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1151 - Das Babel-Syndrom

Titel: 1151 - Das Babel-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ränder einem grell geschminkten, zu einem Ogeformten weiblichen Mund glichen.
    Dahinter bewegte die Platte sich plätschernd über die Oberfläche eines kleinen Sees, der stellenweise mit blühenden Seerosen bedeckt war. In der Mitte hielt die Platte an.
    Zwei Wassernixen tauchten in einigen Metern Entfernung aus dem Wasser, summten zum Klang der Harfe und warfen ihm lockende Blicke zu. Verlegen wegen seiner abgerissenen und verschmutzten Kleidung starrte er sie an.
    Dann wurde er sich bewußt, wie absurd die Situation war, in der er sich befand. Terrania glich einem Irrenhaus, weil niemand mehr den anderen verstand und die Computer verrückt spielten - und ausgerechnet in diesem Tempel der Dekadenz arbeiteten die Computer augenscheinlich normal.
    Die Nixen fletschten die Zähne und verwandelten sich in zwei Krokodile, die zielstrebig auf ihn zuschwammen.
    Domaschek rüttelte an der Plastikstange, doch die Transportplatte rührte sich nicht von der Stelle. Die Krokodile rissen ihre riesigen Mäuler weit auf, dann schlossen sich ihre Kiefer krachend um den Rand der Platte.
    „Hilfe!" schrie Domaschek und hielt sich krampfhaft fest, denn die Platte schaukelte bedrohlich. Er konnte nicht einmal schwimmen, obwohl ihm das wahrscheinlich nichts genützt hätte.
    Wasser schwappte über die Platte und lief in seine Schuhe.
    Domaschek zitterte.
    Wenn er losließ, würden die Krokodile ihn in Sekundenschnelle verschlingen. Und es gab nicht einmal mehr eine ID-Karte von ihm, die an seine Existenz erinnern konnte.
    Niemand würde wissen, daß es einen Lassel Domaschek jemals gegeben hatte.
    Herzina!
    Nein, auch sie würde ihn aus ihrer Erinnerung tilgen. Oder doch nicht?
    Vielleicht würde sie um ihn weinen und ihre nächste Roboter-Kreation nach ihm benennen.
    Zwei Engel in langen halbdurchsichtigen Gewändern und mit winzigen Flügeln schwebten herab und griffen ihm unter die Arme.
    Er klammerte sich nur noch fester an die Plastikstange.
    Wer weiß, in was für Ungeheuer sich diese Engel verwandeln würden, wenn er sich ihnen anvertraute!
    Die Krokodile schoben ihre häßlichen Köpfe auf die Platte. Noch einen halben Meter, dann würden die gräßlichen Kiefer sich um seine Füße schließen.
    Domaschek ließ die Stange los. Die Engel schwebten aufwärts, geradewegs in einen tiefblauen Himmel hinein. Als Domaschek einen Blick zurück warf, sah er unter sich eine sattgrüne Wiese, auf der sich zwei spärlich bekleidete üppige Frauen rekelten und ihm schmachtende Blicke zuwarfen.
    Entrüstet sah Domaschek weg - und erschrak.
    Seine Engel hatten sich in schwarze Roboter mit silberfarbenen Gesichtsmasken verwandelt. Ihre stählernen Hände preßten Lassels Arme mit der brutalen Gewalt von Schraubstöcken.
    Ich habe es geahnt! durchfuhr es ihn. Diese sadistischen Teufeleien paßten genau zu dem geldgierigen Blue, der ständig seine Kreaturen der Wahrheit, Weisheit und des Unheils beschwor. Und für so etwas hat er mir mein ganzes Geld abgeknöpft!
    „Laßt mich los!" schrie er die Roboter an.
    Ein heftiges Kribbeln durchlief seinen Körper, als die beiden Roboter mit ihm in das Blau des Himmels flogen. Im nächsten Moment gab es einen, dumpfen Knall. In seinem Nacken war ein ziehender Schmerz, der langsam abklang, während der Boden sich pulsierend unter seinen Füßen bewegte und ihn vorwärts stolpern ließ.
    Endlich kam der Boden zur Ruhe.
    Lassel Domaschek blieb stehen und sah sich um.
    Er stand auf dem Boden einer kuppelförmigen Halle, in deren Wandung zahlreiche offene Tore eingelassen waren. Hinter ihnen wallten rote, orangefarbene, gelbe, grüne, blaue und violette Nebelschwaden. Die beiden Roboter waren verschwunden.
    Lassel fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen. Das heißt, er wollte es tun, aber als seine Hand in Augenhöhe war, hielt er sie an und starrte entsetzt auf das metallische Gebilde.
    Er hatte die Hand eines Roboters!
    Ein Schluchzen löste sich aus seiner Kehle. Er glaubte zu begreifen, was geschehen war. Die Roboter waren mit ihm durch ein blaugefärbtes Transmitterfeld geflogen, und der Transmitter hatte durch eine Fehlfunktion seiner Positronik die Moleküle nach der Wiederverstofflichung nicht exakt so angeordnet, wie er es hätte tun sollen. Als Folge davon mußte er mit der Hand eines Roboters herumlaufen, während einer der Roboter jetzt mit einer menschlichen Hand herumlief.
    Weinend packte er die Roboterhand mit der anderen, menschlich gebliebenen Hand und zerrte daran. Doch sie saß

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