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1143 - Grabmal des Grauens

1143 - Grabmal des Grauens

Titel: 1143 - Grabmal des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegte sich!
    Marion sah jedes Detail. Der Mund wurde weit aufgerissen, die Augen verengten sich dabei. Die Wangen wirkten wie mit Gummi überzogen.
    Auch die Stirn legte sich in Falten. Obwohl alles normal schnell ging, kam es Marion vor, als wäre ihre Mutter dabei, alles so langsam wie möglich durchzuführen. Für Marion hatte sich der normale Zeitablauf verändert, und auch als ihre Mutter das Schattenbeil anhob und über ihren Kopf schwang, sah alles so unnormal langsam aus.
    War die Waffe tatsächlich so schwer, daß Anne sie kaum halten konnte?
    Anne Hopper atmete nicht mehr normal. Sie stieß ein Geräusch aus, das an ein Röcheln oder Schreien erinnerte.
    Dann schlug sie zu!
    Die Klinge des Beils fegte herab. Und sie hätte unter Umständen Marion getroffen, die aber zuckte zurück. Es war eine Reaktion aus dem Überlebenswillen geboren, denn sie hatte gesehen, dass sich das Schattenbeil auf dem Weg nach unten veränderte.
    Es nahm Gestalt an. Es wurde wieder zu der Mordwaffe, die es schon einmal gewesen war.
    Dann erfolgte der Aufprall.
    Mit voller Kraft geschlagen, hackte die Klinge in die Mitte des schmalen Holztisches, der zwischen den beiden Sesseln stand.
    Das Holz war hart, aber in der Mitte wurde es auseinandergerissen.
    Splitter flogen zu beiden Seiten weg, und der Tisch wurde in zwei Hälften geteilt. Zwar waren noch die Füße vorhanden, aber sie konnten die beiden Hälften nicht mehr halten.
    Auch sie fielen um, und die Beilklinge bohrte sich in den dünnen Teppichboden.
    Was Marion da sah, konnte sie weder fassen noch glauben. Innerhalb der letzten Sekunden war das Beil des Mörders zu einer Waffe geworden, die ihrer Mutter gehörte. Ausgerechnet der Frau, die ihren Mann auf so schreckliche Art und Weise verloren hatte.
    Das wusste auch Marion, aber sie war noch zu schwach, um daraus Kapital zu ziehen. Die Vorgänge hatten sie wie Tiefschläge getroffen.
    Sie wunderte sich darüber, daß sie noch normal denken konnte und ihr Kopf nicht in zwei Hälften geteilt worden war.
    Mit einer heftigen Bewegung zog Anne Hopper die Waffe wieder aus dem Teppich hervor. Dabei knurrte sie mit einer Stimme, die ihr einfach nicht gehören konnte. Sie war so fremd, und sie bewegte sich tief in ihrer Kehle.
    Halbhoch und schräg hielt sie die Axt. Das Gesicht hatte einen tierischen Zug erhalten. Das andere, die fremde Macht oder wer auch immer in ihr steckte, hatte die Kontrolle über sie erhalten.
    Es war ihr klar, dass es weitergehen würde. An Aufgabe dachte ihre Mutter nicht. Für Marion war sie fremdbestimmt, weil der Geist ihres verstorbenen Schwagers in ihr steckte und sie von nun an leitete. Er hatte seine Mordwaffe nie aus den Klauen gelassen und immer wieder versucht, sie einzusetzen.
    Bei Dario La Monte war es von Erfolg gekrönt worden. Bei Marion Hopper noch nicht. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann sie erwischt wurde. Marion war realistisch genug, um sich nichts vorzumachen. Es würde so und nicht anders laufen. Der Killer in ihrer Mutter oder dessen Geist brauchte Blut.
    Anne ging zur Seite. Sie trat dabei näher der Tür entgegen, und die Waffe in ihren Händen zeigte jetzt nach vorn. Marion schaute dabei genau auf die Klinge, und es fiel ihr auf, wie wenig blank sie war. Der Schmutz war bestimmt kein normaler, sondern das Blut des letzten Opfers, Dario La Monte.
    Sie musste sich von diesem Gedanken befreien und durfte die Person, die sie nicht mehr als ihre Mutter ansah, nicht aus den Augen lassen.
    Anne ging weiter und hatte für Marion alles Normale verloren.
    Zwar war sie ein Mensch, doch dieser Mensch handelte nach fremden Gesetzen.
    Sie hatte sich geduckt. Das Kinn leicht vorgereckt. Der Mund stand offen. Über die Lippen floss kein Atem mehr, sondern Laute, die an ein Röcheln erinnerten.
    Der Teppich dämpfte ihre Schritte. Sie schlich durch das Zimmer, behielt die Waffe fest umklammert und ihre Tochter im Blick.
    Marion musste weg. Aber sie wollte es noch einmal versuchen. Es war noch immer die Mutter, die vor ihr stand, und nicht dieser verfluchte Killer, der seine Brüder umgebracht hatte.
    Der Weg zur Tür war ihr versperrt. Und deshalb musste Marion zurück, um noch eine Chance zu haben. Ihre Mutter würde schlagen, und sie musste versuchen, diesen Schlägen zu entgehen. Sie wollte nicht so aussehen wie Dario. Das Bild hatte sie noch zu gut vor Augen.
    Marion trippelte zurück. Dabei streckte sie den rechten Arm vor. Ihre Hand war gespreizt, als könnte sie damit den ersten

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