastruktur ausgebaut. Ich komme schon zurecht.«
»Okay, ich überlege es mir.«
»Tu das. Ich bin auch nicht sauer. Aber der letzte Fall ging mich mehr an als dich. Die Sache in der Kirche war so etwas wie eine Schlüsselszene. Da steckte ein Messer bis zum Heft in meinem Körper, und mir ist nichts passiert. Damit muss ich zurechtkommen.«
»Es war der Erzengel Michael. Bei ihm musst du dich bedanken, und bei deinem Kreuz. Die beiden haben die Verbindung geschaffen und dich für diesen Moment unverletzbar gemacht. So wie es auch der Engel gewesen ist. Du hast da praktisch seinen Zustand übernommen. Ich verstehe, dass dir so etwas nicht aus dem Kopf will.«
Da hatte er genau meinen Zustand erkannt. Auch als Geisterjäger lebt man als Mensch. Man hat ebenso die Angst vor dem Tod wie andere auch, aber dass ich für einen Moment unverletzbar und vielleicht sogar unsterblich gewesen war, das zu glauben, war nicht so einfach zu verkraften. Auch im Nachhinein nicht.
Bis zur Küste waren es ungefähr 50 Kilometer. Wir hatten das Glück, größere Ortschaften umfahren zu können und bewegten uns auf Landstraßen weiter. Hügel und Ebenen wechselten sich ab. Es gab mehr
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