1146 - Zombie 2000
wir den Anwalt nicht vorgefunden hatten. Sein Verschwinden deutete natürlich darauf hin, dass er Lunte gerochen hatte. Alle aus dem Zirkel wussten über die Vernichtung des Stuart Gray Bescheid. Sie mussten befürchten, aufgefallen zu sein, da war es besser, wenn sie die Notbremse zogen.
»Unsere Reise in die Prärie wird immer wahrscheinlicher«, sagte Suko beim Hinausgehen. »Da brauchen wir es bei den anderen dreien erst gar nicht zu versuchen.«
»Stimmt.«
Hinter uns fiel die Tür zu. Ich blieb stehen und ließ meinen Blick über die Stufen der breiten Treppe gleiten. »Dort oben wohnt er privat«, sagte ich leise. »Es könnte durchaus sein, dass wir da jemand antreffen.«
»Dann gehen wir doch mal.«
Uns, störte kein fremdes Geräusch, als wir über den Marmor der Stufen schritten. Zwei Absätze später standen wir vor einer wuchtigen zweiflügeligen und ebenfalls beige lackierten Tür. Hohe Vasen mit frischen Blumen rahmten sie ein, und uns lockte ein golden schimmernder Klingelknopf.
Ich schellte.
Hinter der Tür hörten wir den warmen Klang der Glocke. Viel Hoffnung hatten wir nicht, aber manchmal hat man auch Glück im Leben. Die Tür wurde geöffnet - und beide bekamen wir große Augen, denn die Person, die vor uns stand, war nicht nur eine Frau, sondern schon eine Schönheit aus einer exotischen Welt.
Sie erinnerte beim ersten Hinsehen an das Super-Model Naomi Campbell. Aber das konnte sie nicht sein, auch wenn sie ebenso schlank und hochgewachsen war. Dunkle und zugleich feurige Augen schauten uns an, der Mund mit den breiten Lippen lächelte verhalten, und das rabenschwarze Haar hatte die Frau glatt nach hinten gestrichen und eingegelt. Sie trug eine weiße Bluse, die bis über die Hüften hing, um die sich eine enge blaue Jeans spannte.
»Sie wünschen?«
»Mrs. Page?«
»Ja, ich bin Moira Page.«
»Es geht um Ihren Mann.«
Ein Zwinkern der Augen. »Das habe ich mir gedacht, aber er ist nicht hier.«
»Dürfen wir uns trotzdem einige Minuten mit Ihnen über ihn unterhalten?«
»Im Prinzip schon. Aber wer sind Sie?«
Wir stellten uns kurz vor und zeigten unsere Ausweise.
»Oh, die Polizei. Hat der Herr Anwalt etwas angestellt, dass Sie ihn vorführen wollen?«
»Nein, das nicht, Mrs. Page«, sagte ich. »Es geht wohl nicht so sehr um berufliche Dinge, sondern mehr um private. Da können Sie uns möglicherweise Auskünfte geben.«
»Bitte, dann… dann kommen Sie doch herein.«
Es war eine Wohnung der Superklasse. Perfekt gestylt, toll eingerichtet, aber für meinen Geschmack zu kalt. Mich würde die Perfektion schon stören. Da lag nichts herum, kein Buch, keine Zeitschrift, einfach gar nichts.
Wir passierten einen Durchgang und erreichten einen Empfangsraum. Dort geleitete uns Moira zu einer Sitzecke. Die Sessel waren mit hellem Leder bezogen. In der Nähe stand ein kleiner Schreibtisch aus dem vorletzten Jahrhundert.
»Bitte, nehmen Sie doch Platz. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
Wir lehnten beide ab.
»Na dann.« Sie lächelte und ließ sich uns gegenüber nieder. »Wie ich schon sagte, mein Mann ist leider nicht anwesend. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann.«
»Wir werden sehen, Mrs. Page«, sägte ich. »Wissen Sie denn, wohin Ihr Mann gefahren ist?«
»Nein, das weiß ich nicht.«
»Man sagte uns, dass er vor etwa einer halben Stunde verschwunden ist.«
»Das stimmt.«
»Er hat sich demnach von Ihnen verabschiedet?« fragte Suko.
»Ja, das hat er.«
»Ohne ein Ziel zu nennen?«
Moira lächelte und hob die Schultern an. »Muss er das denn? Ich denke nicht.«
»Dann könnte es auch sein, dass er für längere Zeit weggefahren ist - oder?«
»Pardon, aber das weiß ich nicht.«
»Nach Mousehole, zum Beispiel.« Diesen Namen hatte ich bewusst erwähnt, und mir war nicht ihr plötzliches Zusammenzucken entgangen. Auf einmal wirkte sie unsicher und wusste nicht, wen von uns beiden sie anschauen sollte.
»Der Name sagt Ihnen etwas?«
»Ja, schon.«
»Das ist gut.« Ich lächelte möglichst unbefangen. »Können Sie uns mehr über Mousehole sagen, Mrs. Page?«
Sie runzelte die Stirn. Danach stellte sie eine Frage, die uns beide überraschte. »Gehören Sie denn auch dazu?«
»Wozu?«
Moira schaute mich aus ihren dunklen Augen an. »Zu seinen Freunden, mit denen er dort war.«
»Sie meinen Ken Desert und die anderen…«
»Ja, ja.«
»Auch Stuart Gray?« fragte Suko.
»Ja, auch er«, gab sie zu.
»Wissen Sie denn, was mit ihm passiert
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