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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Sie ist schon eine Tardaja, und wir haben es nicht einmal gemerkt!"
    Ophra war zu erschrocken, um ihn auf seinen Irrtum aufmerksam zu machen, und auch Kenije war momentan nicht imstande, auch nur einen verständlichen Laut hervorzubringen. Darum blieb es Athrava vorbehalten, die bittere Wahrheit auszusprechen.
    „Sie ist keine Tardaja", summte sie. „Und wenn kein Wunder geschieht, dann wird sie auch niemals eine werden. Sie wird sterben, Kebaren."
    „Aber die goldenen Kammern ..."
    „Jede Tarja-Batha gelangt zur Notreife, wenn sie vorzeitig sterben muß", erklärte Athrava bedrückt.
    Kenije überwand seinen Schrecken und richtete sich energisch auf.
    „Wir müssen nach Norden", summte er. „Und zwar sofort. Wenn wir nicht rechtzeitig auf eine Tardaja treffen, die uns aufnimmt, sind wir verloren!"
     
    *
     
    Das Leben auf der kleinen Tarja-Batha wurde noch unbequemer und anstrengender als zur Zeit der kalten Stürme. Die Blüte wurde immer schwächer, und die Carmena merkten das natürlich. Die Pflanze war kaum noch imstande, ihre vier Bewohner zu ernähren. Die Folge davon war jedoch, daß auch die Carmena immer weniger verdaute Nahrung an die Pflanze zurückgeben konnten, was diese noch zusätzlich schwächen mußte.
    Als die Saftzellen eines Morgens leer waren und sich auch später am Tage nur zögernd mit fast reinem Wasser füllten, kehrte Kenije, der den Kampf nicht aufgeben wollte, noch einmal an die Unterseite zurück. Er untersuchte mehrere Zapfen, und schließlich fand er einen, den er anstechen konnte. Minutenlang lag er dankbar auf dem schwankenden Seil und saugte den Saft in sich hinein. Dieser war zwar nicht süß, wie in den eigentlichen Nahrungszellen, sondern eher herb und bitterlich im Geschmack, aber Kenije konnte spüren, wie seine Kräfte zurückkehrten.
    Von da an begaben sich auch die anderen drei Carmena zur Nahrungsaufnahme auf die Seile. Während sie von einem Zapfen zum anderen schwangen, entstand ganz von selbst ein Netz, das ihnen mehr Sicherheit bot. Aber gefährlich blieb das Ganze trotzdem.
    Immerhin konnten sie nun der Tarja-Batha im umgekehrten Zuge auch etwas stärkende Nahrung liefern. Es ließ sich nicht feststellen, wie weit das der Pflanze half, aber zumindest verschlechterte ihr Zustand sich vorläufig nicht weiter.
    Getrieben von den lauen Winden, segelten sie immer weiter nach Norden. Die Angst saß ihnen im Nacken, und darum wagten sie es kaum noch, sich auszuruhen. Selbst Kebaren vergaß, um Ophras Gunst zu werben, und lernte statt dessen, unermüdlich an den schweren Steuerblättern zu arbeiten. Wenn die Tarja-Batha an Höhe verlor, dann hingen sie alle vier an den Seilen und bewegten die mächtigen Blätter wie Schwingen, die die Pflanze mühsam in die Höhe hoben. Kebaren bekam Muskeln und Schwielen in dieser Zeit, und sein Brustpelz wurde dicht und dunkel, aber nicht einmal er selbst achtete darauf.
    Am dritten Tage sichteten sie endlich einen ganzen Pulk von Tardajas, die schwerfällig dahinsegelten und zwischen denen Scharen von Tarja-Bathas herumflitzten.
    „Wir sind gerettet!" sirrte Kebaren begeistert. „Wir haben es geschafft! Seht doch nur die vielen Tarja-Bathas!"
    Auch Ophra freute sich, und nur Athrava und Kenije bemerkten, daß etwas ganz und gar nicht stimmte.
    „Es sind zu viele Tarja-Bathas!" summte Athrava leise.
    „Ja", stimmte Kenije zu. „Und die Tardajas stehen zu tief."
    Kebaren und Ophra standen rufend und winkend am Rand der Pflanze, als glaubten sie, daß alle Anstrengungen nun vorbei wären. Kenije und Athrava hängten sich schweigend erneut an die Seile, stellten die Steuerblätter in den Wind und ließen die kranke Pflanze auf das noch immer ferne Ziel zutreiben. Als sie näher herankamen, wurden auch Ophra und Kebaren stiller und nachdenklicher.
    Die Tarja-Bathas dort vorne verhielten sich merkwürdig. Sie strebten nicht von einer Tardaja zur anderen und danach vom Pulk weg, wie es sich gehörte. Statt dessen hielten sie sich allem Anschein nach stets in direkter Nähe ihrer Mutterpflanzen. Als die vier Carmena noch näher herankamen, sahen sie, daß sowohl auf den Tarja-Bathas als auch den Tardajas angestrengt an den Steuerblättern gearbeitet wurde. Und schließlich sahen sie die Seile, mit denen die Tardajas und ihre Ableger verbunden waren.
    „Das habe ich befürchtet", summte Kenije kaum hörbar. „Es geht ihnen genau wie uns."
    „Sie sind alle krank", stimmte Athrava zu. „Hier wird man uns sicher nicht helfen

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