1147 - Die Spur zu Ordoban
Hautsäcken. Sie schwebte ein Stück nach oben und sank gleich danach auf den Boden zurück.
„Dann überzeuge die Leute wenigstens davon, daß ihnen keine Gefahr droht", drängte sie.
„Auch das ist nicht sicher." Der Arkonide lächelte beziehungsreich. „Du weißt doch, wie ungern ich lüge."
Die Kapselod-Strahl-Frau gab auf.
„Na schön", meinte sie resignierend, „wie du willst. Ich kann dir nur Ideen liefern und werde dich zu nichts zwingen. Dennoch solltest du meinen Rat nochmals überdenken. Ich habe mich in den vergangenen Tagen überall im Schiff umgehört, und ich sage dir, Freund, es sieht nicht gut aus."
Atlans Lächeln wurde stärker. Es enthielt einen seltsamen Ausdruck, den Reihumgrün bisher noch nicht erlebt hatte und den sie deshalb nicht deuten konnte. Der Arkonide sprach leise wie ein Verschwörer.
„Ich weiß. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es ist nicht mehr so wichtig, wie die Besatzung über alles denkt. Was auch geschehen mag, wir werden unser Ziel erreichen."
Reihumgrün wandte sich verwirrt ab. Mitunter schien es auch ihr, daß der Kommandant der SOL sich merkwürdig benahm. In welcher Weise er sich jedoch verändert hatte, vermochte sie nicht zu definieren. Dazu kannte sie ihn noch nicht lange genug. Sicher war es normalerweise nicht seine Art, die Interessen der Besatzung zu verleugnen. Dennoch tat er es. Warum?
Sie sah Brether Faddon, der eben die Zentrale betrat. Sie hielt auf ihn zu, griff ihn am Arm und zog ihn zur Seite. Was sie sich davon versprach, wußte sie selbst nicht. Es war eine impulsive Handlung.
„Ist Atlan noch normal?" fragte sie geradeheraus.
Der Betschide verbarg seine Überraschung nicht. Er musterte die Fremde verständnislos.
„Wie meinst du das?"
Reihumgrün hob die Tentakel.
„Ich frage mich, ob die Leute recht haben, wenn sie sagen, Atlan mache eine Wandlung zum Negativen durch. Wie denkst du darüber? Stimmt es?"
Brethers Blick wanderte zum Kommandostand. Er musterte den Arkoniden eine Weile, bevor er antwortete.
„Schwer zu sagen", urteilte er dann. „Er empfängt Impulse über die Armadaflamme. Er deutet sie und meint ein weißes Licht zu sehen. Und er ist erschöpft, weil ihn die Konzentration anstrengt. Das alles spielt eine Rolle in seinem Verhalten. Man darf ihn deshalb nicht verurteilen. Er ist ein weiser Mann mit mehr als zehntausendjähriger Erfahrung, und wenn er etwas tut, dann ist es gründlich durchdacht. Ich glaube nicht, daß man ihm Leichtsinn unterstellen kann."
„Du hast meine Frage nicht beantwortet."
„Ob er noch normal ist? Sicher! Ich bezweifle es nicht."
„Aber er hat sich verändert, nicht wahr?"
„Nun ...", wich Brether aus. „Ich sagte ja gerade, daß die Armadaflamme und die Konzentration ..."
Reihumgrün unterbrach ihn heftig.
„Es ist nicht mehr so wichtig, wie die Besatzung über alles denkt! Das waren seine Worte. Wie schätzt du es ein?"
Der Betschide runzelte die Stirn.
„Atlan soll das geäußert haben?"
„Vor fünf Minuten!"
„Kaum zu glauben." Brether schüttelte den Kopf. „So kenne ich ihn gar nicht."
Reihumgrün ließ seinen Arm los.
„Danke. Mehr wollte ich nicht hören. Jetzt muß ich wohl nach neuen Ideen suchen."
„He!" rief Brether, als sie sich zum Gehen wandte. „Was hast du vor?"
Sie drehte sich noch einmal nach ihm um und ging einen Schritt näher auf ihn zu.
„Tu mir einen Gefallen", bat sie leise. „Du hast ein gutes Verhältnis zu Atlan, ein besseres jedenfalls als die meisten anderen. Rede mit ihm und bringe ihm bei, daß er mit seinem Verhalten das Mißtrauen der Besatzung nur noch mehr schürt. Das kann nicht gut gehen. Er muß die Sorgen seiner Leute beachten, sonst gibt es einen Eklat. Mach ihm das klar, ja?"
Brether hob unsicher die Schultern.
„Ich will's versuchen", versprach er. „Allerdings weiß ich nicht, ob es hilft."
„Probier's zumindest!"
Damit wandte sie sich endgültig ab. Durch das noch offene Schott verließ sie die Zentrale und schlug die Richtung zu der Unterkunft ein, die speziell für ihre Bedürfnisse hergerichtet worden war. Sie wollte sich eine Weile zurückziehen, um Ruhe zum Nachdenken zu finden. Mit der vielgerühmten kapselodstrahlschen Spontaneität war es im Moment bei ihr nicht weit her. Die Umstände schienen klar und doch auf unbegreifliche Art verworren. Worauf hatte sie sich nur eingelassen, als sie sich entschloß, ihre Dienste den Rettern ihres Volkes auszuleihen!
Etwas wie Traurigkeit beschlich
Weitere Kostenlose Bücher