1156 - Der Armadaprinz
wenn sie nicht verbluten soll."
„Wir haben keine Medo-Monteure", antwortete der Ouecho mit heller Stimme, die aus keiner erkennbaren Öffnung kam. Er stand auf drei dünnen Beinen, die in faustgroßen Ballen endeten, während die obere Variofläche keinerlei Extremitäten gebildet hatte.
„Wer kann ihr dann helfen?" fragte Valdecci verzweifelt.
„Ich", erklärte das seltsame Wesen.
„Worauf wartest du dann noch?" brüllte Manahe, der drauf und dran war, die Nerven zu verlieren. Er sah, wie das Blut aus der Wunde pulsierte, und er wußte, daß mit jedem Blutstoß der Tod für Simone näher rückte.
„Du mußt ihm einen klaren Befehl geben", sagte Aarn Valdecci, „oder du kannst auf den Psychostrahler verzichten."
„Gut", stöhnte Manahe. „Hör zu, Ouecho. Ich will, daß du dieses Mädchen rettest.
Simone ist verletzt, und sie verblutet. Unternimm etwas. Sofort. Sie muß leben."
Der Ouecho eilte zu der jungen Frau. Aus seiner oberen Variofläche hoben sich fünf tentakelartige Arme heraus, von denen zwei in krallenartigen Händen, einer mit einem Auge und zwei weitere mit seltsamen Fasern endeten, bei denen zunächst nicht zu erkennen war, welcher Aufgabe sie gerecht werden sollten.
Mit den Krallen öffnete das Doppelwesen die Kombination, legte die Wunde frei und zog sie dann vorsichtig auseinander. Sodann senkten sich die Arme, die mit den Fasern versehen waren, in die Wunde. Das Stielauge folgte.
„Das können wir doch nicht hier auf dem Gang machen", sagte Valdecci nervös. Er faßte sich an den Kopf. „Was meinst du, was los ist, wenn weitere Ouechos oder gar Armadamonteure in dieser Gegend auftauchen?"
„Jetzt ist es zu spät, in einen der Räume zu gehen", erwiderte Jotho Manahe. „Sieh dich doch um. Der Boden ist voller Blut. Wenn jemand kommt, suchen sie alles ab. Da spielt es keine Rolle, ob wir hier oder in einem der Räume sind."
Valdecci mußte ihm recht geben. Die Spuren waren unübersehbar. Nicht nur das Blut auf dem Boden sprach eine eindeutige Sprache, auch der zertrümmerte Armadamonteur wies darauf hin, daß auf dem Gang gekämpft worden war.
Wenn wir überrascht werden, ist alles aus, dachte der Kosmosignalist. Wir können nur noch hoffen.
Er kniete sich neben Simone Keim auf den Boden. Staunend beobachtete er den Ouecho, der sogar über eine winzige Lampe verfügte, die er in die Bauchhöhle der Verletzten eingeführt hatte, so daß er die Operationsstelle beleuchten und daher besser sehen konnte.
Die Blutungen hatten aufgehört. Mit einer dünnen Röhre saugte der Ouecho das in die Bauchhöhle eingedrungene Blut ab und führte es seinem eigenen Körper zu.
Valdecci schluckte, als er es sah. Der Hals wurde, ihm eng.
„Bist du sicher, daß das nicht so eine Art Vampir ist?" fragte er.
Jotho Manahe lachte heiser.
„Wir werden ihn Dracula nennen", erwiderte er. „Wie steht's, Dracula? Was treibst du?
Los, gib Antwort."
„Ich habe soeben die Hauptblutgefäße verklebt", erwiderte der Ouecho bereitwillig, „so daß Blut nun nicht mehr ausfließen kann. Jetzt bin ich dabei, die Bauchhöhle zu säubern und keimfrei zu machen, um Folgeinfektionen auszuschließen. So, das wäre erledigt."
„Und die Wunde, Dracula? Verschließe sie."
„Das geschieht bereits", erklärte das Zwillingswesen. „Die Wunde muß von der Bauchdecke her, also von innen nach außen, behandelt werden."
Die beiden Männer beobachteten, daß die Pseudoarme des Ouechos immer dünner wurden und sich zugleich langsam aus der Wunde zurückzogen. Diese wurde kleiner und schloß sich allmählich, bis nur noch eine kaum sichtbare Narbe blieb. Der Ouecho beseitigte die letzten Blutspuren, schloß die Kombination und bildete dann seine Arme zurück, bis diese völlig in der Variofläche verschwanden.
„Ich warte auf weitere Anweisungen", erklärte das Zwillingswesen danach.
„Du kannst gehen", sagte Valdecci, als er sah, daß Simone zu sich kam.
„Noch nicht", widersprach Jotho Manahe. „Nicht so schnell, Dracula. Der Gang muß gesäubert werden. Die Blutspuren und die Trümmer des Armadamonteurs müssen weg.
Wenn du das besorgt hast, kannst du weitergehen. Vergiß alles, was mit uns zu tun hat.
Hast du verstanden?"
„Vollkommen."
Valdecci kniete sich hin, schob seine Arme unter die junge Frau und hob sie vorsichtig hoch. Sie blickte ihn mit großen Augen an.
„Was ist passiert?" fragte sie, als er sie über den Gang trug.
„Hast du Schmerzen?"
„Nein. Überhaupt nicht."
„Du warst
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