1149 - Im Bann des Zweisterns
gewöhnt. Du wirst dafür sorgen, daß sie sich so wohl wie möglich hier drinnen fühlen - ich werde inzwischen Mercaro Dampf machen und die BASIS benachrichtigen lassen, falls das noch nicht geschehen ist."
Mercaro war damit beschäftigt, den anderen Wissenschaftlern einen Vortrag über das Innenleben der Blüten zu halten.
„Was ist mit dem Saft?" fragte Rhodan ärgerlich.
„Gleich fertig", winkte Mercaro ab und fuhr fort: „Wir werden die Blüten selbstverständlich noch genauer untersuchen müssen, aber ich kann wohl jetzt schon sagen, daß wir es hier mit einem einmaligen Fall von..."
Irgendwo im Hintergrund summte ein Interkom. Niemand achtete darauf. Rhodan ging hin, und Gucky blickte ihn ernst an.
„Unsere Gäste sind jetzt fest davon überzeugt, daß es keine Rettung mehr für sie gibt", sagte er. „Sie haben sich hingelegt - sie werden sterben, wenn nicht schnell etwas geschieht!"
Rhodan nickte und drehte sich um.
„Mercaro!"
Der Biologe drehte sich irritiert um.
„Der Saft ist so gut wie fertig", versicherte er verständnislos. „Ich will nur noch erklären ..."
„Du wirst jetzt überhaupt nichts mehr erklären", sagte Rhodan eisig. „Die beiden Fremden brauchen Nahrung, und zwar sofort!"
Mercaro setzte zu einer Erwiderung an, überlegte es sich jedoch anders.
„Na schön", murmelte er. „Entschuldigt, Leute, aber die Pflicht ruft."
Rhodan biß die Zähne zusammen und wartete ungeduldig. Als Mercaro schließlich mit zwei offensichtlich praktisch leeren Bechern auf ihn zukam, war er nahe daran, die Beherrschung zu verlieren.
„Ist das alles, was du inzwischen zustande gebracht hast?" fragte er.
„Volle Becher lassen sich so unbequem transportieren", erklärte Mercaro leichtfertig.
„Die jetzt noch fehlenden Bestandteile lassen sich jeden Getränkeautomatik entnehmen."
Rhodan verbiß sich jede weitere Bemerkung. Eine halbe Minute später erreichten sie ihr Ziel. Die beiden Fremden lagen am Boden, und sie sahen aus, als lägen sie tatsächlich im Sterben.
„Eine interessante Reaktion", bemerkte Mercaro, während er an den Getränkeautomaten trat. „Sie ist natürlich rein psychisch bedingt. Diese Wesen sind durchaus gut genährt, auch wenn sie das subjektiv anders sehen mögen ..."
„Bist du bald fertig?"
Mercaro sah Rhodan erschrocken an und ließ Orangensaft in die Becher laufen.
„Schon erledigt", sagte er. „Der Saft alleine hätte es zur Not auch getan."
Gucky und Rhodan entrissen ihm die beiden Becher, eilten zu den beiden kleinen Fremden, hoben deren vordere Körperenden vorsichtig an und tauchten die Trompetenrüssel in das Saftgemisch. Als die beiden Symbionten nach kurzem Zögern zu trinken begannen, sahen sich der Terraner und der Mausbiber an. Dann blickten sie auf Mercaro, der überlegen lächelnd die Szenerie beobachtete.
„Was war außer dem Orangensaft in den Bechern?" fragte Rhodan leise.
„Oh, nichts Besonderes", erklärte Mercaro selbstzufrieden. „Ein Multivitamin, eine Spur Eiweißkonzentrat, ein paar Spurenelemente und etwas Salz. Aber diese Zutaten sind nicht einmal unbedingt erforderlich. Wie bereits gesagt - der Saft alleine hätte es auch getan."
„Seit wann weißt du das?"
„Es war mir klar, sobald ich die Proben entnommen hatte."
„Und warum hast du es nicht gleich gesagt?"
„Woher hätte ich wissen sollen, daß diese überdimensionalen Blattläuse so sensibel sind?" fragte Mercaro beleidigt.
Die beiden Fremden hatten sich mittlerweile sattgetrunken. Das Gefühl der Sättigung ließ sie die vorangegangenen Strapazen um so stärker fühlen, und sie sanken in tiefen Schlaf.
„Lassen wir sie ruhen", murmelte Rhodan. „Komm, Gucky. Du auch, Mercaro!"
Die Tür zu der speziell klimatisierten Kabine schloß sich hinter ihnen. Mercaro eilte in jene Richtung, in der die Laboratorien der GHILA lagen.
„Warte noch!" sagte Rhodan.
Er sah den Biologen an und fragte sich, ob es noch mehr solche Nieten gab.
Verschiedene Leute hatten ihm vorgeworfen, daß er zu sehr auf ihm bereits bekannte, bewährte Beibootbesatzungen zurückgriff. Um diese Vorwürfe zu entkräften, hatte er sich an Bord der GHILA begeben, deren Besatzung sich bisher nicht hervorgetan hatte. Auch die wissenschaftliche Gruppe unter Mercaro war bis zu diesem Augenblick im Hintergrund geblieben.
Andererseits war es nicht das erstemal, daß er sich auf derartige Experimente einließ, und bisher war es eigentlich immer gut ausgegangen. Er kam zu dem Schluß, daß
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