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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagen.
    „Wir sind lange Zeit über den Wolken geflogen", erklärte er entschlossen. „Das dort ist Ophra - sie hat diese Tarja-Batha gestohlen, weil sie sie nicht ihrem ältesten Bruder überlassen wollte. Und das da ist Kebaren. Als Ophra mit der Tarja-Batha zu uns kam, war er noch ein Kind. Ich war der einzige männliche Carmena auf unserer Tardaja, der die Reise hätte antreten können. Aber ich war ein Leihkind und sollte darum nicht gehen.
    Kebarro hat Ophra betrogen, als er ihr ein Kind als Gefährten andrehte. Das dort ist Athrava, die Schwester meines leiblichen Vaters. Sie ging mit mir auf Kebarros Tardaja.
    Als wir den Betrug sahen, beschlossen wir, Ophra und Kebaren zu begleiten."
    „Nun ja, ihr wart Bewohner der Zone mit den wechselnden Winden", bemerkte Okarwen amüsiert. „Die Verhältnisse dort sind ziemlich merkwürdig - aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich verstehe jedoch, daß ihr dort nicht bleiben wolltet. Ihr seid über die Wolken aufgestiegen und wahrscheinlich in die große Strömung geraten, und die hat euch bis in eine der leeren Zonen getragen. Ihr hattet großes Glück, daß ihr diese Strömung verlassen konntet."
    Kenije empfand zwar Respekt vor Okarwen, aber er war momentan nicht dazu aufgelegt, sich hinhalten zu lassen.
    „Was sind die leeren Zonen?" schnarrte er ärgerlich.
    „Heiße Luftströmungen, die die Pflanzen festhalten und bis in jene Bereiche hinaufführen, in denen die Luft zu dünn wird", erklärte Okarwen gelassen. „Wer dort hineingerät, der ist verloren. Wir befinden uns zur Zeit knapp unterhalb einer solchen Strömung. Unser Problem besteht darin, unsere Höhe zu halten, dabei aber nicht zu hoch hinaufzukommen und möglichst nach Norden auszuweichen."
    Kenije blickte unwillkürlich zu jenem Pulk von Tardajas hinauf, der über sie hinwegdriftete.
    „Sie sind verloren", bestätigte Okarwen. „Wir können nur hoffen, daß wenigstens einige von ihnen diesen Kurs verlassen können."
    Er sah sich um und deutete auf die Steuerblätter und dann auf eine der Tardajas.
    „Dort ist unser Ziel", summte er leise. „Faßt alle mit an!"
     
    *
     
    Kenije empfand tiefes Mitleid mit der kleinen, kranken Tarja-Batha, als er an den Seilen hing und die Pflanze zu größerer Geschwindigkeit antrieb. Neben ihm, an einem anderen Blatt, arbeitete Okarwen, und dieser wiederum hatte Mitleid mit Kenije.
    Okarwen hatte reichlich Gelegenheit gehabt, Erfahrungen mit kranken Tarja-Bathas und entkräfteten Carmena zu sammeln. Von Rechts wegen hätte diese Tarja-Batha längst nicht mehr fliegen dürfen - und ihre Bewohner hätten verhungert im Ajuthe liegen müssen.
    Selbst unter normalen Umständen war es sehr schwer, aus einer der leeren Zonen zu entkommen. Diese Carmena aber hatten es mit einer kranken Tarja-Batha geschafft, und derjenige, der sich dabei sicher am wenigsten geschont hatte, war Kenije.
    Okarwen erkannte sehr genau, wie die Dinge auf dieser Tarja-Batha lagen. Athrava war zu alt, um noch für irgend jemanden als Gefährtin in Frage zu kommen. Die einzige weibliche Carmena, die Kenije und Kebaren reizen konnte, war Ophra. Kebaren konnte für sich den Vorteil verbuchen, daß seine Verbindung zu Ophra offiziell abgesegnet war.
    Kenije aber war als Mann auf die Tarja-Batha gekommen. Er hätte diesen Vorteil nutzen können - und dann wären die anderen nicht mehr am Leben. Aber Kenije hatte mehr getan, als auf seinen momentanen Vorteil zu verzichten. Er hatte Tag und Nacht gearbeitet, um ihrer aller Leben zu retten. Sein Brustpelz war struppig und ungebürstet, und er hatte viel an Gewicht verloren. Wenn das Steuerblatt, an dem er hing, sich hob, dann verlor er glatt den Boden unter den Füßen.
    Kebaren dagegen war wohlgenährt und gut gepflegt. Sein Brustpelz glänzte und schimmerte in Zweisterns Licht, und seine Haut war glatt und fast makellos.
    Okarwen war sehr gespannt darauf, wie dieses Rennen ausgehen mochte. Wenn Ophra klug war, dann würde sie sich für Kenije entscheiden - wenn sie aber den Fehler beging, Kebaren zu wählen, so würde es Okarwen ein Vergnügen sein, Kenije und Athrava auf seiner Tardaja zu beherbergen. Er suchte schon seit geraumer Zeit nach einem passenden Gefährten für seine Schwester ...
    Endlich war die Tarja-Batha auf dem richtigen Kurs und schwebte mit dem leichten Wind ihrem Ziel entgegen, so daß sie alle etwas Zeit hatten, um zu verschnaufen.
    „Was mag geschehen, wenn wir es nicht schaffen, die Pflanzen in der Luft zu halten?"
    fragte

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