1142 - Piraten-Terror
dir, dass du dich erholst, Alter.«
»Danke. Viele Grüße noch an die anderen. Silvester feiern wir gemeinsam.«
»Das will ich wohl meinen.«
Ich wartete, bis er in den Wagen gestiegen und abgefahren war. Dann machte ich kehrt und ging zu meiner Tasche zurück. Die Frau hinter der Rezeption hatte mir schon den Meldezettel zurechtgelegt, in den ich meine Daten eintrug.
Der Preis für das Zimmer war recht niedrig, und die Frau stellte sich als Besitzerin des Hotels heraus. Sie hieß Clara Blair und war im Moment für alles zuständig, weil ihre Familie und auch das Personal frei hatten.
»Ab morgen Abend sieht es hier anders aus, Mr. Sinclair, das kann ich Ihnen versprechen.«
»Dann bin ich nicht mehr hier. Ich möchte mir nur mal den Wind um die Ohren blasen lassen und am Strand spazieren gehen. Auch wenn es dunkel ist, das macht mir nichts.«
»Es ist ein guter Weg, zu sich selbst zu finden, Mr. Sinclair.«
»Denke ich auch.«
»So, Ihr Zimmer liegt in der ersten Etage.« Clara Blair legte das Anmeldeformular in ein Fach und überreichte mir den Schlüssel. »Sie können sogar vom Zimmer aus bis hin zum Strand sehen. Zum Glück haben wir klares Wetter. Da sieht selbst in der Dunkelheit das Meer phantastisch aus. Sagen zumindest unsere meisten Gäste, und die müssen es schließlich wissen.«
»Danke für den Tipp.«
»Soll ich noch mit hochgehen und…«
»Nein, das brauchen Sie nicht. Ich finde es schon.«
Clara Blair deutete zur Treppe hin. »Es ist ein Doppelzimmer. Gleich auf der rechten Seite.«
»Danke.«
Ich stieg die gewundene Treppe hoch, bei der ebenfalls Stufen und Geländer weiß gestrichen und danach lackiert waren. Das setzte sich auch im Gang fort und in meinem Zimmer, das nach vorn hin und über der Veranda lag.
Es war recht geräumig mit einer hohen Decke. Auch hier herrschte die Farbe weiß vor, wobei sie allerdings durch bunte Kissen aufgelockert wurde, die auf der schmalen Couch und den beiden Korbstühlen lagen.
Auf den hellen Bodendielen lagen ebenfalls bunte Teppiche. Zwei große Fenster ließen viel Licht durch. Eines reichte bis zum Boden. Es war mehr eine Tür, die zu einem schmalen Balkon führte, direkt über der Veranda.
Die Tasche stellte ich neben das Bett mit der geblümten Decke und öffnete die Tür zum Bad. Es war relativ klein, wirkte aber durch die beiden bodenlangen Spiegel größer. Auch damit konnte ich zufrieden sein. Als es klopfte und ich die Tür öffnete, betrat die Besitzerin das Zimmer. Sie brachte eine Vase mit frischen Blumen mit und stellte sie auf den Glastisch.
»Damit sieht alles gleich freundlicher aus, Mr. Sinclair. Gefällt Ihnen das Zimmer?«
»Ich bin sehr zufrieden.«
»Das freut mich.« Sie wünschte mir noch einen schönen Abend und ließ mich allein.
Da die Heizung lief, war es recht warm. So öffnete ich die Tür zum kleinen Balkon, um etwas frische Luft hereinzulassen. Ich ging hinaus und schaute in Richtung Norden, wo sich das Meer als wogende Fläche bewegte, die nicht nur dunkel war, denn zwischendurch waren die Wellenkämme mit hellen Schaumstreifen bedeckt, als hätten sich dort funkelnde kleine Geister niedergelassen, um auf den Wellen zu reiten.
Die Ruhe tat gut.
Zwar hatte ich sie in Avalon auch erlebt. Da allerdings war ich gespannter gewesen. Hier wollte ich wirklich einige Stunden für mich allein sein, mal an nichts Dienstliches denken und auch das verarbeiten, was mir in den letzten Tagen widerfahren war. Obwohl alles für mich gut verlaufen war, war mir wieder einmal durch das Eingreifen des Erzengels klargemacht worden, dass ich eben kein normaler Mensch war, der einem normalen Job nachging.
Es wurde doch etwas kühl und so zog ich mich zurück in das Zimmer.
Hier wollte ich nicht bleiben. Es war eigentlich noch Tag, auch wenn es mittlerweile dunkelte. Ins Bett wollte ich mich nicht legen. Hunger verspürte ich ebenfalls nicht, aber die Lust, mich zu bewegen, war vorhanden.
Der Spaziergang am Strand konnte nicht schaden. Danach würde ich auch den richtigen Hunger haben, um etwas zu essen. Ein kräftiges Fischgericht, dazu das eine oder andere Glas Wein, vielleicht auch ein Bier, und dann irgendwann ins Bett gehen, wenn ich gespürt hatte, dass ich noch Mensch war.
Ich zog die Lederjacke mit dem Innenfutter an. In der tiefen Tasche entdeckte ich eine Wollmütze, die ich mir über den Kopf streifte. So war ich einigermaßen gegen den kalten Wind gerüstet.
Die Hotelbesitzerin saß wieder in ihrem Büro. Sie
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