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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kenije bedrückt.
    „Dann werden wir versuchen müssen, so sanft wie möglich zu landen", summte Okarwen nachdenklich.
    „Auf den Zeitgipfeln?"
    Kenije war entsetzt bei diesem Gedanken.
    „Natürlich nicht auf ihnen!" sirrte Okarwen amüsiert. „Es gibt genug Senken, in denen Hunderte von Tardajas Platz hatten."
    „Aber die Pflanzen werden dort unten nicht leben können - und wir auch nicht!"
    „Das steht noch nicht fest", behauptete Okarwen. „Hast du noch nie von jener Legende gehört, derzufolge wir Carmena einst nicht den Luftraum, sondern die Oberflache von Carmen bewohnt haben?"
    „Ich kann mir nicht vorstellen, daß das stimmt", meinte Kenije mutlos.
    „Es gibt noch eine andere Legende", fuhr Okarwen unbeeindruckt fort. „Sie sagt, daß die Tardajas gar nicht auf unserer Welt entstanden sind."
    „Aber woher sollen sie sonst kommen?"
    „Von einer anderen Welt. Fremde Wesen in riesigen, fliegenden Ajuthes, die von jenseits des Himmels kamen, sollen sie hergebracht haben. Sie vermehrten sich schnell und erfüllten die Luft, und in der Tiefe herrschte ewige Dämmerung, so daß die Carmena Zweisterns Licht nicht mehr empfangen konnten. Viele von ihnen starben, aber einige mutige, junge Carmena erstiegen die Zeitgipfel und fingen die jungen Tarja-Bathas ein.
    Sie lernten, auf ihnen zu leben - und alsbald gab es in der Tiefe keine Carmena mehr.
    Unser ganzes Volk lebte auf den fliegenden Pflanzen."
    „Von jenseits des Himmels kann nichts kommen", sirrte Kenije skeptisch. „Die Luft wird dort oben zu dünn. Die fliegenden Ajuthes wären auf der Stelle abgestürzt. Und wo soll jene andere Welt sein, von der die Tardajas stammen? Es ist nur ein Märchen, Okarwen!"
    „Vielleicht ist es das wirklich. Aber im Augenblick müssen wir erleben, daß unsere Tardajas immer tiefer sinken, und wenn Zweistern nicht bald wieder aufwacht und uns seine Kraft leiht, wird uns gar nichts anderes übrigbleiben, als zu landen. Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, an dem einige mutige, junge Carmena wieder einmal einen neuen Weg suchen müssen."
    „Das stimmt", gab Kenije zu.
    Er blickte nachdenklich auf die vielen Tardajas, auf denen verzweifelt um jeden Meter Höhe gerungen wurde. Jetzt erst wurde ihm klar, warum es hier so viele Tarja-Bathas gab: Um das Gewicht der großen Pflanzen zu verringern, trennte man jeden lebensfähigen Ableger so früh wie möglich ab. Die ganz jungen Pflanzen dienten dazu, Nachrichten von einer Tardaja zur anderen zu tragen - wie zum Beispiel die Erkenntnis, daß die Carmena sich auch vom Saft der Zapfen ernähren konnten, wenn die Saftzellen leer blieben. Die stärkeren Tarja-Bathas aber mußten den schweren Mutterpflanzen helfen und sie in die Hohe ziehen.
    Alle Tarja-Bathas, die Kenije zu sehen bekam, waren mehr oder weniger krank. Keine von ihnen würde sich auf natürliche Weise zu einer Tardaja entwickeln können. Das Gleichgewicht in diesem Pulk war bereits empfindlich gestört.
    „Du hast recht", summte er bedrückt. „Wenn Zweistern nicht sehr bald erwacht, werden viele Carmena sterben müssen. Aber mit einer Tardaja könnte man niemals nach unten gelangen."
    „Natürlich nicht. Die Tardajas sind weiter unten nicht mehr flugfähig - sie stürzen ab.
    Aber mit einer Tarja-Batha könnte man es vielleicht versuchen."
    „Sie könnte sich nie wieder erheben", gab Kenije zu bedenken. „Das heißt, daß sie wahrscheinlich sterben müßte. Könntest du eine Tarja-Batha zum Tode verurteilen?"
    „Kenije - die Tarja-Bathas sterben schon jetzt! Allein in diesem Pulk sind rund hundert von ihnen abgestürzt, seit Zweistern uns seine Kraft vorenthält!"
    „Das wußte ich nicht!" summte Kenije erschüttert. „Oh, Zweistern, warum wachst du nicht endlich wieder auf?"
    „Außer den Tarja-Bathas haben wir auch schon einige Tardajas verloren", fuhr Okarwen fort. „Und mit den Pflanzen sind viele Carmena gestorben. Wir müssen etwas unternehmen, oder unser Volk wird aufhören zu existieren!"
    „Du hast recht, aber..."
    Kenije stockte.
    „Was ist das?" fragte er fassungslos.
    Okarwen blickte in die Richtung, in die der junge Carmena deutete.
    „Eine abstürzende Tardaja wahrscheinlich", meinte er. „Mir scheint, wir werden uns an diesen Anblick gewöhnen müssen."
    „Das ist keine Tardaja!" zischte Kenije aufgeregt. „Das ist eine Kugel. Okarwen - sieh doch hin! Es ist wirklich eine Kugel, und sie stürzt nicht ab, sondern sie fliegt."
    „Du hast recht", wisperte Okarwen erschrocken.

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