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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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können."
    „Ich glaube nicht, daß es einen Sinn hat, es woanders zu versuchen", meinte Kenije niedergeschlagen. Er sah zu Zweistern auf, der den milchigen Himmel mit strahlender Helligkeit erfüllte.
    „Er ist schuld daran", sagte er bitter. „Die Kraft, die von ihm ausgeht, erhält uns und die Pflanzen am Leben. Warum schweigt er jetzt? Will er das Volk der Carmena vernichten?
    Aber warum läßt er auch die Pflanzen darunter leiden? Das ist ungerecht!"
    Sie hatten den Pulk jetzt fast erreicht. Eine Tarja-Batha, die noch ausgeprägtere Zapfen an der Unterseite trug und von sechs jungen Carmena besetzt war, näherte sich ihnen und ging mühsam längsseits. In einiger Entfernung wurde ein zweiter Pulk von Tardajas sichtbar, und ein dritter driftete über sie hinweg. Offensichtlich waren sie endlich in jenes Gebiet zurückgekehrt, in dem die großen Luftströmungen herrschten und die Carmena mit ihren Pflanzen gemächlich um den ganzen Planeten herumtrugen.
    „Woher kommt ihr?" fragte einer der Fremden - er hieß Okarwen und war ungewöhnlich groß und kräftig.
    „Von Süden her", erklärte Kenije.
    „Wie ist die Lage dort?"
    „Wir haben seit Vielen Tagen keine einzige Tardaja mehr gesehen. Unsere Tarja-Batha wurde krank, und wir haben es nur mit Mühe bis hierher geschafft."
    „Die Pflanzen sind alle krank", versetzte Okarwen grob. „Und die meisten Carmena sind es ebenfalls. Zweistern schweigt, und ohne seine Kraft können weder wir noch die Pflanzen überleben."
    Er sah sich aufmerksam um, verschwand für einen Augenblick über den Rand der Tarja-Batha und glitt dann in den Ajuthe.
    „Die Saftzellen sind leer", stellte er fest, als er zurückkehrte. „Die Pflanze müßte schon am Absterben sein, aber sie fliegt immer noch, und ihr seht nicht so aus, als wäret ihr am Verhungern. Wovon ernährt ihr euch?"
    „Wir haben die Zapfen angestochen", erklärte Kenije bereitwillig. „Sie enthalten genug Nahrung, auch wenn ihr Saft nicht besonders, gut schmeckt."
    Okarwen wirkte plötzlich um vieles freundlicher.
    „Hast du das herausgefunden?" fragte er, und als Kenije bejahte, hob Okarwen in einer anerkennenden Geste die Hände. „Carmena wie dich brauchen wir jetzt. Niemand weiß, ob Zweistern für immer schweigen wird. Wir müssen lernen, unser Leben auch ohne seine Hilfe zu meistern."
    Er wandte sich an seine beiden Begleiter - die anderen Carmena hatten genug damit zu tun, die Tarja-Batha neben der anderen jungen Pflanze zu halten.
    „Ich bleibe bei Kenije und kehre mit ihm zu unserer Tardaja zurück", erklärte er. „Sorgt ihr inzwischen dafür, daß möglichst schnell alle Carmena erfahren, daß sie auch die Zapfen als Nahrungsquelle benutzen können. Verbreitet die Nachricht in unserem Pulk, und schickt dann eine von den jüngeren Tarja-Bathas zur nächsten Tardaja-Gruppe hinüber."
    Die beiden Carmena - jünger und kleiner als Okarwen - warfen Kenije scheue und bewundernde Blicke zu und kehrten auf ihre Tarja-Batha zurück. Augenblicke später, während die Pflanzen gerade erst auseinander zu driften begannen, sah Kenije, daß einer von ihnen sich hastig auf die Unterseite begab.
    „Die meisten Tarja-Bathas sind nicht mehr in der Lage, uns zu ernähren", erklärte Okarwen. „Aber auch bei denen, die es noch könnten, werden die Saftzellen nicht mehr angezapft, denn wir dürfen die Tarja-Bathas nicht noch zusätzlich schwächen."
    „Aber wovon lebt ihr dann?" fragte Kenije verwundert.
    „Von den Tardajas", erwiderte Okarwen. „Sie liefern vorläufig noch genug Nahrung für uns alle - wenn wir uns ein wenig einschränken. Die Tarja-Bathas sind schlimmer dran, weil sie sich noch im Wachstum befinden. Wie sieht es bei euch aus? Ist die Notreife schon eingetreten?"
    „Ja", summte Kenije bedrückt.
    „Wie lange ist das her?"
    „Ich bin mir nicht sicher, denn wir haben es wahrscheinlich nicht sofort gemerkt."
    „Und wann habt ihr es gemerkt?"
    „Vor drei Tagen."
    „Und da wart ihr im Süden, in einer der leeren Zonen?" fragte Okarwen ungläubig.
    „Was ist eine leere Zone?" fragte Kenije kleinlaut.
    Okarwen richtete sich verwundert auf.
    „Von welchem Pulk kommst du, daß du das nicht weißt?" fragte er.
    „Wir gehörten keinem Pulk an."
    „Dann müßt ihr aus dem Norden stammen, aus der Zone der wechselnden Winde!"
    „Ja", sagte Kenije erleichtert. „Das stimmt." Er sah sich um, sah die bedenklichen Mienen seiner Begleiter und beschloß trotzdem, diesem Carmena die Wahrheit zu

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