1142 - Sammelpunkt Vier-Sonnen-Reich
Toxin-Derivats sollte allerdings von den Cybermeds leicht zu beherrschen sein, und es ließ sich relativ einfach aus den Körpern entfernen. Dennoch handelte es sich um eine echte Vergiftung.
Sie waren auf diese Idee gekommen, weil sie wußten, daß es aussichtslos war, sich gewaltsam befreien zu wollen. Außerdem bot sich dadurch, daß sie ihre SERUNS behalten hatten, diese Möglichkeit förmlich an. Natürlich waren die Funkgeräte von den Sooldocks unbrauchbar gemacht worden, genau wie die Flugaggregate. Ansonsten waren die Anzüge jedoch voll funktionsfähig.
Warum die Sooldocks ihnen die SERUNS gelassen hatten, lag auf der Hand. Sie hatten sich die Mühe ersparen wollen, den Metabolismus ihrer Gefangenen so gründlich zu untersuchen, daß sie eine verträgliche Nahrung synthetisieren konnten. Nachdem die Vorräte, die sie in ihrem Gepäck mit sich geführt hatten, verbraucht gewesen waren, hatten sie deshalb die Versorgung einfach den Überlebenssystemen der SERUNS überlassen.
Die Überlebenssysteme konnten diese Aufgabe, die allein ein Recycling-Problem war, für viele Wochen erfüllen, ohne daß den Trägern der SERUNS daraus gesundheitliche Schäden erwuchsen. Die dadurch erzeugte feste Nahrung verlor allerdings allmählich an Nährstoffgehalt und Appetitlichkeit. Die Sooldocks konnten nicht wissen, wie leistungsfähig diese Systeme waren, also würde es ihnen glaubwürdig erscheinen, daß sie irgendwann versagten und sich Toxine bildeten. Wahrscheinlich kannten sie sogar ein sooldocksches Äquivalent einer terranischen Botulinus-Toxin-Vergiftung.
Rhodans Stirn bedeckte sich mit Schweiß. Seine Augenlider sanken herab. Die noch sichtbaren Teile der Pupillen hatten sich verengt und standen in Schielstellung.
Cirgizen Saan fing ebenfalls an zu schwitzen, aber vor Angst. Die Vergiftung Perry Rhodans war wegen seines Zellaktivators problematisch gewesen. Er hatte jedoch darauf bestanden, ebenfalls betroffen zu werden, da davon auszugehen war, daß die Sooldocks ihn als wertvoller einstuften als seine Mitgefangenen und deshalb schneller reagierten, als wenn nur seine Gefährten erkrankt waren. Je schneller sie aber reagierten, um so geringer war die Wahrscheinlichkeit, daß der vielbeschäftigte Regierungschef vorher informiert wurde. Prinar Dolg wäre bestimmt mißtrauisch geworden.
Da Rhodans Zellaktivator die Wirkung des Toxin-Derivats sehr rasch kompensierte, hatte der Cybermed seines SERUNS ihm eine sechsmal höhere Anfangsdosis injiziert als seinen Begleitern - und er wiederholte sie jede halbe Stunde.
Das mochte die Ursache dafür sein, daß der Unsterbliche viel zu früh die Symptome einer weiter fortgeschrittenen Vergiftung zeigte. Falls der Cybermed sich verkalkuliert hatte, gab es vielleicht irgendwann kein Zurück mehr, und er mußte trotz des Zellaktivators sterben.
Die Exopsychologin erhob sich, um den Signalgeber neben der Zellentür zu betätigen.
Sie hatten den Raum zuvor gründlich untersucht und wußten deshalb, daß sie weder beobachtet noch abgehört wurden. Der Komödie mußte ein Ende gesetzt werden, wenn sie nicht tragisch ausgehen sollte.
„Warte noch!" keuchte Rhodan und verzog das Gesicht zu einem beruhigenden Lächeln.
„Du darfst nicht zu früh Alarm schlagen, sonst holen sie nur mich ab."
Er holte mit pfeifendem Geräusch Luft. Anscheinend setzte auch schon die Schlucklähmung ein. Sie hatten über alle Symptome gesprochen, deshalb wußte Cirgizen, daß auf die Phase der Schlucklähmung die der Atemlähmung folgte. Sie war eindeutig lebensbedrohend.
„Es ist zu gefährlich für dich, Perry", flüsterte Gesil.
Rhodan grinste schief und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Unkraut vergeht nicht", sagte er langsam. „Noch fünf Minuten, Cirg."
Cirgizen Saan nickte zögernd. Sie kannte Rhodan inzwischen gut genug, um ihn zu durchschauen. Er schauspielerte hervorragend, um eine Besserung seines Befindens vorzutäuschen. In Wirklichkeit gelang ihm das sicher nur unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft.
Sie blickte auf die Zeitanzeige ihres Multifunktionsarmbands und wartete genau fünf Minuten und keine Sekunde länger, bevor sie zur Zellentür lief und den Signalgeber drückte...
*
Auf dem Transport ins Hospital setzte die Atemlähmung ein. Perry Rhodan spürte, wie ihm allmählich die Sinne schwanden, während seine Gehirnzellen nach Sauerstoff schrieen und das Kleinhirn den Körper in den Todeskampf führte.
Er empfand dennoch keine Todesangst,
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