115 - Die Höhle des Chakra
seine nächste Wiedergeburt erfahren kann. Für den geringen Rest des Tages und in der Nacht sind nur wenige Sadhus beim Tempel. Erst morgen können wir mit allen Kräften anrücken."
„Also gut. Dann morgen."
Unga erfuhr noch von dem Colonel, daß Polizisten und auch eine Truppenabteilung mehrmals den Kailasanath-Tempel durchsucht hatten, ohne etwas zu finden. Ein Polizeioffizier war spurlos verschwunden. Die Soldaten waren abgezogen. Die Polizei begnügte sich damit, mit wenigen Leuten den Tempel zu beobachten. Indien hatte andere Probleme als ein wenig Spuk bei einem alten Tempel. Die Behörden sahen noch keinen Grund, hier nachhaltig einzugreifen. Vielleicht fühlten sie sich auch nicht zuständig.
Colonel Bixby wollte Don Chapman kurz begrüßen und mit Manjushri reden. Unga brachte ihn zu den beiden, die im Vorraum warteten.
Don Chapman staunte nicht schlecht, als er Colonel Bixby völlig kahl und im gelben Mönchsgewand vor sich sah.
Nach dem Besuch im Lager der Padma-Anhänger fuhren Unga, Don Chapman, Manjushri und der Sikh Sri Mahadev wieder zum Gasthof „Ashoka" in Ellora. Hier bezogen sie drei Zimmer. Mit dem Hotel „Rajah" in Bombay konnte der Gasthof sich nicht vergleichen. Aber die Zimmer waren sauber und bequem, und es gab fließendes Wasser und eine Etagendusche.
Manjushri zog sich in ihr Zimmer zurück, Sri Mahadev war irgendwo in Ellora unterwegs, und Unga und Don Chapman saßen in ihrem Raum zusammen. Draußen war es schon dunkel.
„Seltsam, daß Colonel Bixby sich plötzlich als Padma-Anhänger entpuppt", sagte der Zwergmann. „Was weißt du eigentlich über ihn, Unga?"
„Sehr viel nicht. Er ist in Indien geboren, lebte seit frühester Jugend in Tibet und vertiefte sich in die Lehren des Lamaismus. Einer regulären Armee hat er meines Wissens nie angehört, wohl aber dem englischen Secret Service und dem militärischen Abwehrdienst der Amerikaner. Das ist eine paramilitärische Organisation, die auf die Wahrung US-amerikanischer Interessen besonders im Nahen und Fernen Osten und in Südostasien bedacht ist. Sie arbeitet gelegentlich mit dem CIA Hand in Hand, beschäftigt sich aber nicht mit Spionage. Beim MAD erreichte Bixby den Rang eines Colonels und schied dann ohne Angabe von Gründen aus. Er kam nach England, um in London eine eigene Sekte zu gründen, die mit fernöstlichen Glaubensprinzipien und Lebensweisheiten auf die materialistische Denkweise des Westens einwirken sollte. Mit dieser Sekte erlitt der Colonel Schiffbruch. Er war kein Schwindler und Schwadronierer wie viele, die sich im Westen als Gurus ausgeben und mit halbgegorenen Weisheiten Geld scheffeln. George Mansfield, der Vorsteher der Magischen Bruderschaft in London, war von Colonel Bixby beeindruckt und hat ihn für die M. B. angeworben. Bixby kam nach Castillo Basajaun, wo er sich in der Abgeschiedenheit recht wohl fühlte. Vor etlichen Wochen verließ er das Castillo wieder, ohne seine Beweggründe dafür zu erläutern. Er sagte nur, er wollte für einige Zeit wieder im Fernen Osten leben."
„Ein rätselhafter Mann", meinte Don.
„Rätsel hin, Rätsel her", sagte Unga, „Jetzt will ich zuerst et as essen. „Ich werde mit Manjushri auf ihrem Zimmer speisen."
„Hm, hm", räusperte sich Don Chapman anzüglich.
„Du brauchst gar nicht so zu grinsen, du Winzling. Dir bringe ich dein Essen dann."
Unga verließ das Zimmer und klopfte nebenan an die Tür von Manjushri. Aber dort meldete sich niemand, Er klopfte lauter und rief. Keine Antwort.
Einer der Söhne des Gasthofbesitzers tauchte auf. Er hatte auf der Etage etwas zu erledigen gehabt. „Die Maharani ist ausgegangen", sagte er. „Gerade eben erst."
Unga sah es als ein Kompliment für Manjushris Schönheit an, daß der junge Mann sie als Maharani - als Fürstin - bezeichnete.
„Wohin ist sie gegangen? Hat sie etwas hinterlassen?"
„Nein, Sir."
„Und sie ist gerade eben erst fortgegangen?"
„Ja. Als ich die Treppe hochkam, ging sie aus dem Haus."
Unga bedankte sich für die Auskunft. Manjushri hatte ihn bezaubert, aber sie gab ihm auch Rätsel auf. Noch immer wußte er nicht, was er von ihr zu halten hatte. Daß sie bei dem Gespräch mit Sri Mahadev so entschieden für die Chakras eingetreten war, gab Unga natürlich zu denken.
Er ging auf sein Zimmer.
„Komm mit, Don!" sagte er und zog seine Jacke an.
„Was ist denn los?" fragte Don Chapman.
Aber schon hatte ihn Unga gepackt und unter der Jacke verstaut.
Der Cro Magnon verließ das
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