1150 - Die grosse Vision
daß die Theaterstückchen, die der Prophet uns vorspielt, nicht gefährlich sind?"
„Ich weiß, es hört sich nicht besonders sinnvoll an ...", begann Alaska.
Eine dröhnende Stimme unterbrach ihn.
„Hier also habt ihr Zuflucht gesucht!" Schovkrodons Stimme, höhnisch und voller Haß.
„Es ist mühselig, die Tausenden von Räumen nach Terranern abzusuchen, die dem Angreifer feige den Rücken wenden."
Perry war aufgefahren. Er suchte nach einem Empfänger. Die Stimme des Armadaschmieds kam von der Decke. Diesmal verzichtete er auf eine Bildübertragung.
„Hör zu, Schovkrodon", rief er. „Das Wohl der Menschen, die mir anvertraut sind, ist mir mehr wert als alle Weisheiten des Armadapropheten. Ich schlage dir einen Handel vor."
„Handeln willst du mit mir, du dahergelaufener Terraner? Wer sagt dir, daß ich Laune habe, mich mit dir..."
Aus dem Nebenraum kam ein donnernder Krach. Aus den Augenwinkeln sah Perry eine Stichflamme in die Höhe schießen. Pechschwarzer Qualm schoß in dicken Wolken durch die Öffnung, durch die Velda Zee vor wenigen Minuten getreten war. Die Stimme des Armadaschmieds war verstummt, die Verbindung abgerissen.
„Velda!" schrie Perry.
Er schloß den Helm und tauchte in die wirbelnden Rauchschwaden. Rote Flammen leckten durch das Dunkel. Er stolperte über Trümmerstücke, die ihm im Weg lagen, und aktivierte das Gravo-Pak, so daß er dicht über dem Boden schwebte. Unaufhörlich rief er Veldas Namen. Ringsumher knisterte und knackte es. In unmittelbarer Nähe barst ein kastenförmiges Gerät in Flammen. Er kam an eine Stelle, an der bis vor kurzem ein schweres, umfangreiches Aggregat gestanden haben mußte. Jetzt war nur noch die Verankerung vorhanden. Der Boden wies Explosionsspuren auf und war an mehreren Stellen noch glühend. Inmitten der Trümmer, die die Detonation nach allen Seiten verstreut hatte, fand er Velda Zee.
Sie lag in eigenartig verkrümmter Haltung auf dem Rücken. Ihr Helm war offen. Äußere Verletzungen, außer einer blutigen Schramme auf der Stirn, waren ihr nicht anzusehen.
Aber ihr Blick war matt. Es dauerte einige Sekunden, bis sie Perry erkannte. Er schloß ihren Helm, damit sie frische Luft zu atmen bekam.
„Velda", sagte er drängend. „Wir bringen dich hier raus."
Sie schüttelte langsam den Kopf. Ihr Gesicht verzog sich dabei; die Bewegung verursachte ihr Schmerzen.
„Hat keinen Zweck, Perry", kam ihre Stimme hauchend über Helmfunk. „Ich schaff's nicht mehr weit. Aber her ... hereingelegt haben wir ihn... doch." Ein Lächeln huschte über ihre Züge. „Er kann uns jetzt nicht mehr bespitzeln ... das dort... war das zentrale Kommunikationssystem. Er hat jetzt..."
Ihr Kopf sank zur Seite. Die Augen wurden starr. Mit hastigen, zitternden Fingern bearbeitete Perry die kleine Schaltleiste am linken Arm ihres SERUNS. Durch Eintasten eines bestimmten Kodes stellte er eine Kupplung mit Veldas Cxbermed her. Veldas Vitaldaten auf der Videofläche seiner Helminnenseite.
Ein einziger Blick genügte ihm, bestätigt zu finden, was er ohnehin schon wußte. Velda Zee war tot. Der Cybermed hatte die schweren inneren Verletzungen, die bei der Explosion entstanden waren, nicht neutralisieren können.
Er stand auf. Inmitten des verbrannten Flecks, auf dem früher das Aggregat gestanden hatte, ragte Alaska Saedelaeres hagere Gestalt in die Höhe. Der Transmittergeschädigte hielt einen Thermostrahler in der Hand, dessen Lauf bis zur Unkenntlichkeit verbogen und zerschmolzen war.
„Damit hat sie den Kasten vernichtet", sagte er dumpf. „Sie ist tot, nicht wahr?"
„Ja, sie ist tot", nickte Perry. „Der verdammte Armadaprophet..."
„Nicht jetzt, Perry", fiel ihm Alaska ins Wort. „Schovkrodons Armadamonteure sind unterwegs. Sie wissen, wo wir uns versteckt halten. Wir müssen fort!"
*
Perry übernahm die Führung. Von der Erschütterung, die er über Veldas und Leos Tod empfand, merkte man ihm nichts an. Er war wortkarg und schwieg sich Alaska gegenüber darüber aus, welches sein nächstes Ziel war. Nur daran erkannte man, daß sein Innenleben aus dem Gleichgewicht geraten war.
Sie stiegen durch einen endlos langen Antigravschacht in die Höhe. Die Verfolger hatten sie nicht zu sehen bekommen, und inzwischen mußten diese ihre Spur vollends verloren haben, zumal Schovkrodon nicht mehr über die Möglichkeit verfügte, in jeden Raum des Schiffes Einsicht zu nehmen. Minuten vergingen, während sie mit hoher Geschwindigkeit aufwärts
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