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1145 - Das Haus der Selbstmörder

1145 - Das Haus der Selbstmörder

Titel: 1145 - Das Haus der Selbstmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr halten. Alles ging wahnsinnig schnell. Vielleicht hatte meine Überraschung eine Sekunde zu lange gedauert, jedenfalls hatte ich dem Angriff nichts mehr entgegenzusetzen.
    Kessler wurde mir entrissen!
    Er ging nicht nach hinten, er wurde gezogen, und er flog oder schwebte, denn seine Füße hatten den Kontakt mit dem Boden verloren. Mein Nachgreifen war nicht mehr als eine Geste der Verzweiflung, denn zu fassen bekam ich ihn nicht.
    Der Mann wurde von einer unsichtbaren Macht und mächtigen Kraft zurück und hinein in das Licht gezogen.
    Der Anblick versetzte mir einen Schock. Es war ein Bild, das in einen Kinofilm gehört hätte, aber kaum in die Wirklichkeit. Seine Gestalt malte sich innerhalb des bis zum Boden reichenden Fensters ab. Als dunkle Person im gelben Licht. Mit hochgestreckten und zur Seite gereckten Armen. Den Kopf zurückgeworfen. Auch schreiend, obwohl ich von ihm keinen Laut hörte.
    Dann packte die andere Gestalt noch einmal zu. Der dunkle Scherenschnitt des Körpers kippte nach hinten und war einen Moment später völlig verschwunden.
    Ich sah nichts mehr. Ich hörte auch keinen Schrei. Das Licht, die andere Welt, das Reich der Toten, wie auch immer, hatten den Menschen Jack Kessler zu sich geholt…
    ***
    Ich stand da als Verlierer!
    Ja, als etwas anderes konnte ich mich beim besten Willen nicht bezeichnen. Ich hatte verloren. Ich hatte alles versucht, es war schief gegangen. Nichts zu machen. Das andere Licht war stärker gewesen. Die Wut über meine Niederlage stieg wie ein Feuerschwall in mir hoch.
    Es gab ihn nicht mehr, und ich hatte versagt. Ich hatte die Macht dieses Hauses einfach nicht ernst genug genommen. War zu lässig an den Fall heran gegangen. Spätestens bei dem Begriff »Haus der Selbstmörder« hätte ich misstrauisch werden müssen. Wer hierher gelockt wurde, der war bereit, in den Tod zu gehen. Er warf sich nach draußen. Er stürzte sich von hier oben in die Tiefe und lag dann mit zerschmettertem Körper vor dem Haus auf der Erde.
    So hätte es sein müssen. Genau daran glaubte ich nicht. Es hing mit dem Licht zusammen, das eine bestimmte Bedeutung haben musste. Ich wollte es nicht als ein Netz bezeichnen, das seine Opfer auffing. Dahinter musste etwas anderes stecken. War es tatsächlich das Tor in den Tod? Wenn ja, dann musste es ein besonderer Tod sein, davon ging ich ebenfalls aus. Ein Tod wie ihn ein normaler Mensch nicht erlebte und ich selbst ihn auch nicht erleben wollte.
    Ich kam mir vor wie ein dummer Junge, als ich auf das helle gelbe Licht schaute. Es war noch immer, als hätte man mir einen Schlag gegen den Kopf versetzt. Der Mensch war verschwunden, das verdammte Licht aber war geblieben.
    Nachdem mein erster Ärger verraucht war, begann ich nachzudenken. So wie ich es zuerst gesehen hatte, war es bestimmt nicht. Da lag keiner vor dem Haus mit zerschmetterten Knochen. Hinter diesem Tor steckte etwas anderes.
    Noch war ich zu weit von ihm entfernt, als dass ich etwas hätte bemerken können. Das Licht war einfach nicht in der Lage, mir eine Antwort zu geben, und als ich nach meinem Kreuz fasste, da spürte ich nur die normale Kühle des Metalls.
    Lag hinter dem gelben Schein tatsächlich das Reich der Toten? Verbarg sich dort das Jenseits, das aus einer Welt bestand, die die Selbstmörder aufgenommen hatte?
    Es lag alles im Bereich des Möglichen. Das Fenster mit dem Licht war zugleich so etwas wie ein transzendentales Tor, hinter dem sich eine unsichtbare Welt verbarg.
    Ich hatte schon öfter diese Tore durchschritten und war in anderen Dimensionen gelandet. Aber ich hatte nie zuvor ein Haus erlebt, das für potentielle Selbstmörder bestimmt war. Genau das war hier anders. Der Sprung ins Jenseits bedeutete gleichzeitig den Selbstmord.
    Wenn ich das Haus verließ, gewann ich nichts dabei. Möglicherweise würde mein Frust größer werden. Ich hätte auch auf Suko warten können, aber genau das wollte ich nicht.
    Ich setzte auf das volle Risiko. Was Jack Kessler getan hatte, das konnte ich ebenfalls. Nur war ich besser darauf vorbereitet, und ich trug Waffen bei mir, mit denen ich mich wehren konnte, und die mich auch beschützten.
    Jack Kessler war von dem Licht erwischt worden. Auf ihn musste es wie ein Sog gewirkt haben. Ob ich das gleiche erlebte, war noch fraglich. Als ich den ersten Schritt ging, da war noch nichts zu spüren. Kein Sog und auch keine Stimmen oder etwas anderes, das mich gelockt hätte. Das Licht blieb neutral, und es war auch so

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