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1145 - Das Haus der Selbstmörder

1145 - Das Haus der Selbstmörder

Titel: 1145 - Das Haus der Selbstmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich dachte auch daran, was mir beim Weg zum Haus widerfahren war. Ich hatte tatsächlich seltsame Stimmen gehört und keinen Menschen gesehen, von dem die Stimmen hätten stammen können.
    Geirrt hatte ich mich trotzdem nicht, da von ging ich aus. Es war etwas in dieser Umgebung, das nicht so leicht zu erklären und zu fassen war.
    »Kann man sie sehen?« fragte ich.
    Kessler schaute hastig nach rechts und links, um dann den Kopf zu schütteln. »Nein, ich sehe sie nicht. Noch nicht, aber sie sind da, ganz gewiss.«
    »Hörst du sie?«
    Er nickte.
    »Wo? Im Kopf, in den Ohren oder…«
    »Überall, John, überall höre ich sie. Sie halten alles besetzt. Sie sind die wahren Herrscher in diesem Haus.« Seine Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken, und jedes Wort fuhr beinahe wie ein Eishauch über mein Gesicht hinweg.
    »Auch im Licht?« Ich wies mit der ausgestreckten Hand an ihm vorbei.
    »Ja, ja…«, gab er stöhnend zu. »Das sind… das sind die Eingänge zu ihrem Reich…«
    Mir fiel es schwer, die Worte nachzuvollziehen. Wenn Jack tatsächlich Recht hatte, dann waren die Fenster also Eingänge ins Reich der Toten. Durch das Licht zum Licht. Es war so einfach, und doch kaum zu glauben.
    Jack war einfach nicht in der Lage, ruhig zu stehen. Er bewegte wieder seinen Kopf. Er suchte Feinde oder irgendwelche Angreifer, die aus dem Licht oder dem Dunkel hervorschossen. Sein Gesicht hatte einen schmerzerfüllten Ausdruck angenommen. Er quälte sich und horchte dann auf, als ich ihm meine Frage stellte.
    »Warum hast du mich geholt, Jack?«
    Kessler starrte mich an. Nur für einen Moment. Danach hatte er große Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Er fiel fast zusammen und schüttelte ein paar Mal den Kopf. Nur mühsam quälte er sich die Antwort hervor. »Ich wollte, dass du mir zur Seite stehst und mir hilfst. Ich… ich… will nicht sterben, obwohl ich es muss. Jeder, der hier ist, muss sterben. Es ist das Haus der Selbstmörder. Die Toten sind da. Man sieht sie nicht, aber sie rufen uns.«
    Haus der Selbstmörder. Da hatte ich wieder einen neuen Begriff gehört. »Kennst du dich näher aus? Was hat es damit auf sich? Warum heißt das Haus so? Wer hat sich hier alles umgebracht?« Schnell und flüsternd hatte ich die Fragen gestellt.
    Wieder bewegte Kessler den Kopf hin und her, wie jemand, der in die Enge getrieben wird. Er duckte sich, als wollte er nicht in seiner vollen Größe gesehen werden.
    »Bitte, Jack!«
    »Nein, nicht mehr. Es geht nicht mehr. Die anderen Kräfte werden stärker. Ich spüre sie. 0 Himmel.« Er reckte sich, er stellte sich dabei auf die Zehenspitzen. Er verdrehte die Augen, umklammerte sich selbst und ging langsam zurück. Seine Schuhe tappten und schlurften dabei über den Boden hinweg. Die Angst in seinem Gesicht war nicht zu übersehen. Kessler wirkte wie eine lebende Schattengestalt, die sich gegen die anderen Mächte nicht wehren konnte.
    »Hilf mir…«
    Mich wühlte der verzweifelt klingende Ruf auf. Hier gab es einen Menschen, der gegen Mächte ankämpfte, die ihm keine Chance gaben. Ich überlegte, wie ich ihm helfen konnte. Ob mit dem Kreuz oder durch rein körperlichen Einsatz.
    Das Licht war für ihn wichtig. Oder auch er für das Licht. Es war ein Magnet, er das Eisen. Er kam gegen diese große Macht nicht an, und aus seinem Mund wehten mir die jämmerlich klingenden Schreie entgegen.
    Ich beeilte mich. Ich wollte nicht, dass er sich selbst umbrachte. Dieses Haus sollte nicht noch ein Opfer bekommen, und mit einem großen Satz nach vorn hatte ich Kessler erreicht.
    »Keine Sorge, wir schaffen es. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich hole dich hier raus…«
    Mit beiden Händen hielt ich ihn an den Ellbogen fest. Ich wollte ihn beruhigen. Er sollte nicht durchdrehen, trotz der gewaltigen Angst.
    Kessler zitterte. Er war noch immer von seiner verdammten Angst gefesselt. Die Augen zeigten eine Starre, die erschreckend war.
    »Ja, das ist gut«, sagte ich. »Das ist wunderbar. Wir sind stärker. Wir werden jetzt nach unten gehen und das Haus der Selbstmörder verlassen. Du wirst nicht sterben, Jack.«
    »Doch!« Er hatte dieses Wort herausgeschrieen. Es schwebte noch als Echo in der Luft, als es passierte. Plötzlich veränderte sich die Umgebung. Auch ich wurde davon überrascht, weil ich mit einem derartigen Eingriff nicht gerechnet hatte.
    Die Attacke der rohen Gewalt riss mir den Mann aus den Fingern. Meine Hände rutschten an den Ellbogen ab. Ich konnte ihn einfach

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