1146 - Zombie 2000
Sicherheitsgründen trug er einen Helm, den er jetzt abnahm. »Es tut mir leid, Suko, aber da war nichts. Wir haben alle Behälter in der entsprechenden Größe untersucht, doch einen Toten haben wir nicht gefunden. Auch kein Rauschgift oder Gegenstände, die auf der Import-Verbotsliste stehen. Sorry, es war ein Schlag ins Wasser.«
»Sehe ich ein.«
»Und der Kerl hat getobt und Konsequenzen angedroht.«
»Das wird er sicherlich tun.«
Der Mann strich über sein kurzes Blondhaar. »Damit müssen Sie sich herumschlagen. Wir jedenfalls ziehen uns zurück. Schade, denn ich hätte dem Kerl gern eines ausgewischt.«
Da konnte Suko seinen Kollegen durchaus verstehen, doch er hielt sich mit einem Kommentar zurück. Er wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.
Hier in der Halle hatte er nichts mehr zu suchen. Deshalb ging er mit langsamen Schritten nach draußen und war froh, wieder die frische Luft einatmen zu können. Bevor er das Gelände verließ, wollte er noch mit dem Vorarbeiter sprechen.
Er fand Flynn in der Bürobaracke, wo er wie festgenagelt hinter dem Schreibtisch hockte und blass wie eine frisch getünchte Wand war. »Das wird Ärger geben«, flüsterte er, »sogar verdammten Ärger. Der Chef dreht durch.«
»Ist der immer so?«
»Nein, nicht immer.«
»Aber immer öfter, wie?«, fragte Suko grinsend.
»Auch nicht«, flüsterte Flynn ihm zu. »Der ist sonst ganz anders, glauben Sie mir.« Er räusperte sich. »Ich weiß ja auch nicht, was ich dazu sagen soll. Aber es gibt eben Situationen, da flippt Fenton aus. Ich kann ihn sogar verstehen.«
»Ach ja…?«
»Klar. Wer hat schon gern einen Toten in seiner Lagerhalle? Sie doch auch nicht - oder?«
»Nein. Aber ich wäre schon überrascht gewesen, wenn ich den Toten gesehen hätte.«
»War er das denn nicht?«
Suko schüttelte den Kopf. »Er kam mir nicht so vor, Mr. Flynn. Er war einfach nur sauer. Möglicherweise auch darüber, dass der Tote gefunden wurde. So könnte ich mir vorstellen, dass er mit dieser bösen Überraschung nicht gerechnet hat und sogar Bescheid wusste, dass es diesen Untoten in der Kiste gab. Es war reiner Zufall, dass Sie ihn entdeckten, aber vorgesehen war das nicht.«
Flynn konnte nur staunen. »Himmel, Inspektor, Sie machen mir ja Angst. Wenn ich da weiterdenke, dann kommt es mir vor, als wäre die Firma dazu da, um lebende Tote zu schmuggeln.«
»So ähnlich.«
»Das kann ich nicht glauben.«
»Okay«, sagte Suko lächelnd und schaute zu, wie Flynn seine Hände unruhig über den Schreibtisch hinweg bewegte. »Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Das ist nicht Ihr Bier. Ich bin derjenige, der sich um den Fall kümmern muss.«
»Darum beneide ich Sie nicht.«
»Danke.« Suko gab ihm seine Karte. »Sollte Ihnen etwas auffallen, einfallen oder sollten Sie noch einen sogenannten Toten entdecken, unternehmen Sie nichts und rufen Sie mich an. Alles andere wird dann durch mich in die Wege geleitet.«
»Ja, das werde ich tun.«
»Dann bin ich weg - und… ähm… das Firmenfest wird wohl nicht so ablaufen wie geplant. Zumindest Ihr Chef wird keine Lust haben, sich daran zu beteiligen.«
»Nicht schlimm. Hauptsache, er übernimmt die Kosten.«
»Das denke ich schon.« Suko verließ die Baracke. Die Männer saßen bereits in den Einsatzwagen und rollten vom Hof. Hinter den Scheiben sitzend winkten sie Suko lässig zu.
Er war mit einem Dienstwagen gefahren, stieg ein, startete noch nicht und ging in sich. Er stellte sich die Frage, ob der Einsatz einen Erfolg gebracht hatte. Es war möglich. Zumindest hatte er einen Zombie erledigen können, bevor sich dieser auf eine Killerreise hatte machen können. Das rechtfertigte vieles. Woher diese Gestalt gekommen war, wusste er leider nicht, und ihm war auch nicht bekannt, ob Ronald Fenton tatsächlich so unschuldig war wie er tat. Da standen noch einige Fragen offen, auf die er Antworten finden musste.
Jetzt war wichtig, zurück ins Büro zu fahren. Sir James wartete auf seinen Bericht. Außerdem wollte er wissen, wie es mit seinem Freund John Sinclair weitergegangen war.
Mit diesem Gedanken startete er…
***
Ich hatte mir die Worte meines Vorgesetzten durch den Kopf gehen lassen und überlegte, ob ich ihn als Schwarzmaler betrachten sollte.
Nein, das auf keinen Fall. Wer Sir James kannte, der wusste auch, dass er nicht zu den Pessimisten zählte. Er war Realist geblieben, trotz seiner Arbeit, die er jenseits der Aufklärungsarbeit eines normalen
Weitere Kostenlose Bücher