1156 - Der Armadaprinz
verletzt", erklärte er. „Aber jetzt ist alles in Ordnung."
„Ich fühle mich so schwach."
„Du hast Blut verloren, aber du wirst dich bald erholen."
Sie lächelte, ließ sich noch ein wenig tragen, bat ihn dann aber, sie auf den Boden herabzulassen.
„Soll ich sie übernehmen?" fragte Jotho Manahe und grinste anzüglich. „Ich meine, dann könnte ich sie endlich mal in die Arme nehmen."
Das war zuviel für die junge Frau. Simone klammerte sich an Valdecci und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Ich ertrage ihn nicht mehr", schluchzte sie. „Ich kann ihn nicht ausstehen. Warum jagst du ihn nicht zum Teufel?"
„Jotho hat dir gerade das Leben gerettet", antwortete er.
*
Mit Unterlichtgeschwindigkeit raste das Armadafloß seinem Ziel entgegen. Vor einigen Stunden hatte man die Überlichtphase unterbrochen, um Orientierungsberechnungen durchzuführen. Nun war man dabei, die nächste Überlichtphase einzuleiten.
Das Armadafloß war noch annähernd zwanzig Lichtjahre von dem Wall der Armadaschmiede MOGODON entfernt, als plötzlich ein kleines, silbern glänzendes Raumschiff neben ihm auftauchte. Es war zunächst nur als Ortungsreflex erkennbar, und Nachor von dem Loolandre und seine Helfer hofften, daß es nur zufällig in ihrer Nähe erschienen war und bald wieder verschwinden würde. Doch dann meldete es sich und forderte das Floß auf, zu stoppen.
„Wir ignorieren ihn. Oder soll ich ihn abschießen?" fragte Porres ungehalten. Das Armadafloß behielt seine Geschwindigkeit bei.
„Nein", widersprach der Einäugige. „Wir wollen ihn uns anhören. Ich will wissen, warum er hier ist."
„Wieso?" fragte das Vogelwesen. Es strich sich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die feuerroten Tränensäcke, die zu beiden Seiten seines Schnabels herabhingen. „Dieses Schiff ist doch ohne jede Bedeutung."
„Dieses kleine Raumschiff könnte die Voraussetzung dafür sein, daß man uns durch den Schmiedewall läßt", antwortete Nachor. „Dies ist keine zufällige Begegnung, also tun wir besser daran, uns mit dem da drüben zu beschäftigen. Ich will jedoch nicht, daß man mich sieht. Ich gehe auf den Gang hinaus, wo ich alles mithören kann, aber nicht von den Kameras erfaßt werde."
Während das Floß bis auf Unterlichtgeschwindigkeit verzögerte, verließ er die Hauptleitzentrale und zog sich auf den Gang zurück, der zur Kabine des Flößers führte.
Auf den Bildschirmen erschien ein silbern schimmerndes Gitter.
„Das hat aber lange gedauert, Broon", sagte es. „Wieso? Du wußtest doch, daß ich komme."
An der oberen Querstrebe des Gitters funkelten fünf grüne Augen, über denen sich dunkle, in Wellenlinien verlaufende Augenbrauen befanden. Zwei Senkrechtstreben hoben sich aus dem Gitter heraus. An ihren Enden bewegten sich zwei Hände, die sehr geschmeidig zu sein schienen.
„Wo ist Broon?" fragte das seltsame Wesen.
„Er ist in seiner Kabine", antwortete Porres. „Er fühlt sich nicht wohl. Offenbar eine Infektion. Er läßt sich entschuldigen. In etwa zwei Stunden kannst du mit ihm reden."
Er blickte flüchtig zu dem Gang hinüber, in dem der Armadaprinz stand, der nun wieder die schwarze, rüstungsähnliche Kleidung trug, die er fast immer anlegte. Lediglich für den Ausflug zu dem Ernteplaneten hatte Nachor sich andere Kleider übergestreift, um den Angriffsplan nicht dadurch zu gefährden, daß er vorzeitig erkannt wurde. Eine Vorsichtsmaßnahme, die Porres für übertrieben hielt.
„Und wo ist Szanisch?" fragte das Gitterwesen. „Was ist denn los bei euch? Da stimmt doch etwas nicht."
„Hier ist alles in Ordnung", behauptete Porres und bemühte sich um einen vertrauenerweckenden Ton. „Wer bist du? Komm herüber und sieh dich, um bei uns."
„Mein Name ist Gitter. Ich werde warten", erwiderte der Fremde. „Wenn Broon soweit ist, soll er mir Bescheid sagen."
Damit brach er die Verbindung ab.
Nachor von dem Loolandre kehrte in die Hauptleitzentrale zurück.
„Das ist unangenehm", sagte er, „und kann gefährlich für uns werden."
Er blickte auf den Bildschirm. Das stabförmige Raumschiff des Gitterwesens ließ sich vom Floß wegtreiben, bis es etwa zwei Kilometer von ihm entfernt war. Diese Distanz war so groß, daß sich ihm keiner der Armadarebellen unbemerkt nähern konnte.
„Wir müssen etwas tun", stimmte Porres zu. „Wenn dieses verdammte Gitterwesen Funkverbindung mit dem Schmiedewall aufnimmt, ist es aus mit unserem
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