Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1150 - Die grosse Vision

Titel: 1150 - Die grosse Vision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verlorengegangen. Perry empfand es als beruhigend, daß sie den gefährlichen Schachtabschnitt ohne Zwischenfall hinter sich gebracht hatten.
    Oben, an der Schachtmündung, hatten sie mit Hilfe der Gravo-Paks bis auf eine Sinkgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde beschleunigt und die Geräte dann so einreguliert, daß die Geschwindigkeit konstant blieb. Der geringen Eigengravitation des Asteroiden konnten sie die Beschleunigung nicht überlassen; es hätte über zwanzig Minuten gedauert, bevor sie ein Tempo von 1m/sec erreichten. Die Langsamkeit des Vordringens machte Perry nervös - und nicht nur ihn allein; das allzeit tatendurstige Raubein Leo Dürk störte sich an dem ereignislosen Dahinstreichen der Minuten noch weitaus mehr. Man hörte das an den nicht immer salonfähigen Bemerkungen, die er in unregelmäßigen Abständen von sich gab.
    Der Nebel kam völlig überraschend. Von einer Sekunde zur ändern war der ganze Schacht damit erfüllt. Auf der Innenfläche der Helmscheibe studierte Perry die Anzeigen, die die in den SERUN eingebauten Meßgeräte lieferten. Der Nebel war ohne Substanz.
    Die Instrumente registrierten noch immer ein nahezu vollkommenes Vakuum. Das einzige, was der Schacht enthielt, waren Gase, die aus dem Gestein verdampften. Ihre Dichte belief sich auf weniger als ein Femtogramm pro Kubikzentimeter. Das war viel nach interstellaren Maßstäben, aber längst nicht genug, um einen derart dicken Nebel zu erzeugen.
    Perry blickte nach oben. Das rote Leuchten wurde vom Nebel verschluckt und reichte nicht mehr aus, den Schacht zu erleuchten. Die Helmlampe hatte sich selbsttätig aktiviert.
    Er sah die klobigen Stiefel von Leo Dürks SERUN; der Rest des Waffenmeisters war in Dunst gehüllt.
    „Einer der Tricks unseres Freundes", sagte Alaska. „Er liefert uns die optische Illusion eines Nebels."
    „Ich nehme an, er will uns auf etwas hinweisen", meinte Perry. „Es würde mich nicht wundern, wenn der Schacht bald zu Ende wäre."
    Die Schachtwände waren nicht mehr zu sehen. Der Dunst versperrte die Aussicht. Perry ließ sich ein Stück zur Seite treiben. Der Nebel hatte mittlerweile die optische Konsistenz dicht gepackter Watte - ohne daß ihm auch nur ein einziges Gramm Substanz innewohnte. Perry bewegte sich anderthalb Meter und konnte seinen Nebenmann Alaska nicht mehr sehen. Er blickte ein zweites Mal nach oben. Auch Leo Dürks Stiefel waren verschwunden.
    „Haltet die Geschwindigkeit konstant", mahnte er. „Wir dürfen nicht auseinander treiben!"
    „Keine Sorge", brummte Leo Dürk. „Wir achten schon aus lauter Angst darauf, daß wir dir nicht verloren gehen."
    Im Hintergrund war die murmelnde Stimme des Technikers, der mit der Oberwelt Verbindung hielt. Wenigstens das funktionierte noch! Perry achtete auf die dreidimensionale Anzeige des Hodometers, die auf seiner Helmscheibe abgebildet wurde.
    Er war inzwischen vier Meter seitwärts abgetrieben. Der Schacht besaß einen Gesamtdurchmesser von sechs Metern. Wo war die Schachtwand geblieben? Er trieb noch ein Stück weiter. Als die Anzeige auf sieben Meter lautete, wußte er, daß sich im Schutz des Nebels eine drastische Veränderung an der Umgebung vollzogen hatte.
    „Vorsicht", sagte er. „Wir sind nicht mehr im Schacht. Die Wände sind verschwunden.
    Macht keine Seitwärtsbewegungen, sonst finden wir nicht mehr zusammen."
    Anstelle einer Bestätigung kam ein erstaunter Ausruf: „Seht doch, es wird heller!"
    Perry sah sich um. Der Nebel umhüllte ihn so dicht, daß er ihn zu greifen können glaubte. Er reflektierte den Schein der Helmlampe. Perry schaltete die Lampe aus.
    Tatsächlich: Es wurde heller. Er fühlte sich in eine Szene zurückversetzt, die sich vor mehr als zweitausend Jahren abgespielt hatte. Er saß in einem Flugzeug, nicht als Pilot, sondern als Passagier. Die Maschine war soeben gestartet und mußte, um die nominale Flughöhe zu erreichen, eine dichte, kilometertiefe Wolkendecke durchstoßen. Vor wenigen Augenblicken war noch alles grau und düster gewesen, aber jetzt hellte der Dunst sich auf, wurde weiß und strahlend. Sekunden noch, und die Maschine hatte die Wolken unter und blauen Himmel über sich. So war es damals gewesen; so war es jetzt.
    Nur saß er nicht im Flugzeug, und er stieg auch nicht in die Höhe, sondern er sank.
    Plötzlich, genau wie damals, waren die weißen Wattebäusche verschwunden.
    Ungehindert ging der Blick in die Weite. Perry traute seinen Augen nicht, als er die lichtdurchflutete

Weitere Kostenlose Bücher